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Hornblower 01 - Fähnrich zur See Hornblower

Hornblower 01 - Fähnrich zur See Hornblower

Titel: Hornblower 01 - Fähnrich zur See Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Schiff, in Erfüllung der doppelten Aufgabe, sowohl nach französischen Kaperschiffen zu fahnden als auch französische Blockadebrecher abzufangen. Hundert Meilen von hier hatte sie ihn und seine Prisenbesatzung auf die Marie Galante übergesetzt. Und doch, so sagte er sich mit der Resignation des Verzweifelten vor, standen die Aussichten tausend zu eins dagegen, daß ein hier aufkommendes Schiff wirklich die Indefatigable war. Dann aber regte sich trotz allem wieder die Hoffnung. Jenes Schiff kam ja offenbar vor dem Wind heran, um festzustellen, wen es hier vor sich hatte, dadurch verbesserten sich die Chancen sicherlich auf zehn, wenn nicht noch weniger als zehn zu eins.
    Er faßte von weitem Neuville ins Auge und versuchte seine Gedanken nachzudenken. Die Pique war ein schnelles und handiges Schiff, es stand ihm also frei, einfach abzudrehen und nach Lee zu entkommen. Die Tatsache, daß das fremde Schiff auf die Pique abhielt, mußte auf jeden Fall seinen Argwohn wecken. Allerdings wußte man von den Indienfahrern, jenen wertvollsten aller Prisen, daß sie sich zuweilen ihre Ähnlichkeit mit einem schweren Linienschiff zunutze machten, um einen gefährlichen Gegner zu verscheuchen, indem sie wie zum Angriff herangebraust kamen. Für einen Mann, der darauf brannte, eine gute Prise zu machen, lag darin bestimmt eine Versuchung. Auf Neuvilles Befehl wurden alle Segel gesetzt, damit er in der Lage war, im gegebenen Augenblick, sei es zu fliehen, sei es die Verfolgung aufzunehmen. Dann steuerte die Pique mit dicht geholten Schoten dem anderen Schiff entgegen.
    Nicht lange danach entdeckte Hornblower vom Oberdeck aus an der Kimm einen winzigen weißen Fleck, nicht größer als ein Reiskorn, als sich die Pique wieder einmal über eine See hinweghob. Jetzt kam Matthews ganz rot vor Aufregung achteraus gerannt und trat an Hornblowers Seite.
    »Das ist die alte Indefatigable , Sir«, sagte er, »ich möchte es beschwören!« Er sprang auf die Reling, hielt sich an den Wanten fest und starrte unter der schützenden Hand hervor nach der Kimm.
    »Ja, sie ist's, Sir! Jetzt machen sie die Royals los, Sir! Wir kommen gerade noch recht zur Schnapsausgabe!«
    Ein französischer Maat langte in die Höhe, zerrte Matthews am Hosenboden von seinem Ausguck herunter und jagte ihn mit Hieben und Stößen nach vorn. Einen Augenblick später gab Neuville den Befehl aufzubrassen und hieß den Rudergänger so weit abfallen, daß das Schiff der Indefatigable das Heck zeigte.
    Dann winkte er Hornblower heran.
    »Wie ich höre, ist das Ihr früheres Schiff?«
    »Ja, es ist die Indefatigable .«
    »Mit welchem Wind läuft sie am besten?« Hornblower maß Neuville mit einem stummen Blick. »Schauen Sie mich nicht so hochnäsig an«, sagte Neuville und verzog seine schmalen Lippen zu einem Lächeln. »Ich könnte Sie ohne weiteres dazu bringen, mir zu sagen, was ich wissen will, dazu gibt es ein probates Mittel. Ihr Glück, daß ich es nicht anzuwenden brauche, denn auf der ganzen Welt gibt es kein Schiff - vor allem keine der schwerfälligen Fregatten Seiner Britischen Majestät -, das meine Pique vor dem Wind aussegeln könnte.
    Sie werden sich bald selbst davon überzeugen können.«
    Er schlenderte an die Heckreling und blickte lange und mit gespannter Miene durch seinen Kieker achteraus. Hornblower tat es ihm mit bloßem Auge nach und sah dabei womöglich noch gespannter drein. »Nun, habe ich recht oder nicht?« sagte Neuville und reichte ihm das Glas. Hornblower nahm es, aber nicht so sehr, um seine Beobachtung bestätigt zu sehen, als um einen Blick auf sein altes Schiff zu erhaschen. Dabei überkam ihn wieder einmal bitteres, verzweifeltes Heimweh nach seiner Indefatigable , die nun offensichtlich immer weiter zurücksackte.
    Ihre Bramsegel waren schon hinter der Kimm verschwunden, nur die Royals waren noch zu sehen.
    »In zwei Stunden ist sie ganz aus Sicht«, sagte Neuville, nahm das Glas zurück und schob es mit einem lauten Klick zusammen.
    Dann ließ er den verzweifelten Hornblower kurzerhand stehen und eilte zum Rudergänger, um ihn heftig anzulassen, weil er nicht genau genug Kurs hielt. Hornblower hörte zwar sein tobendes Geschimpfe, aber die Worte drangen ihm nicht ins Bewußtsein. Der Wind blies ihm ins Gesicht und wehte ihm die Haare um die Ohren, unter ihm kochte und brodelte das Kielwasser, das die Pique bei ihrer rauschenden Fahrt hinter sich ließ. Mit ähnlichen Gefühlen mochte schon Adam nach dem verlorenen Paradies

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