Honors Mission: Honor Harrington, Bd. 25. Roman
auch nicht einfach nur tatenlos den Hintern plattsitzen! Ich schaue mir ganz genau an, was wir alles gegen Manticore zum Einsatz bringen können, falls es tatsächlich zu Kampfhandlungen kommt, und ich werde vermutlich auch schon zumindest einen Teil der Reserveflotte aktivieren und bemannen lassen. Aber solange wir nicht gemeinsam zu dem Schluss kommen, jetzt sei eine Änderung unserer Vorgehensweise angesagt, werde ich das Kräftegleichgewicht im Talbott-Gebiet genau so belassen, wie es gerade ist. « Er zuckte die Achseln. »Mehr können wir wegen der Signalverzögerung im Augenblick sowieso nicht tun. «
Kolokoltsov war immer noch nicht ganz zufrieden, und ihm behagte auch nicht, was er gerade im Blick seines Kollegen gesehen hatte. Doch genauer benennen konnte er es nicht, und so nickte er nur.
»Also gut«, sagte er und warf einen Blick auf sein Chrono. »Ich werde dafür sorgen, dass Ihnen allen eine vollständige Kopie dieser Note der Mantys zugeht, ebenso Sigbees Bericht und die zugehörigen technischen Daten. Um vierzehn Uhr liegt ihnen das Material vor. «
Kapitel 2
»Ich glaub das einfach nicht«, murmelte Flottenadmiral Winston Kingsford, der Kommandeur der Schlachtflotte. »Ich meine, ich habe ja schon immer gewusst, dass Josef die Mantys abgrundtief hasst, aber trotzdem... «
Er beendete den Satz nicht, als ihm bewusst wurde, was er da gerade gesagt hatte. Es war gewiss nicht die diplomatischste Anmerkung, die er sich hier hätte erlauben können, denn es war Flottenadmiral Rajampet persönlich gewesen, der vorgeschlagen hatte, Josef Byng zum Kommandeur von Kampfgruppe 3021 zu ernennen. Seinerzeit war Kingsford diese Entscheidung recht sonderbar vorgekommen, schließlich gehörte diese Kampfgruppe der Grenzflotte an, und Byng war, ebenso wie Kingsford selbst, ein Offizier der Schlachtflotte. Zudem hatte er damit gerechnet, Flottenadmiral Engracia Alonso y Yanez werde dieser Ernennung widersprechen. Außerdem war er davon ausgegangen, Byng selbst werde dieses Kommando ablehnen. Aus dem Blickwinkel der Schlachtflotte betrachtet, war ein Kommando über Einheiten der Grenzflotte de facto eine Degradierung, und Josef Byng hatte dank seiner Familie genug Beziehungen, um dergleichen zu verhindern, wäre ihm daran gelegen.
Das alles brachte Kingsford dazu anzunehmen, es sei vielleicht keine so gute Idee, ein ›Ich hab’s ja gleich gesagt‹ auch nur anzudeuten, nachdem nun alles so katastrophal schiefgegangen war.
»Glauben Sie’s nur«, erwiderte Rajampet düster.
Die beiden saßen in Rajampets verschwenderisch ausgestattetem Büro in der Spitze des vierhundert Stockwerke hohen Navy-Gebäudes. Der Ausblick, der sich durch die - echten -Fenster bot, war spektakulär. In vielleicht dreißig oder vierzig Jahren würde in diesem Raum ganz bestimmt ein gewisser Winston Kingsford residieren.
Vorausgesetzt, er baute in der Zwischenzeit nicht allzu viel Mist.
»Haben Sie sich die Technik-Unterlagen schon angeschaut, Sir? «, fragte er.
»Noch nicht. « Rajampet schüttelte den Kopf. »Ich bezweifle doch sehr, dass sich darin Hinweise auf irgendwelche manticoranische Superwaffen finden werden. Selbst wenn die so etwas wirklich haben sollten, hätten sie ganz gewiss alle diesbezüglichen Daten gelöscht, bevor Material an uns weitergegeben wurde. Und da Sigbee mit sämtlichen ihrer Schiffe kapituliert hat, werden die Mantys wohl ganze Arbeit geleistet haben, solche Daten auch von deren Computern zu entfernen. Also werden wir hier wohl kaum allzu viel über ihre Technik erfahren -obwohl sie uns in all ihrem Großmut unser Eigentum zurückgegeben haben. «
»Wenn Sie gestatten, Sir, werde ich das Material trotzdem an Karl-Heinz und Haishwun weiterleiten. «
Admiral Karl-Heinz Thimár leitete das Office of Naval Intelligence, den Flottennachrichtendienst der Solaren Navy, und Admiral Cheng Haishwun war der Leiter des Amtes für Operationsanalyse. OpAn war die größte Abteilung des ONI, und damit war Cheng Thimárs Stellvertreter... und zugleich auch derjenige, der diesen ganzen Schlamassel hätte kommen sehen müssen.
»Selbstverständlich«, stimmte Rajampet zu und wischte mit einer herrischen Handbewegung jegliche Bedenken seines Untergebenen beiseite. Dann kniff er die Lippen zusammen. »Aber geben Sie das Material noch nicht weiter, bevor ich nicht persönlich mit Karl-Heinz geredet habe. Irgendjemand muss ihm das mit Karlotte erzählen. Ich denke, das werde wohl ich tun müssen. «
»Jawohl, Sir«,
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