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Hopp! Hopp! Es geht weiter. Vom Glück und Unglück eines Reiseleiters im Wilden Westen

Hopp! Hopp! Es geht weiter. Vom Glück und Unglück eines Reiseleiters im Wilden Westen

Titel: Hopp! Hopp! Es geht weiter. Vom Glück und Unglück eines Reiseleiters im Wilden Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Tappe
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echten Bär zu sehen“, tat die Fremde begeistert
kund. „Das ist wirklich sensationell.“
    Sie stutzte
für einen Augenblick.
    „Ich hoffe
nur, der Kerl da drüben weiß, dass so ein Schwarzbär kein Kuscheltier ist.“
    „Das hoffe ich
auch“, erwiderte ich trocken. „Sonst gibt es heute Abend eine Menge Papierkram
zu erledigen.“
    Mir war
überhaupt nicht wohl bei dem Gedanken, ausgerechnet Herrn Doktor Bammel diesem
Bären gegenüber stehen zu sehen. Im Allgemeinen haben diese Raubtiere mehr
Angst vor uns als umgekehrt, und wenn man sie in Ruhe lässt, ist man auch nicht
in Lebensgefahr. Die Tierchen sind aber keinesfalls schüchtern und besitzen
einen guten Geruchssinn. Hat man etwas zum Essen oder auch nur Essensreste bei
sich, wird ein Bär alles tun, um sich diese unter den Nagel zu reißen. Selbst
vor einem Urologen macht er dann keinen Halt.
    „Oh my god!“,
rief die Dame plötzlich. „Sehen Sie mal. Der Mann hält dem Bär irgendetwas am
ausgestreckten Arm entgegen.“
    Mir stockte
der Atem. Das Tier stand in etwa zehn Meter Entfernung vor Doktor Bammel im
Gras und bewegte den Kopf nervös von einer Seite zur anderen. Kein gutes
Zeichen. Ich setzte das Fernglas erneut an.
    „Er hat eine
Tüte mit einem Sandwich in der Hand“, sagte ich ungläubig. „Der will doch wohl
den Bär nicht etwa füttern?“
    Mein Herz
schlug auf Hochtouren.
    „Wir sollten
einen Park Ranger verständigen.“
    Ich stimmte
der Frau zu. Nur war weit und breit kein Ranger in Sicht. Ich griff nach meinem
Handy. Mist! Kein Signal.
    Der Bär
bewegte sich langsam auf den Urologen zu. Mit einem gewaltigen Brüllen bäumte
er sich auf. Jetzt ist alles zu spät. Jetzt habe ich einen Hugo an der
Backe. Die fremde Frau griff nach meinem Arm.
    „Sie müssen
etwas tun!“, forderte sie mich auf. „So tun sie doch was.“
    Ich holte tief
Luft.
    „Herr Doktor
Bammel!“, rief ich so laut es eben ging. „Herr Doktor Baaaammel!“
    Der Mann
drehte sich zur Seite. Ich winkte mit den Armen und zeigte auf das Wasser vor
mir.
    „Werfen Sie
die Tüte in den Fluss!“
    Ich bebte am
ganzen Leib. Das Tier befand sich nur wenige Meter entfernt von Doktor Bammel.
Der Urologe war offensichtlich verwirrt und völlig verängstigt. Aber, er schien
verstanden zu haben, was ich ihm sagen wollte. Nur mit der Koordination haperte
es anscheinend. Statt dem Sandwichbeutel, warf er seine Kamera in hohem Bogen
in Richtung Bär, drehte sich um und rannte davon. Der Bär tat einen Schritt
nach vorn und inspizierte den Apparat mit seinen plumpen Tatzen. Als ihm klar wurde,
dass die Kamera nicht essbar war, machte er einen Satz nach vorn und folgte dem
Arzt im Laufschritt. Dann tat es einen Knall. Der Bär heulte auf und sah sich
irritiert um. Peng! Noch ein Knall. Diesmal zuckte das Tier zusammen, machte
kehrt und torkelte davon in Richtung Wald.
    „Du lieber
Himmel. Jetzt, wo er angeschossen ist, wird er sicher noch aggressiver.“
    Die Fremde war
spürbar erregt. Herr Doktor Bammel rannte indes noch immer um sein Leben und
wagte nicht, sich umzusehen. Ich überquerte die nächstmögliche Brücke über den
Fluss und begab mich auf die Suche nach der Kamera, die ich kurz darauf fand.
Zu meiner Überraschung war sie sogar noch funktionstüchtig. Dem
Parkangestellten war nicht entgangen, dass auch mir der Schreck in den Knochen
saß. Unterwegs zum Bus klärte er mich über die von ihm verwendete Munition auf.
Es handelte sich um Gummigeschosse, die den Bär lediglich erschrecken sollten.
Später, als der Urologe seinen Marathonlauf beendet hatte, erteilte uns der
Ranger noch eine Lektion zum Thema „Verhalten in Gegenwart von Bären“. Diese
gebe ich seither an alle meine Gäste weiter. Herr Doktor Bammel war für den
Rest der Reise ein Held und erzählte jedem Gast der Reisegruppe stolz von
seiner aufregenden Begegnung.
    Ich für meinen
Teil bin seit diesem Vorfall ein ganz klein wenig paranoid, was den Aufenthalt
in der Wildnis angeht. Und mein Sandwich esse ich auch lieber im Bus.

11 Vom Yosemite
Nationalpark nach San Francisco - Die
Sache mit dem Kunstbanausen
     
    Wer
San Francisco schon einmal besucht hat, wird mir sicher zustimmen, wenn ich
behaupte, dass diese Stadt zu den schönsten Orten der Welt gehört. Zumindest
bei Sonnenschein. Dann tummeln sich Besucher und Einheimische zugleich an der
Fisherman’s Wharf, um bei frischer Fischsuppe oder Lachsbrötchen die wunderbare
Aussicht auf die ehemalige Gefängnisinsel Alcatraz zu genießen.

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