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Hopp! Hopp! Es geht weiter. Vom Glück und Unglück eines Reiseleiters im Wilden Westen

Hopp! Hopp! Es geht weiter. Vom Glück und Unglück eines Reiseleiters im Wilden Westen

Titel: Hopp! Hopp! Es geht weiter. Vom Glück und Unglück eines Reiseleiters im Wilden Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Tappe
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voran. Sogar die Sonne schien,
und auch ich war wieder guten Mutes. Eigentlich hätte mir zu diesem Zeitpunkt
längst klar sein müssen, dass die Tour verhext war und auch an diesem Tag ein
mittelschweres Desaster auf uns zukommen würde. Es ließ auch gar nicht lange
auf sich warten. Auf halbem Wege in die Stadt richtete Larry seine Stimme an
mich.
    „Houston, we have a problem.“
    Bitte nicht . Bitte,
bitte nicht!
    „Oliver, flipp
jetzt nicht aus, aber ich muss anhalten. Da ist was mit dem Bus nicht in
Ordnung.“
    Mir drohte die
Ohnmacht.
    „Was ist los,
Larry? Was ist mit dem Bus?“
    „Ich hab hier
ein Warnlicht und der Motor zieht nicht richtig.“
    ChaCha, Du
bist wieder dran! Aber ChaCha saß weit entfernt auf der letzen Bank und war
eingenickt. Larry brachte den Bus zum Stehen. Ich griff indessen zum Mikrofon.
    „Liebe Gäste.
Es gibt offenbar ein technisches Problem mit dem Bus. Bitte haben Sie etwas
Geduld und bleiben Sie auf ihren Plätzen. Larry schaut nur mal schnell nach dem
Motor.“
    Es ging ein
Raunen durch die Menge. Dann hörte ich ChaChas verschlafene Stimme.
    „Ich weiß, es
wird einmal ein Wunder geschehen...“
    Selbst ich
musste in meiner Verzweiflung lachen. Larry machte eine gute Miene zum bösen
Spiel.
    „Vielleicht
schaffen wir es noch bis an den Hafen. Aber an eine Stadtrundfahrt ist nicht zu
denken. Der Bus muss dringend in die Werkstatt.“
    Na, klasse!
    Ich gab die
Information weiter und versicherte den Gästen, dass ich umgehend für ein
Ersatzfahrzeug sorgen würde. Larry setzte uns an der Fisherman’s Wharf ab. Da
unsere Stadtrundfahrt vorerst auf Eis gelegt war, besorgte ich Fahrkarten für
eine Baycruise . So eine Minikreuzfahrt durch die Bucht von San Francisco
ist etwas Wunderbares. Man bekommt frischen Wind um die Ohren geblasen, das
Panorama ist fantastisch und für fünfzig Minuten kann man alle Sorgen hinter
sich lassen. Es sei denn, man ist Reiseleiter und hat keinen Bus. Während die
Gäste auf Deck standen und die herrliche Aussicht genossen, verfluchte ich mein
Handy, denn es konnte auf dem Wasser absolut kein Funksignal empfangen. Kein
Telefon – kein neuer Bus. Hätte ich mir eigentlich denken können und gleich am
Hafen zurückbleiben sollen, um meine Telefonate von dort zu erledigen. Aber
hinterher ist man bekanntlich immer schlauer. Ich musste also mit meinen
Anrufen warten, bis wir uns wieder an Land befanden. Wie sich herausstellen
sollte, hätte ich ruhig den ganzen Tag auf dem Boot bleiben können. Auch nach
unzähligen Anrufen bei meiner Agentur in Los Angeles, bei anderen
Busunternehmen und bei Kollegen, die am selben Tag mit ihren Gruppen in San
Francisco waren, schaffte ich es nicht, einen Ersatz für unser Gefährt aufzutreiben.
Aufgrund der Großveranstaltung waren alle Busse im Umkreis von hundert Meilen
verplant und im Einsatz. Aber selbst mit Bus hätten wir wahrscheinlich einige
Stunden festgesessen, da das Gelände um den Hafen aufgrund der Parade
weiträumig für den Verkehr gesperrt war. Immer wieder vertröstete ich meine
Gäste, die sich zu jeder vollen Stunde erneut um mich herum versammelten, in
der Hoffnung, ich würde ihnen gute Nachrichten übermitteln. Erst am späten
Nachmittag, nachdem wir fast sieben Stunden am Hafen zugebracht hatten, kam mir
eine Kollegin zu Hilfe. Sie war so freundlich, uns ihren Bus für eine halbe
Stunde zu überlassen, damit wir zumindest ins Hotel fahren konnten. Aus
Dankbarkeit wollte ich dem Fahrer beim Abschied einen zwanzig Dollar Schein in
die Hand drücken. Ich ließ den Schein dummerweise los, bevor der Mann zugriff
und Schwuppdiwupp schnappte sich eine Windbö das liebe Geld. Futsch war's. Pech
gehabt. Ist ja nichts Neues. Ich hatte jedoch keine Zeit, dem Schein
nachzutrauern, denn ein neues Dilemma lachte mir bereits entgegen. Larry, unser
Fahrer, hatte das gesamte Gepäck schlauerweise noch am Stadthotel abgeliefert,
bevor er mit dem Bus in die Werkstadt gefahren war. Wie mir das
Empfangspersonal mitteilte, hatten die Kofferträger die Gepäckstücke bereits am
Mittag auf die für uns vorgesehenen Zimmer verteilt, um bei unserer Ankunft
unnötige Wartezeit zu vermeiden. Endlich einmal eine Überraschung positiver
Natur. Dachte ich. Die Koffer standen zwar auf den Zimmern, aber die Zimmer waren
anderweitig vergeben, weil es interne Kommunikationsschwierigkeiten zwischen
Rezeption und Hausdame gegeben hatte. Da waren nun zweiundvierzig Menschen um
den halben Globus geflogen, um San Francisco zu

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