Honors Mission: Honor Harrington, Bd. 25. Roman
Langtry ihr leise bei.
»Und wenn diese Superdreadnoughts vor Meyers das Spindle-System tatsächlich angreifen, vor allem vor dem Hintergrund dieses O’Hanrahan-Berichtes, dann werden sie höchstwahrscheinlich zu dem Schluss kommen, sie seien jetzt schon viel zu tief in das Ganze verstrickt, um sich einfach wieder zurückziehen zu können.«
»Dann ist es wahrscheinlich wirklich gut, dass ich schließlich doch noch auf Honor gehört habe.« Scharf sog Elizabeth die Luft ein, dann schüttelte sie den Kopf und lächelte. Es war ein angespanntes Lächeln, das niemand als ›glücklich‹ beschrieben hätte. Aber Panik lag nicht in dieser Mimik. »Es sieht ganz so aus, als hätten wir eine gute Chance herauszufinden, wie hilfreich ihre strategischen Vorschläge für einen offenen Kampf mit der Solaren Liga wirklich sind. Und wenn dem so ist, dann wäre es wohl verdammt vernünftig, dafür zu sorgen, dass uns währenddessen nicht auch noch die Republik Haven im Nacken sitzt. Meinen Sie, ich sollte das noch einmal betonen, wenn wir ihr eine Kopie von Mikes Depesche zukommen lassen?«
Bei diesem letzten Satz klang sie beinahe schon launig. White Haven lachte in sich hinein.
»Glauben Sie mir, Eure Majestät. Meine Frau ist eigentlich ziemlich helle im Köpfchen. Ich könnte mir vorstellen, dass sie darauf von ganz alleine kommt.«
Mit Enttäuschungen hatte Flottenadmiral Sandra Crandall noch nie sonderlich gut umgehen können. Sie war eine hochgewachsene, massige Frau mit harten, entschlossenen Gesichtszügen. Ein glücklicherweise anonymer Untergebener hatte einmal behauptet, man könne ihre Grundstimmung in etwa mit der eines an Hämorrhoiden leidenden Grizzlybären vergleichen, der dummerweise ein paar Kiefernzapfen verschluckt hatte und nun damit zurechtkommen musste, dass die Natur nun einmal ihren Lauf nahm. Eigentlich, so ging es Commander Hago Shavarshyan durch den Kopf, war das den Grizzlybären gegenüber ein wenig unfair.
Shavarshyan konnte das besser beurteilen als die meisten anderen, schließlich hatte er das zweifelhafte Vergnügen, noch auf den letzten Drücker zu Crandalls Stab abkommandiert worden zu sein. Anscheinend hatte Crandall als Erstes beschlossen, gegen die Royal Manticoran Navy in den Krieg zu ziehen, und erst dann festgestellt, dass es vielleicht eine gute Idee wäre, einen Stabsnachrichtenoffizier zu haben, der sich tatsächlich ein wenig vor Ort auskannte. Und deswegen war Commander Shavarshyan jetzt der einzige Offizier der Grenzflotte in einer Einheit, deren Stab ebenso wie jeder Geschwader- und Divisionskommandeur der Schlachtflotte angehörte.
Jeder einzelne dieser Offiziere stand im Rang höher als er, und sie alle schienen sich gegenseitig dabei übertreffen zu wollen, ihrem Admiral ganz besonders vehement zuzustimmen.
Genau das ging Shavarshyan durch den Kopf, während er hinter dem Rednerpult stand, von dem aus Einsatzbesprechungen geleitet wurden. Crandall und die anderen Mitglieder ihres Stabes nahmen währenddessen an dem langen Konferenztisch an Bord von SLNS Joseph Buckley Platz.
»Also gut«, grollte Crandall, als alle schließlich saßen. »Legen wir los!«
»Jawohl, Ma’am.«
Shavarshyan straffte die Schultern und bemühte sich nach Kräften, möglichst sachlich und professionell zu wirken. Dabei wusste jeder in diesem Besprechungsraum genau, dass der Commander keinerlei neue Daten erhalten hatte, seit sie vor fünfunddreißig Tagen aus dem Meyers-System aufgebrochen waren. Bedauerlicherweise wollte Crandall nichts darüber hören.
»Wie Sie wissen, Ma’am«, begann er forsch, »sind Admiral Ouyangs Leute und ich weiterhin die Depeschen durchgegangen, die Admiral Sigbee aus New Tuscany geschickt hat. Deren Inhalt haben wir natürlich auch mit den Informationen verknüpft, die den Auswertern der Grenzflotte vorliegen. Auf dieser Basis habe ich einen Bericht erstellt, der sämtliche unserer Befunde und Schlussfolgerungen beinhaltet. Ich habe Ihnen allen bereits eine Kopie davon zugesandt; sie sollte bereits in Ihrem Eingangsfach eingetroffen sein. Aber vor allem muss ich mit Bedauern zugeben, dass wir seit meinem letzten Bericht keine aufsehenerregenden Neuigkeiten zu vermelden haben. Mir scheint, wir haben das uns vorliegende Material mittlerweile erschöpfend behandelt, Admiral. Ich wünschte, ich könnte Ihnen noch mehr berichten, aber ab jetzt wäre das alles reine Spekulation.«
»Aber Sie bleiben nach wie vor bei diesem Unfug, was die Raketenreichweite der
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