Honors Mission: Honor Harrington, Bd. 25. Roman
einige von Ihnen für alles, was geschehen ist, dem Sternenimperium die Schuld geben. Ich versichere Ihnen, es gibt im Sternenimperium mehr als genug Bürger, die ihrerseits die Republik für alles verantwortlich machen. Die Wahrheit ist natürlich, dass beide Seiten ihren Teil der Verantwortung zu schultern haben. Doch im Augenblick ist der militärische Vorsprung des Sternenimperiums ehrlich gesagt einfach überwältigend.«
Auch wenn keiner ihrer Zuhörer auch nur einen Muskel im Gesicht rührte, wusste Honor doch, dass ihnen überhaupt nicht gefiel, was sie gerade zu hören bekamen. Das verriet Honors empathischer Sinn ihr mit schmerzlicher Klarheit. Doch sie schmeckte auch die düstere Erkenntnis, dass alles, was sie gesagt hatte, nun einmal die Wahrheit war. Am deutlichsten spürte Honor das von Pritchart und Theisman, aber auch Nesbitt war sich dessen zweifellos bewusst. Montreau und Bourchier hatten diese unschöne Wahrheit ebenfalls begriffen, doch ihre Emotionen unterschieden sich deutlich von denen Nesbitts: die beiden schienen es nicht so persönlich zu nehmen.
Younger hingegen schien jenem erlesenen Personenkreis anzugehören, der von Natur aus unfähig war, die Möglichkeit eines Scheiterns auch nur in Erwägung zu ziehen. Es war, als sei er zwar rein intellektuell in der Lage zu begreifen, dass Apollo der Manticoranischen Allianz eindeutig einen Vorteil verschaffte. Aber er konnte nicht akzeptieren, dass man damit diesen Krieg nicht weiter in die Richtung lenken konnte, die ihm persönlich zusagte.
Im Gegensatz zu Younger erkannten McGwire und Tullingham, dass diese gewaltige Verschiebung der Machtverhältnisse auch ihre eigenen Möglichkeiten deutlich einschränkte, doch das bedeutete noch lange nicht, dass sie bereit waren aufzugeben. Honor vermutete, letztendlich würden sie sich dem Unausweichlichen fügen, doch zuvor würden sie alle noch versuchen, für sich selbst die bestmöglichen Bedingungen herauszuschinden .
Naja, was die Innenpolitik von Haven betrifft, sollen sie meinetwegen doch herausschinden, was sie wollen, dachte Honor grimmig.
»Die Wahrheit«, fuhr sie fort, »ist nun einmal, dass die Royal Manticoran Navy mittlerweile in der Lage ist, systematisch die orbitale Infrastruktur jedes einzelnen Systems der Republik in Schrott zu verwandeln.« Sie sprach sehr ruhig, doch Honor bemerkte, dass ihre Zuhörer angesichts dieser Worte zusammenzuckten, als hätte man sie geschlagen. »Sie können uns nicht aufhalten, wie mutig oder entschlossen Admiral Theismans Männer und Frauen auch sein mögen, selbst nicht mit diesem Raketenabwehrsystem - ›Moriarty‹ nennen Sie das meines Wissens -, das Admiral Foraker vor der Schlacht von Solon entwickelt hat. Das haben wir bei Lovat ja unter Beweis gestellt.«
Wieder durchzuckte Pritchart ein scharfer Schmerz, und nun war es an Honor, innerlich zusammenzuzucken, vor Mitleid und Schuldgefühlen gleichermaßen. Diese Schuld empfand sie weniger, weil sie Javier Giscard getötet hatte, sondern weil auf diese Weise auch Eloise Pritchart eine schwere Wunde beigebracht worden war.
»Es gibt einige im Sternenimperium«, sprach sie dann mit fester Stimme weiter, damit Pritchart ihr Mitleid nicht bemerkte, »die es vorziehen würden, wenn wir genau das täten. Die der Ansicht sind, es wäre an der Zeit, unseren derzeitigen technischen Vorsprung auszunutzen und Ihre Flotte vollständig zu zerstören, wie viele Verluste das auch bedeuten würde, und anschließend Ihre gesamte Republik in einen gewaltigen Schutt- und Schrotthaufen zu verwandeln, falls Sie nicht bedingungslos vor dem Sternenimperium und der Manticoranischen Allianz kapitulieren. Diese Leute sind auch der Ansicht, nach besagter Kapitulation müsse man Ihnen Beschränkungen auferlegen und in Ihrer Heimat Veränderungen erzwingen, um endgültig dafür zu sorgen, dass Haven niemals wieder das Sternenimperium oder die Untertanen Königin Elizabeths bedrohen werden.«
Honor legte eine wohlbemessene Pause ein, um ihren Zuhörern die Möglichkeit zu geben, das Gehörte erst einmal zu verarbeiten. Sie schmeckte den Zorn, das Begreifen, den Groll, die Frustration. Doch selbst jetzt noch schmeckte sie auch aufkeimende Hoffnung, durch die schiere Verzweiflung vielleicht noch gesteigert. Durch die Tatsache, dass es doch noch eine andere Möglichkeit geben musste, als die völlige Zerstörung all dessen, wofür sie gekämpft und sich abgemüht, was sie aufgebaut und erreicht hatten.
»Ich müsste
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