Honors Mission: Honor Harrington, Bd. 25. Roman
hinüberschaffen. Ich weiß, dass Sie Karl-Heinz das mit Karlotte persönlich mitteilen möchten, Sir, aber wir werden uns wohl ziemlich beeilen müssen, wenn Ihnen schon morgen früh die Modelle und Analysen vorliegen sollen. «
»Den Hinweis habe ich verstanden«, erwiderte Rajampet und verzog die Lippen zu einem schmalen Lächeln. »Gehen Sie nur schon zu seinem Büro hinüber. Ich melde mich währenddessen über Com bei ihm. Ist wahrscheinlich sowieso eine gute Idee, ihn möglichst bald mit irgendetwas anderem abzulenken. «
Elizabeth III. saß in ihrem altmodischen Lieblingssessel im King Michael’s Tower. Ein drei Meter hoher Weihnachtsbaum - in diesem Jahr eine gryphonische Nadelblattföhre -stand überreich geschmückt in der Mitte des Raumes und wachte über die Geschenke, die unter seinen Zweigen aufgestapelt waren. Das harzige Aroma des Baumes erfüllte den ganzen Raum; es war ein heimeliger Duft, fast wie ein kaum merkliches Beruhigungsmittel, das nur noch zu der ruhigen Friedlichkeit beitrug, die eigentlich stets im King Michael’s Tower herrschte. Und es gab auch einen guten Grund, warum dieser Baum gerade hier stand, nicht in einem anderen Teil des Mount Royal Palace. Der gedrungene, uralte Steinbau dieses Turmes, umgeben von sonnenbeschienenen Gärten und Springbrunnen, stellte ein massives, tröstliches Mahnmal der Beständigkeit in Elizabeths nur allzu häufig chaotischer Welt dar. Schon oft hatte sie sich gefragt, ob das wohl der Grund dafür sei, dass sie ihn als das private Refugium für sich selbst und auch ihre ganze Familie ansah. Natürlich konnte sie hier auch ihre Amtsgeschäfte tätigen, schließlich war eine Monarchin, die zugleich auch das regierende Staatsoberhaupt war, nie richtig ›außer Dienst‹. Doch selbst wenn es um Amtsgeschäfte ging, war nur ihrer Familie und ihren engsten Freunden der Zutritt in den King Michael’s Tower gestattet.
Und einigen ganz besonderen Personen, dachte sie, während sie den hochgewachsenen Admiral mit den auffallenden Mandelaugen betrachtete. Die Frau saß ihr auf dem Fensterplatz gegenüber. Sie hatte die langen Beine untergeschlagen und lehnte sich mit dem Rücken gegen die massige Fensterlaibung. Ganz besonderen Personen, die beides zugleich geworden sind.
»Also«, fragte die Königin, »was hat deine Freundin Stacey denn nun gestern beim Lunch gesagt? «
»Meine Freundin? « Admiral Lady Dame Honor Alexander-Harrington wölbte eine Augenbraue.
»Ich denke, das Wort trifft es doch recht gut. « Elizabeths Lächeln war eindeutig säuerlich. »Es hätte schließlich niemand für sonderlich wahrscheinlich gehalten, dass sich diese Freundschaft jemals ergibt, wenn man bedenkt, wie du ihren Vater kennengelernt hast. «
»So übel ist Klaus Hauptmann eigentlich gar nicht. « Honor zuckte mit den Schultern. »Zugegeben, in Basilisk hat er sich ordentlich blamiert, und auch in Silesia sind wir nicht gerade prächtig miteinander ausgekommen. Um ganz ehrlich zu sein: ich denke nicht, dass ich ihn jemals wirklich mögen werde. Aber er hat sehr wohl ein Gespür für Ehre und Pflichten, und dem kann ich zumindest Respekt entgegenbringen. «
Der cremefarbengraue Baumkater, der sich auf der Fensterbank ausgestreckt hatte, hob den Kopf und blickte Honor an, die Ohren spöttisch verdreht. Dann setzte er sich auf und gestikulierte mit den Echthänden.
»Er ist klug genug, Angst vor dir zu haben«, signalisierte er mit seinen flinken Fingern blitzgeschwind. »Und er weiß, was Verstand-aus-Kristall ihm angetan hätte, wenn er seine Fehler nicht offen eingestanden hätte. «
»»Verstand-aus-Kristall«? «, wiederholte Elizabeth. »Ist das der Name, den die Baumkatzen Stacey gegeben haben? «
»Ja«, erwiderte Honor, blickte dabei aber nach wie vor ihren ’Kater an. »Aber so richtig fair ist das eigentlich nicht, Stinker«, ermahnte sie ihn.
»›Fair‹ ist ein Zwei-Bein-Konzept«, gab er zurück. »Die Leute ziehen es vor, Dinge zutreffend auszudrücken. «
»Genau das ist einer der Gründe, weswegen ich persönlich Baumkatzen ja den meisten Zwei-Beinen vorziehe, die ich kenne«, stimmte Elizabeth dem ’Kater zu. »Und eigentlich ist Nimitz’ Einschätzung der Persönlichkeit von Klaus Hauptmann der meinen deutlich näher als deine. «
»Ich würde ihn jetzt auch nicht gerade als Heiligen bezeichnen, weißt du? «, merkte Honor milde an. »Ich habe nur gesagt, so übel ist er gar nicht, und das stimmt auch. Er ist arrogant, eigensinnig,
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