Honors Mission: Honor Harrington, Bd. 25. Roman
mir weniger Sorgen darüber, dass er diese Verhandlungen vollständig sabotieren wird, Hoheit«, merkte Selleck an, »als dass er sie unnötig in die Länge zieht. Oder genau das zumindest versuchen wird. Nach allem, was ich bislang von ihm miterlebt habe, bin ich der Ansicht, er glaubt, je schlimmer sich die Lage zwischen uns und den Sollys auswächst, desto eher werden wir seine Bedingungen akzeptieren, um bloß endlich irgendeinen Friedensvertrag zu bekommen. Dann könnten wir uns nämlich in Ruhe um die Liga kümmern, ohne sich auch noch Sorgen um die Republik machen zu müssen, die uns ohne Friedensvertrag weiterhin im Nacken sitzt.«
»Das wäre ... unfassbar töricht von ihm«, sagte Kew. »Das wäre fatale Dummheit!«
»Ich denke, er hält es für unmöglich, dass die Königin - ich meine: die Kaiserin - wirklich bereit ist, die ganze Republik zu zerstören, wenn wir nicht rechtzeitig einen Friedensvertrag schließen, Barnabas«, sagte Tuominen mit schwerer Stimme.
»Und selbst wenn er glaubt, dass wir das letztendlich doch tun werden, denkt er doch nicht, dass das schon Morgen geschehen wird«, stimmte Honor zu. »Was ihn angeht, versucht er hier nur Zeit zu schinden - und er glaubt, diese Zeit bleibe ihm auch noch. Seien wir doch ehrlich: In gewisser Weise hat er ja noch nicht einmal unrecht! Ihre Majestät wird die Navy nicht eher gegen die Infrastruktur von Haven losschicken, als ihr das absolut unvermeidbar erscheint. Wäre es anders, hätte sie uns doch niemals ausgeschickt, um diese Verhandlungen überhaupt zu führen!«
Ich denke, ich sollte nicht erwähnen, wie schwer es war, sie dazu zu bewegen, setzte Honor in Gedanken hinzu.
»Das Problem ist: Egal wie viel Zeit er zu haben glaubt, unsere Zeit ist einfach nicht unbegrenzt. Und das hier macht alles nur noch schlimmer. Deswegen befürchte ich, Younger wird sich verrechnen ... mit unschönen Konsequenzen für alle Beteiligten.«
»Das stimmt wohl.« Entschlossen nickte Selleck. »Die Frage ist: Wie können wir ihn davon abhalten, genauso weiterzumachen?«
»Ich glaube nicht, dass wir direkt gegen ihn vorgehen können«, erwiderte Honor. »Andererseits hat Präsidentin Pritchart ganz offensichtlich schon deutlich mehr Erfahrung darin, ihn im Zaum zu halten, was Fragen der Innenpolitik betrifft. Also erscheint mir der nächste logische Schritt, mit der Präsidentin ein kleines Gespräch unter vier Augen zu führen und sie darauf aufmerksam zu machen, was uns im Augenblick solche Sorgen bereitet.«
»Guten Abend, Admiral Alexander-Harrington.«
Eloise Pritchart erhob sich und schüttelte über ihren Schreibtisch hinweg Honor die Hand, kaum dass Angela Rousseau den manticoranischen Admiral in das Büro der Präsidentin geführt hatte.
»Guten Abend, Madame Präsidentin«, erwiderte Honor und unterdrückte ein Lächeln, als Sheila Thiessen Spencer Hawke ein wenig brüsk zunickte. Nach zweieinhalb Wochen hatten die Leibwächter und Paranoiker vom Dienst wenigstens wechselseitigen Respekt entwickelt. Tatsächlich begannen sie sogar allmählich, einander zu mögen - wenigstens ein bisschen. Aber keiner von ihnen wäre bereit gewesen, diesen Umstand einer Menschenseele mitzuteilen.
»Danke, dass Sie so kurzfristig Zeit für mich gefunden haben«, fuhr sie fort und setzte sich in den Sessel, der mittlerweile in Pritcharts Büro zu ihrem Stammplatz geworden war. Geschmeidig ließ sich Nimitz auf ihren Schoß gleiten und rollte sich dort behaglich zusammen. Mit seinen grasgrünen Augen blickte er wachsam die Präsidentin an. Pritchart lächelte.
»Spontan fällt mir wirklich niemand ein, der höhere Priorität dabei genießen würde, für ihn ›Zeit zu finden‹, Admiral«, sagte sie trocken.
»Ja, das wohl nicht«, bestätigte Honor und lächelte ebenfalls.
»Jetzt, wo Sie da sind: Darf ich Ihnen etwas anbieten?«, erkundigte sich die Präsidentin. »Mr. Belardinelli hat in seiner Schreibtischschublade noch ein paar dieser Chocolate Chip Cookies, die Ihnen so Zusagen.«
Sie gestattete sich ein verschwörerisches Lächeln, und Honor lachte leise in sich hinein. Doch zugleich schüttelte sie den Kopf. Ihr Lächeln verflog, und Pritchart richtete sich in ihrem Sessel auf.
»Na, wenn das so ist...«, sagte sie. »Wenn ich Sie richtig verstanden hatte, gibt es etwas Vertrauliches, was wir besprechen müssten, richtig?«
»Das stimmt, Madame Präsidentin.« Honor blickte erst zu Thiessen hinüber, dann wieder zu Pritchart. »Ich gehe davon aus, Ms.
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