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Hornblower 01 - Fähnrich zur See Hornblower

Hornblower 01 - Fähnrich zur See Hornblower

Titel: Hornblower 01 - Fähnrich zur See Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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ebenem Kiel in die Tiefe. Die See schloß sich über ihrem Rumpf, allmählich verschwanden auch die Masten, nur die hellen Flecke der Segel schimmerten noch sekundenlang durch das klare Grün des Wassers.
    »Sie ist weg«, sagte Matthews.
    Hornblower hatte den Untergang seines ersten Schiffes mit brennenden Augen verfolgt. Ihm war die Marie Galante übergeben worden, daß er sie sicher in den Hafen brächte, und er hatte versagt, versagt bei seinem ersten selbständigen Auftrag. Er blickte starr in die untergehende Sonne und hoffte, daß niemand die aufsteigenden Tränen sah, deren er sich nicht erwehren konnte.

3. Kapitel
    Als es über der wogenden Biskaya endlich wieder zu tagen begann, trieb inmitten der weiten Wasserwüste ein einsames, kleines Boot, und dieses Boot trug sicherlich mehr Menschen, als gut war. Vorn drängte sich die französische Besatzung der gesunkenen Marie Galante , mittschiffs saß der Kapitän und sein Steuermann, die Achterplicht war von dem Fähnrich Horatio Hornblower und seinen vier englischen Matrosen besetzt, die vordem die Prisenbesatzung der Brigg gebildet hatten.
    Hornblower war seekrank. Sein empfindlicher Magen hatte ihm schon übel mitgespielt, bis er sich an die Bewegungen der Indefatigable gewöhnte, und rebellierte jetzt natürlich aufs neue, als das kleine Boot ruckend und stampfend hinter seinem Treibanker auf- und niedertanzte. Er war aber nicht nur seekrank, sondern auch hundemüde und durchgefroren, denn Schlaf hatte er auch in dieser zweiten Nacht nicht gefunden, weil er sich immer wieder krampfhaft übergeben mußte. Und in der bösen Depression, die die Seekrankheit immer mit sich bringt, machte er sich wegen des Verlustes der Marie Galante die schwersten Vorwürfe. Hätte er doch eher daran gedacht, dieses Schußloch zu dichten! Fiel ihm dazwischen etwas zu seiner Entlastung ein, so ließ er es nicht gelten. Waren der Aufgaben für seine paar Männer nicht allzu viele gewesen? Man mußte die Franzosen bewachen, die havarierte Takelage in Ordnung bringen, den Kurs absetzen! Den größten Streich hatte ihm der quellende Reis gespielt, als er daran dachte, die Bilge zu peilen, und kein Wasser fand. Das war alles gut und schön und sicher richtig, dennoch war am Ende nicht daran zu rütteln, daß er das Schiff, sein Schiff, das erste, das ihm anvertraut war, verloren hatte. Für diese Niederlage gab es keine Entschuldigung.
    Die Franzosen waren bei Tagesgrauen munter geworden und schnatterten durcheinander wie eine Horde Spatzen. Matthews und Carson reckten ihre steifen Glieder, um den schmerzenden Gelenken Linderung zu verschaffen.
    »Frühstück, Sir?« fragte Matthews.
    Hornblower mußte an ein Spiel denken, das er als einsames, einziges Kind so gern gespielt hatte. Da saß er in einem leeren Schweinetrog, und der Trog war ein Boot und er saß ganz allein drin und trieb weit draußen auf See. Er hatte ein Stück Brot, oder was er sonst in der Küche ergattern konnte, säuberlich in zwölf Rationen geteilt, genau abgezählt, und jede Ration mußte für einen Tag langen. Aber der kleine Junge mit seinem unstillbaren Hunger hielt das Warten nicht lange aus, darum waren seine Tage sehr kurz, sie dauerten kaum fünf Minuten. Er war in seinem »Boot«, dem Schweinetrog, aufgestanden und hatte den Horizont vergebens nach Rettung abgesucht, hatte sich noch ein Weilchen das harte Dasein eines Schiffbrüchigen ausgemalt, dann hatte er kurzerhand beschlossen, daß wieder ein Tag und eine Nacht um war und daß er sich mit Fug und Recht die nächste Ration seines schwindenden Vorrats zu Gemüte führen durfte. Das Spiel des Knaben von einst war heute grausame Wirklichkeit. Hornblower sah, wie der französische Kapitän und sein Steuermann jedem Mann im Boot ein Stück Hartbrot reichten und dann allen der Reihe nach die Kumme aus den Fässern mit Wasser füllten. Aber trotz seiner lebhaften Phantasie hatte er sich damals in seinem Schweinetrog doch nicht alles richtig ausgemalt. Er hatte so wenig an die scheußliche Seekrankheit gedacht wie an die Kälte und die Krämpfe in den steifen Gliedern oder an die schrecklichen Schmerzen, die das arme Hinterteil auf den harten Duchten der Achterplicht zu erleiden hatte. Und am allerwenigsten hatte er natürlich in seiner kindlichen Selbstsicherheit geahnt, wie schwer die Last der Verantwortung schon den Siebzehnjährigen drücken konnte, wenn ihm ein selbständiges Kommando zufiel.
    Er riß sich mit Gewalt von diesen noch so frischen

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