Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hopp! Hopp! Es geht weiter. Vom Glück und Unglück eines Reiseleiters im Wilden Westen

Hopp! Hopp! Es geht weiter. Vom Glück und Unglück eines Reiseleiters im Wilden Westen

Titel: Hopp! Hopp! Es geht weiter. Vom Glück und Unglück eines Reiseleiters im Wilden Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Tappe
Vom Netzwerk:
Flugzeuge bei rasanten Kunstmanövern
bestaunen. Eine große Parade durch die Straßen der Stadt ist ebenfalls einer
der Höhepunkte dieser Woche. Tausende von Veteranen und Schaulustigen kommen
jedes Jahr aus allen Teilen der USA, um dieser Veranstaltung zu beizuwohnen.
Wir erreichten unser Alternativhotel erst am späten Nachmittag, weil wir
aufgrund einer Brückensperrung einen gewaltigen Umweg fahren mussten. Da für
den Abend ein Fakultativausflug mit Abendessen an der Fisherman’s Wharf auf dem
Plan stand, blieb den Gästen nur wenig Zeit, sich frisch zu machen. Ich selbst
hüpfte schnell unter die Dusche. Der warme Wasserstrahl tat gut und ich begann,
ein wenig zu relaxen. Plötzlich klingelte nebenan in meinem Zimmer das Telefon.
Ich stellte das Wasser ab und griff nach einem Handtuch. Fehlanzeige. Die
Handtuchstange war leer. Einzig am Waschbecken lag ein winziges Frotteetuch,
mit dem man sich die Hände abtrocknen konnte. Mist! Wäre ja auch zu schön,
wenn mal irgendetwas klappt. Ich lief splitternackt und platschnass in mein
Zimmer. Inzwischen bimmelte auch mein Handy.
    „Hallo, Herr
Tappe. Meine Frau steht unter der Dusche, aber wir haben keine Handtücher in
unserem Bad“, tönte es aus dem anderen Ende der Leitung.
    „Da sind sie
nicht der Einzige“, versuchte ich den Mann zu trösten. „Mir geht es auch nicht
anders. Aber keine Sorge, ich gebe der Rezeption umgehend Bescheid.“
    Ich legte den
Hörer auf und griff nach meinem Handy.
    „Hallo?“
    Es folgte ein
Redeschwall.
    „Ja, Herr
Wolf, ich verstehe. Ich schicke sofort jemanden mit Handtüchern zu Ihnen.“
    Zu allem
Überfluss klopfte auch noch jemand heftig an meine Zimmertür.
    „Hallo, Herr
Tappe. Sind Sie da?“
    Ich war noch
immer nackt und das Wasser triefte auf den Teppich.
    „Ja. Tut mir
leid, aber ich kann die Tür gerade nicht aufmachen. Ich komme soeben aus der
Dusche.“
    „Kein Problem.
Ich hoffe, Sie haben wenigstens ein Handtuch. Wir haben nämlich keins. Würden
Sie vielleicht Bescheid sagen, dass man uns welche bringt? Wir sind in Zimmer
211. Danke.“
    Ich kann nicht mehr.
Ich will einfach nur nach Hause und schlafen.
    Wie sich am
Ende herausstellte, war keines unserer Zimmer mit Handtüchern ausgestattet. Der
Wäschelieferant konnte aufgrund wohlbesagter Brückensperrung an diesem Tag
nicht bis zum Hotel vordringen und so mussten wir wohl oder übel ohne
Handtücher auskommen. Als sich die Gruppe kurze Zeit später am Bus traf, hielt
sich die Begeisterung der Leute verständlicherweise in Grenzen. Aber auch in
dieser Not hatte Engel ChaCha ein paar passende Sprüche drauf und nach wenigen
Minuten waren die Gäste wieder bei Laune. Inzwischen hatte sich auch mein Büro
aus Los Angeles gemeldet. Zumindest von der Seite kam eine positive Nachricht:
Der fakultative Ausflug samt Abendessen würde auf Kosten des Reiseveranstalters
gehen. Meine Gäste reagierten mit Applaus. Immerhin kostet so ein Abend sonst
fünfzig Dollar pro Kopf. Larry, unser Fahrer, warf den Bus an und wir machten
uns auf, San Francisco zu erkunden. Ich freute mich auf den frischen Lachs im
Restaurant. Wenigstens würden wir königlich speisen. Dachte ich. Aber es kommt
ja bekanntlich immer anders als man denkt. Wir schafften es nicht mal bis an
die Fisherman’s Wharf, weil die Autobahn in Richtung Stadt aufgrund der Fleet
Week-Veranstaltungen vollends überlastet war. Irgendwann saßen wir total fest.
Es gab kein Hin und kein Zurück. Jetzt drohte die Stimmung endgültig zu kippen. Hilfe, ChaCha, tu doch was! Als hätte sie wieder meine Gedanken gelesen,
kam sie zu mir nach vorn und bat um das Mikrofon. Ich reichte es ihr mit
Spannung.
    „Ich weiß, es
wird einmal ein Wunder geschehen...“
    Sie klang wie
Zarah Leander persönlich. Wenig später hatte sie die anderen Gäste dazu gebracht,
in ihren Gesang einzustimmen. Inzwischen war es 21 Uhr und wir bewegten uns
noch immer im Schneckentempo. Die Lage war aussichtslos. Wir würden die
Stadtmitte an diesem Abend auf keinen Fall mehr vor dem Verhungern erreichen.
Also bat ich Larry, den Freeway an der nächstmöglichen Ausfahrt zu verlassen
und zum Flughafen zurückzukehren. Da unser Hotel über kein eigenes Restaurant
verfügte, blieb uns nichts anderes übrig, als den Abend beim Burger King um die
Ecke ausklingen zu lassen. Ich war reif für die Insel. Reif für Sylt.
    Am Morgen
luden wir die Koffer ein und nahmen erneut Anlauf auf San Francisco. Der
Verkehr hatte sich beruhigt und wir kamen gut

Weitere Kostenlose Bücher