Honors Mission: Honor Harrington, Bd. 25. Roman
vorgezogen, wenn Byng (und die gesamte Besatzung seines Flaggschiffes) überlebt hätten. Tatsächlich hatte sich Mike auch redlich darum bemüht - aber nur, weil kein vernünftiger Offizier Ihrer Majestät der Königin über einen ausgewachsenen Krieg gegen die Solare Liga auch nur nachdenken wollte. Vor allem nicht, solange der Krieg gegen Haven noch nicht beendet war.
Doch Elizabeth, Baron Grantville, Earl von White Haven und Sir Thomas Caparelli hatten die Entscheidungen von Admiral Michelle Henke lautstark und entschlossen gutgeheißen. Mike vermutete, zumindest ein Teil dieser Entschlossenheit sei vor allem für die Öffentlichkeit gedacht gewesen, sowohl die von Manticore als auch die der Solaren Liga. Vor etwa einem Monat hatten die ersten Berichte über diese Schlacht -zusammen mit zumindest einigen Auszügen der Depesche, die Elizabeth ihr offiziell hatte zukommen lassen - über den Beowulf-Terminus und den Manticoranischen Wurmlochknoten Alterde erreicht. Michelle war sich sicher, dass Elizabeth, William Alexander und Sir Anthony Langtry ausgiebig darüber nachgedacht hatten, wie man die Sollys am besten über diese Geschehnisse informieren sollte; bedauerlicherweise bedeutete auch ›am besten‹ noch lange nicht, dass es überhaupt eine ›gute‹ Möglichkeit dafür gab.
Ja, Michelle hatte sogar einen unmittelbaren Beweis dafür, dass diese beiden Dinge nicht einmal ansatzweise das Gleiche waren. Vor neun Tagen war die erste Welle solarischer Medienfritzen über den Knoten im Spindle-System eingetroffen, und zwar in unverkennbarem Beuterausch. Dabei hatte Michelle selbst es sogar geschafft, ihnen aus dem Weg zu gehen, indem sie Schutz hinter ihren Pflichten als Kommandeurin der Zehnten Flotte gesucht hatte. Nun gut, diese Pflichten musste sie ja auch wirklich erfüllen. Und so hatte sie sich auf ihr Flaggschiff im Orbit zurückgezogen und sich hinter aktiven Sicherheitssystemen und mehreren Hundert Kilometern Vakuum - sowie dem Marineinfanteriekontingent der Artemis - verborgen gehalten, damit die Medienmeute sie nicht weiter verfolgen konnte.
Augustus Khumalo, Baronin Medusa, Premierminister Alquezar und Kriegsminister Krietzmann war, was das betraf, weniger Glück beschieden. Michelle hätte man vielleicht zur Teilnahme an immerhin vier offiziellen Pressekonferenzen drängen können, doch ihre militärischen und politischen Vorgesetzten sahen sich unablässig von solarischen Reportern belagert, deren Verhalten alle Facetten abdeckte, von ungläubig über entrüstet bis hin zu empört - und es schien sie nicht sonderlich zu scheren, ob man es ihnen vielleicht auch anmerkte. Bei täglichen Besprechungen wurde deutlich, dass dieser Ansturm von Medienheinis - von Manticore ebenso wie aus der Liga - nur noch weiter zunahm. Und um alles noch schöner zu machen, schleppten diese unerträglichen Störenfriede auch noch ihre eigenen Berichte darüber mit, wie die Solare Liga auf das Geschehene reagierte. Naja, zumindest, wie Alterde darauf reagierte, verbesserte sich Michelle selbst. Doch die ›Wahrheit‹, die auf Alterde verkündet wurde - und die entsprechenden dortigen Reaktionen darauf -, wirkten sich wie stets im Übermaß auf die Politik der gesamten Liga aus.
Und es war unverkennbar, dass Alterde und die dortigen, tief verwurzelten Bürokratien nicht sonderlich wohlwollend reagierten.
Erneut rief sich Henke ins Gedächtnis zurück, dass sämtliche Informationen, die sie über die Ereignisse in der Hauptwelt der Liga erreichten, mindestens drei T-Wochen alt waren. Vermutlich war es durchaus möglich, dass sich in der Liga mittlerweile sogar die Vernunft zu Wort gemeldet hatte, ohne dass Mike davon bereits erfahren hatte. Doch anhand der letzten offiziellen Erklärungen von Premierministerin Gyulay, Außenminister Roelas y Valiente und Verteidigungsminister Taketomo, die Spindle bislang erreicht hatten, lautete die offizielle Position der Liga, sie »erwarte eine unabhängige Bestätigung der seitens des Sternenimperiums von Manticore erhobenen, äußerst schwerwiegenden Anschuldigungen‹ und ziehe »eine angemessene Reaktion auf die Zerstörung von SLNS Jean Bart durch die Royal Manticoran Navy in Erwägung‹.
Obwohl Roelas y Valiente »zutiefst bedauertes dass es während dieses ersten »angeblichen Zwischenfalles‹ beim Zusammentreffen der Solarian League Navy und der Royal Manticoran Navy im neutralen System New Tuscany zu einem Verlust an Menschenleben gekommen war, konnte seine Regierung
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