Hopp! Hopp! Es geht weiter. Vom Glück und Unglück eines Reiseleiters im Wilden Westen
den 775.000 Einwohnern, die San
Francisco ausmachen, sind etwa 100.000 chinesischer Abstammung. Wer auf der
bekannten Grant Street durch Chinatown spaziert, bekommt schnell den Eindruck,
dass es sich hier hauptsächlich um eine Ansammlung von billigen Souvenirläden
und touristischen Asia-Restaurants handelt. Doch der Besucher, der ein wenig
tiefer in diese Welt eindringt, wird feststellen: Chinatown ist keineswegs eine
Farce. Abseits der Hauptstraße wirken die buntgestalteten Häuserfassaden eher
ärmlich und improvisiert. Aus den kleinen Fenstern der oberen Etagen quillt
bündelweise Wäsche, die in der von Autoabgasen verseuchten Luft zu trocknen
versucht. Undefinierbar sind die Düfte der Umgebung, die auf Fremde eher
abstoßend wirken, so wie auch das nackte Geflügel, das in den Vitrinen der
kleinen Lädchen baumelt und darauf wartet, glasiert und gegrillt zu werden.
Besonders auf der Stockton Street und in den umliegenden Gassen bekommt der
Tourist schnell das Gefühl, tatsächlich im Fernen Osten zu sein. Dieser
Eindruck verschärft sich durch das fremdländische Geplapper der Menschen in
diesem Viertel. Hier, in Klein-China, gilt Englisch als Fremdsprache, und bis
heute sind noch immer einige tausend Asiaten in San Francisco der offiziellen
Landessprache nicht mächtig.
Wer gut zu Fuß
ist und dem Rummel der Halbinsel entfliehen möchte, sollte sich zu einem Marsch
über die Golden Gate Brücke aufraffen und die Stadt einmal aus anderer
Perspektive betrachten. So eine Wanderung ist nicht nur für mich jedes Mal ein
faszinierendes Erlebnis, auch meine Gäste sind stets begeistert und bezeichnen
den Ausflug nicht selten als Höhepunkt ihrer Reise. Knapp drei Kilometer muss
man von Anfang bis Ende der Hängebrücke bewältigen und schwindelfrei sollte man
auch sein, denn der Abstand von der Fahrbahn zum Pazifischen Ozean beträgt
immerhin 67 Meter. Die Brücke lebt. Das zumindest behaupten die Anstreicher des
Monuments und sprechen von der weltberühmten Stahlkonstruktion wie andere Leute
von ihrer geliebten Großmutter. Und tatsächlich – wer sich der Brücke hingibt,
ihre Schwingung spürt und der Geräuschkulisse lauscht, weiß, die Arbeiter lügen
nicht. Das Bauwerk zieht jeden, der es betritt, in seinen Bann. Nur schwerlich
will man sich trennen, wenn sich am Ende einer Überquerung der nördliche
Aussichtspunkt nähert. Der Golden Gate Brücke haftet etwas Spektakuläres an.
Sie verkörpert den amerikanischen Traum von Freiheit und Abenteuer. Sie steht
für Hoffnung - das goldene Tor im Westen, das vielen Einwanderern Einlass in
ein neues Leben gewährt. Spürbar ist auch ein Hauch von Mystik, der die Brücke
umgibt. Abgesehen von den vielen Touristen, die täglich zum Bestaunen kommen,
fühlen sich von ihr auch immer wieder Menschen angelockt, die ihrem Leben ein
Ende setzen wollen. Sie stürzen sich über das leuchtend rote Geländer ins
eiskalte Meerwasser und damit in den fast sicheren Tod. Den Fall aus knapp 70 Metern
Höhe haben bisher nur eine Handvoll der etwa 1.250 Selbstmörder überlebt, die
seit der Fertigstellung der Brücke im Jahre 1937 gezählt wurden. Kurios sind
auch die Telefone, die an verschiedenen Stellen des Brückengeländers
installiert sind. Die sollen potenzielle Selbstmörder zu einem letzten Anruf
bei einem psychologischen Berater animieren. Immer wieder habe ich die
Befürchtung, einer meiner Gäste könnte auf die Idee kommen, so einen Apparat zu
nutzen, um mal eben die Oma daheim anzuklingeln.
Wer die Golden
Gate Brücke erfolgreich überquert hat, sollte dem malerischen Örtchen Sausalito
in Marin County noch einen Besuch abstatten. Dort reihen sich an der kleinen
Hauptstraße exklusive Kunstgalerien aneinander und edle Straßenlokale laden zum
Verweilen ein. „Klein, aber fein“, heißt hier die Devise. Die Brieftasche
sollte prall gefüllt sein, will man sich oder seine Liebsten ein wenig
verwöhnen. Ein Abstecher zur berühmten Hausbootkolonie am nördlichen Stadtrand
des Örtchens ist ebenfalls sehr lohnenswert. Auf den blumengesäumten
Bootsstegen tummeln sich erfolgreiche Künstler und solche, die es gern wären.
Bei einem Glas gekühltem Chardonnay diskutieren sie über Politik, über Malerei
und über die guten alten Zeiten. Damit meinen sie die Zeiten, in denen die
maroden Hausboote in der Bucht von San Francisco müde belächelt wurden. Heute
gilt es als Privileg, dort leben zu dürfen. Seit dem Immobilienboom verkauft
sich kaum ein Boot, egal wie alt oder
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