Honors Mission: Honor Harrington, Bd. 25. Roman
ja nichts an der Tatsache, dass die Zwote Flotte trotzdem völlig im Eimer war. « Er verzog das Gesicht. »Wir hätten keine Chance gehabt, aus der Resonanzzone herauszukommen und den Hyperraum zu erreichen, bevor Sie in Reichweite gekommen wären, um uns fertigzumachen. Und in der Zwischenzeit wären bloß noch mehr Leute ums Leben gekommen, auf beiden Seiten, ohne dass es das Endergebnis auch nur im Mindesten verändert hätte. «
Honor erwiderte nichts. Das war auch nicht nötig. Mit nachdenklicher Miene schlug Tourville die Beine übereinander.
»Also gut«, sagte er. »Unter der Voraussetzung, dass jegliche vertraulichen Informationen unausgesprochen bleiben können, werde ich Ihnen Ihre Fragen beantworten. «
Kapitel 3
»Sie sind also mit der Aufstellung unserer Sicherheitskräfte im Augenblick zufrieden, Wesley, ja? «
Benjamin IX., Protector des Planeten Grayson, lehnte sich im Sessel zurück und blickte über seinen Schreibtisch hinweg den Oberbefehlshaber der Grayson Space Navy an. Wesley Matthews, wie fast stets in makelloser Uniform, erwiderte den Blick. Seine Mimik verriet Überraschung, doch er nickte.
»Jawohl, Euer Gnaden«, erwiderte er. »Darf ich fragen, ob es einen Grund gibt, weswegen ich anders empfinden sollte? «
»Nicht, dass ich dieser Ansicht wäre. Andererseits habe ich von einer gewöhnlich sehr gut informierten Quelle erfahren, dass bei der Neujahrssitzung des Konklaves der Gutsherren gewisse Fragen aufkommen werden. «
Matthews Miene verwandelte sich: Aus milder Überraschung wurde ein eindeutig säuerlicher Gesichtsausdruck. In angewidertem Verstehen schüttelte er den Kopf.
Die beiden Männer saßen in Matthews privatem Arbeitszimmer im Palast des Protectors. Im Augenblick waren die Jahreszeiten des Planeten Grayson denen der Heimatwelt der Menschheit recht ähnlich, auch wenn sich das allmählich schon wieder änderte. Jenseits der Umweltkuppel herrschte dichtes Schneetreiben. Die größere Kuppel, die Grayson Sky Domes errichten ließ, um ganz Austin City Schutz zu bieten, befand sich noch in ihrem frühesten Anfangsstadium. Die ersten Baugerüste zeichneten sich schon vor einem dunkel bewölkten Himmel ab; sie sahen aus wie pelzbewachsene Baumstämme oder - für diejenigen weniger fröhlichen Gemüts -wie die Fäden eines eisbedeckten Spinnennetzes. Durch die transparenten Fenster der Kuppel, die den Palast des Protectors einhüllte, konnte man Scharen fröhlicher Kinder erkennen: Sie bewarfen einander mit Schneebällen, bauten Schneemänner oder glitten mit ihren Schlitten über das vereiste Kopfsteinpflaster der Altstadtviertel. Andere kreischten vor Freude über die Fahrgeschäfte auf dem Gelände des Palastes selbst. Händler verkauften Popcorn, Kakao und Tee, und an jeder Ecke fanden sich genügend Stände mit Zuckerwatte und anderen Speisen zweifelhaften Nährstoffgehalts, um die Kinder tagelang überzuckert zu halten.
Was man von Matthews’ derzeitigem Sitzplatz in seinem mit Bücherregalen vollgestopften Arbeitszimmer aus nicht sehen konnte, das waren die Atemmasken und die Handschuhe der Kinder. Diese Handschuhe erfüllten sämtliche Sicherheitsbestimmungen für den Umgang mit Gefahrstoffen. Die hohen Schwermetallkonzentrationen auf Grayson sorgten dafür, dass sogar der Schnee als giftig anzusehen war. Doch daran waren die Bewohner dieser Welt gewöhnt. Die Kinder auf Grayson hielten es für ebenso selbstverständlich, sich vor schädlichen Umwelteinflüssen zu schützen, wie Kinder auf anderen, weniger unfreundlichen Welten es für völlig normal hielten, sich erst gründlich umzuschauen, bevor sie eine befahrene Straße überquerten.
Und im Augenblick hatten die Kinder ganz besonders viel Spaß, denn es war schulfrei. Es war sogar ein planetenweiter Feiertag: der Geburtstag des Protectors. Beinahe schon eintausend T-Jahre lang feierten die Kinder von Grayson diesen Ehrentag, auch wenn sie in den letzten dreißig Jahren ein wenig Pech gehabt hatten, denn Benjamin IX. war am einundzwanzigsten Dezember geboren. Es war Tradition, dass in den Schulen die Weihnachtsferien immer schon am achtzehnten Dezember begannen, also blieb den Kindern kein Schultag erspart. Das wäre anders gewesen, wenn Benjamin so weit mitgedacht hätte, beispielsweise im März oder im Oktober zur Welt zu kommen. Doch diesen kleine Termin-Fauxpas (der wohl eigentlich eher seiner Mutter zuzuschreiben wäre) versuchte Benjamin immerhin auszugleichen: Er bestand darauf, für alle Kinder in
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