Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hopp! Hopp! Es geht weiter. Vom Glück und Unglück eines Reiseleiters im Wilden Westen

Hopp! Hopp! Es geht weiter. Vom Glück und Unglück eines Reiseleiters im Wilden Westen

Titel: Hopp! Hopp! Es geht weiter. Vom Glück und Unglück eines Reiseleiters im Wilden Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Tappe
Vom Netzwerk:
seinem Leben mehr Hamburger gegessen hat, als
die Hansestadt an Einwohnern zählt. Aber deshalb auf den Dom zu verzichten, ist
schon ein starkes Stück. Dabei tragen die Amis auf ihren Reisen stets nagelneue
weiße Turnschuhe, die ihnen das Laufen erleichtern sollen. Das ist sozusagen
ihr Markenzeichen. Wenn unterwegs mal ein Reiseteilnehmer aus meinem Blickfeld
verschwand, musste ich lediglich auf die Füße der Leute in der Umgebung achten.
Irgendwo blitzte dann ein weißer Turnschuh in der Menge und ich wusste: „Aha!
Da ist er ja.“ Was den amerikanischen Urlauber darüber hinaus auszeichnet, ist
sein unerbittlicher Drang, in jeder Stadt nach Weihnachtsschmuck Ausschau zu
halten. Sehr zur Freude der vielen Käthe Wohlfahrt-Läden, die ganz auf die
kauflustigen Besucher aus Übersee eingestellt sind. Hier wird das ganze Jahr
hindurch Weihnachtsschmuck in rauen Mengen angeboten. Und das lieben die
Cowboys aus dem Westen ebenso wie die Rentner aus Florida.
    „Oh, my God. It’s lovely. It’s
so beautiful. Just gorgeous!“, tönt es laut aus allen Ecken durch das Gewühl.
    Und Käthe
reibt sich die Hände. Wieder hat sie einen Haufen Geld an Nussknackern und
Engelchen aus dem Erzgebirge verdient. Und das mitten im Juli, wo kein
Deutscher auch nur einen Gedanken an Weihnachten verschwendet. Ebenso stehen
bei den Amerikanern Kuckucksuhren hoch im Kurs. Ich war mir bis dato nie über
die unglaubliche Menge und Vielfalt der Schwarzwälder Vogelkisten bewusst. Und
vor allem war mir nicht klar, dass so ein Ding ein kleines Vermögen kostet. Ich
sah Kuckucksuhren, die waren so teuer wie Mittelklassewagen und so groß, ein
Kleinkind hätte Platz darin gehabt. Es konnte einem Angst und Bange werden,
wenn zur vollen Stunde der Kuckuck durch die Tür schnellte und aus vollem Leibe
schrie. Hilfe! Godzilla lebt . Für meine Gäste war so ein
Kuckucksuhren-Shoppingtag der absolute Höhepunkt und damit ein Muss auf jeder
Reise. Ein weiteres Muss auf einer Kreuzfahrt ist, zumindest für die Damen,
auch der obligatorische Frisörbesuch. Zwar haben die Amerikanerinnen alle einen
Lockenstab im Gepäck, aber das ersetzt leider nicht den Gang zum Coiffeur. Man
sollte wissen, die betagten Damen aus der neuen Welt verlassen ihr Land niemals
ohne Lockenstab. Es war jedes Mal ein Drama, wenn sie dann bei ihrer Ankunft in
Europa feststellten, dass hier eine andere Stromspannung herrscht als in den
Vereinigten Staaten. Ihre geliebten Lockenstäbe sind also bestenfalls in den
Steckdosen explodiert und das führte zu einer ganzen Menge Unmut unter den
Urlauberinnen. Es mussten daher bei Landgängen regelmäßig Frisörtermine zum
Waschen und Legen gemacht werden. Nach dem Motto: „Was interessiert uns
Koblenz? Hauptsache die Haare liegen.“ So ein Salonbesuch gestaltet sich als
sehr abenteuerlich für alle Beteiligten. Die Damen sind entsetzt, weil der
deutsche Frisör keinen Lockenstab verwendet. Der Frisör ist entsetzt, weil
keine der Damen auch nur einen Euro Bargeld bei sich trägt und alle mit
Kreditkarte bezahlen wollen. Und der Reiseleiter ist entsetzt, weil er am Ende
alles ausbaden darf. Dementsprechend war mein erster Ausflug zum Frisör, mit
zehn Texanerinnen im Gefolge, ein komplettes Desaster. Aber ich versuche, aus
meinen Fehlern zu lernen. Fortan lasse ich die Finger von amerikanischen Reisegruppen
und fahre nur noch mit Deutschen durch die USA. Da muss ich mir zumindest über
Treppenstufen und Lockenstäbe keine grauen Haare wachsen lassen.
     
    Von Fresno aus
geht es an diesem Tag der Reise in den Yosemite Nationalpark. Auf dem Weg
dorthin halten wir regelmäßig an einem Supermarkt, um den Gästen die
Möglichkeit zu geben, für ein Picknick am Mittag einkaufen können. Sind die
ersten Berührungsängste mit amerikanischen Supermärkten erst einmal überwunden,
können die Deutschen von den gut sortierten Konsumpalästen gar nicht genug
bekommen. Für einen Lebensmitteleinkauf im Wilden Westen sollte man gut
gerüstet sein. Eine Winterjacke ist dabei unabdinglich, da die gefühlte
Temperatur in den Supermärkten kaum über dem Nullpunkt liegt. Die Amis lieben es
eben frisch und so kommt man wenigstens nicht ins Schwitzen bei der vielen
Rennerei. Allein das Schieben des Einkaufswagens erfordert eine Menge Energie,
denn der ist gut und gerne doppelt so groß wie sein europäischer Counterpart.
Muss er auch sein, sonst würden die Waren des täglichen Bedarfs gar nicht erst
hineinpassen. Cornflakes-Packungen so groß wie

Weitere Kostenlose Bücher