Hope - ein weihnachtlicher Streifzug (German Edition)
befand, etwas fester an sich. Das weinte übrigens zu allem Überfluss auch noch laut. Vorher waren nur die Tränchen die Wangen hinab gekullert, was still vonstattenging.
Kein Problem, er konnte sie verstehen, im Grunde war ihm selbst nach wie vor zum Heulen. Aber das sendete das total falsche Signal. Sie WAR warm. Er hatte es mehrfach überprüft, sonst hätte er nicht hier gestanden.
Und außerdem GING ES NIEMANDEN ETWAS AN, WAS ER TAT UND WAS NICHT!
Josh holte tief Luft, bereit zum Tobsuchtsanfall, doch dann beherrschte er sich. Wie sollte DIESE Frau verstehen, dass einem manchmal eben keine Wahl blieb?
»Okay, suchen Sie sich einen aus!« Er wandte sich von ihr ab und ließ sie stehen, während er Alice Wange anhauchte und strikt darauf achtete, dass die aufdringliche Person es nicht sah. Die Tränen wurden nämlich verdammt schnell ziemlich kalt.
Nebenbei sah er auf die Uhr. Noch zwei Stunden. Der Typ hatte mindestens in einer Hinsicht kaltschnäuzig gelogen:
Acht Stunden konnten nach seinen neuesten Erfahrungen sogar verflucht lang werden.
Kurz darauf hatte sie tatsächlich eine der Hallelujastauden ausgewählt. Ohne mit der Wimper zu zucken, zahlte die arrogante Upperclass-Doktorin den sündhaft überteuerten Preis, den er ihr aus lauter Bosheit machte. Ha! IHR tat es ja nicht weh! Dann beobachtete sie schweigend (der Mund bildete mal wieder nur einen Strich), wie er ihr das Gewächs zusammenpackte.
Mies hierbei war, dass er Alice dafür kurzfristig in den Wagen legen musste, was die überhaupt nicht toll fand. Jetzt weinte sie nicht mehr, sondern brüllte, was die Lungen hergaben.
Josh vermutete, langsam wurde ihr die gesamte Nummer langweilig. Hunger dürfte sie auch haben. Er hatte zwar immer etwas für sie dabei, doch das hielt nicht ewig und irgendwann ließ sie sich nicht länger ablenken. Dann, wenn jedes Spiel ausgespielt war: Passanten zählen, Bäume zählen, Nasenklauen, Grimassen schneiden, Singen ...
Die Ärztin ging, ohne ein weiteres Wort, stattdessen beschränkte sie sich auf einen vernichtenden Blick.
Josh starrte ihr nach und kämpfte mit sich, um ihr nicht irgendeine gemeine Bemerkung nachzubrüllen, die garantiert nicht durch Davids Qualitätskontrolle gegangen wäre.
Doch schließlich widmete er sich wieder seiner Tochter, die inzwischen das Brüllen eingestellt hatte. Die Tränen liefen zwar noch, aber sie schluchzte nicht einmal mehr.
Er nahm sie auf den Arm. »Es tut mir so leid, Baby.« Behutsam küsste er die eisige Wange und wünschte sich in die Karibik.
SOFORT!
Dort war das Weihnachtsbaumverkaufen mit Sicherheit angenehmer.
Niemand wollte heute noch einen Baum kaufen. Josh wusste nicht, ob er darüber glücklich sein sollte, oder nicht. Wäre ein weiterer Kunde aufgetaucht, hätte er Alice wieder in den Wagen legen müssen und das brachte er nicht übers Herz.
Fieberhaft dachte er über eine Lösung für sein Dilemma nach. NICHT, weil sich diese arrogante Ziege derart echauffiert hatte, sondern weil er sah, dass es so tatsächlich nicht ging. Doch ihm fiel nichts ein! Selbstverständlich nicht, denn wäre eine Alternative greifbar gewesen, hätte er seiner Kleinen diese Tortur niemals zugemutet.
NIEMALS!
Was SIE natürlich nicht glauben würde. Na ja, Josh schätzte, sie hatte ihn schon nach ihrem ersten Besuch als Versager abgehakt. Demnach bediente er doch nur ihre ohnehin bereits unterirdische Meinung von ihm ...
»Hier!« Er fuhr herum und starrte in das verfrorene Gesicht der hysterischen, wohlhabenden Zicke, die ihm einen dampfenden Becher entgegenhielt.
»Was ist das?«
Ihre Miene blieb ernst. »Tee! Sie sehen so aus, als könnten Sie ihn vertragen.«
Josh wollte protestieren. Doch die Aussicht auf dieses verdammte heiße Wasser mit ein wenig Geschmack machte sich derzeit so delikat aus, wie ein 500-Gramm-Steak, MEDIUM!
Er nahm seine Tochter fester in den Arm und griff zum Becher.
»Danke.«
Bevor er ihn an seine Lippen führte, küsste er jedoch Alice Wange. »Magst du Tee, Honey?«
»Oh, der ist doch viel zu heiß!«, zischte es entnervt. Ehe er seine geharnischte Bemerkung an die Frau bringen konnte, fuhr sie bereits fort. »Geben Sie die Kleine her!«
»Nein!«
»Mein Gott, ich stehle sie nicht, ich will ihr nur die Milch geben!« Sie wedelte mit einem weiteren Becher, der ihm bisher gar nicht aufgefallen war. Allerdings war der mit Deckel und Trinkschnabel versehen.
»Woher bekommt man denn auf die Schnelle Milch?« Er hatte ja nicht
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