Honors Mission: Honor Harrington, Bd. 25. Roman
Mantys betrifft?«, fragte Vizeadmiral Pepe Bautista, Crandalls Stabschef, skeptisch nach. Bautista verhielt sich selbst seinen Kameraden aus der Schlachtflotte gegenüber häufig äußerst beißend - wenn sie einen niedrigeren Rang bekleideten als er selbst. Ganz offensichtlich sah er keine Veranlassung, einem einfachen Commander gegenüber, der auch noch der Grenzflotte angehörte, Zurückhaltung walten zu lassen.
»Was für einen ›Unfug‹ genau meinen Sie, Sir?«, erkundigte sich Shavarshyan so höflich, wie ihm das eben möglich war.
»Es fällt mir schon schwer genug zu glauben, was Grüner da berichtet hat: Die Mantys hätten das Feuer auf die Jean Bart über eine Distanz von vierzig Millionen Kilometern hinweg eröffnet.« Er verzog das Gesicht. »Bevor ich das glaube, würde ich gerne zumindest ein paar zuverlässige Sensordaten sehen! Aber selbst wenn das wirklich stimmen sollte, wollen Sie ernstlich andeuten, deren Reichweite könnte noch größer sein?«
»Ich hätte ebenfalls gerne bessere Daten, Sir«, erwiderte Shavarshyan und meinte das völlig ernst. Lieutenant Aloysius Grüner war der Kommandant von Kurierboot 17702 gewesen, dem einzigen Schiff aus Josef Byngs unglücksseliger Einheit, dem die Flucht gelungen war, bevor Byng den Tod gefunden und Sigbee kapituliert hatte. Grüner war schon sehr früh während des Verlaufs dieser Konfrontation losgeschickt worden. Das erklärte auch, wie er den Mantys hatte entkommen können, um von dieser Katastrophe überhaupt erst Bericht zu erstatten. Anscheinend hatte Admiral Byng in einer weiteren glorreichen Zurschaustellung seiner Inkompetenz keinen Grund gesehen, seine anderen Kurierboote anzuweisen, auch nur ihre Emitter hochzufahren. Also hatten sie alle hilflos im Orbit verbleiben müssen, als Sigbee schließlich kapitulierte. Sie alle konnten von Glück reden, dass das eine Boot, dessen Start Byng befohlen hatte, ihnen noch nahe genug gewesen war, um Sigbees im Rafferverfahren übertragene letzte Depesche zu empfangen - die Depesche, in der sie die Zerstörung der Jean Bart und ihre eigene Kapitulation meldete. Doch es war nicht mehr die Zeit geblieben, KB 17702 detaillierte taktische Berichte oder Sensordaten zu der Bewaffnung der Mantys zukommen zu lassen. Es war natürlich nicht Grüners Schuld, dass auch er diese Information nicht liefern konnte, denn die Ortungssysteme von Kurierbooten waren nicht gerade sonderlich leistungsstark. Auch wenn er seinen Vorgesetzten mehr oder minder hatte berichten können, was geschehen war, wusste er doch nicht zu erläutern, wie die Mantys das geschafft hatten. Möglicherweise hatte man mittlerweile weitere Informationen in das Meyers-System geschickt, aber wenn dem so war, dann befanden sich diese Informationen immer noch irgendwo achteraus von Kampfverband 496.
Kann ja auch gar nicht anders sein, dachte Shavarshyan beißend. Alles andere hätte ja vermuten lassen, dass es unter den Leuten, die bei diesem Kotzcluster etwas zu sagen haben, wenigstens einen gibt, der tatsächlich nicht völlig inkompetent ist.
»Nichtdestotrotz befand sich Lieutenant Grüner seinerzeit vor Ort«, fuhr er dann fort. »Er hat mit eigenen Augen gesehen, was passiert ist. Auch wenn uns nicht die Daten vorliegen, die ich gerne hätte, hat er doch wiederholt auf die Kampfentfernung hingewiesen. Und in Sigbees Depesche findet sich nichts, was vermuten ließe, er könne sich doch getäuscht haben. Angesichts der relativen Positionen und der Geschwindigkeiten der beteiligten Einheiten zueinander bedeuten vierzig Millionen Kilometer Distanz bei Abschuss etwa neunundzwanzig oder dreißig Millionen Kilometer Reichweite aus dem Stand. Nichts, was wir zur Verfügung haben, hat unter Antrieb eine solche Reichweite, nicht einmal die großen Systemverteidigungsraketen, die Technodyne nach Monica verlegt hat.
Aber eine Reichweite von dreißig Millionen Kilometern aus dem Stand entspricht ziemlich genau der kombinierten Reichweite zweier in Reihe geschalteter Raketenantriebe. Als einzige Erklärung fällt mir dafür nur ein, dass die Mantys wirklich mehrere Antriebe in ihren Raketen verbaut haben könnten. Und wenn sie genug Antriebe verbaut haben, um eine Reichweite unter Antrieb von dreißig Millionen Kilometern zu erzielen, dann wäre es vielleicht nicht unklug, zumindest die Möglichkeit in Erwägung zu ziehen, dass sie auch noch größere Reichweiten erzielen können.«
Er hätte nicht respektvoller oder weniger aggressiv klingen können,
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