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Hornblower 01 - Fähnrich zur See Hornblower

Hornblower 01 - Fähnrich zur See Hornblower

Titel: Hornblower 01 - Fähnrich zur See Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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es ihr Unglück wollte, fünf lange, bange Stunden.
    Die Spanier um ihn her ergingen sich in lauten Verwünschungen. Frauen weinten, Männer schüttelten drohend ihre Fäuste nach der britischen Fregatte, die, zufrieden mit ihrem Erfolg, rechtzeitig an den Wind gegangen war und nun unter Sturmsegeln wieder von der Leeküste freikreuzte. Es war schauderhaft, hilflos zusehen zu müssen, wie die armen Teufel da unten zugrunde gingen. Wenn nur eine einzige, besonders hohe See über das Riff hinfegte und dabei das aufgespießte Heck losriß, dann sank das ganze Wrack sofort in die Tiefe.
    Aber auch wenn dies nicht geschah, mußte der Rumpf mit der Zeit aufbrechen. Wer dann noch am Leben war, kam rettungslos in den berstenden Trümmern um. Und wenn es noch lange dauerte, bis das Schiff auseinanderbrach, dann tat bis dahin der eiskalte Gischt sein Werk, der die armen Burschen mit seinen pausenlosen Hieben allmählich zu Tode peitschte. Es mußte etwas geschehen, um sie zu retten. Aber was sollte man tun? Es war von vornherein ausgeschlossen, daß ein Boot bei diesem Wetter die Huk der Einfahrt rundete, um sich von Luv her den Teufelszähnen zu nähern und auf diesem Weg an das Wrack heranzukommen. Das lag so klar auf der Hand, daß man keinen Gedanken mehr daran zu verschwenden brauchte. Also mußte man es anders versuchen. Hornblower dachte fieberhaft nach, um eine Lösung des Problems zu finden. Der Kommandant redete vom Pferd herunter heftig auf einen spanischen Seeoffizier ein, offenbar drängte auch er auf einen Versuch zur Rettung der Schiffbrüchigen. Und als der Seeoffizier dann hilflos die Arme ausbreitete, da konnte das nur bedeuten, daß er jedes derartige Unterfangen für aussichtslos hielt.
    Und doch, es gab einen Weg zu helfen... Hornblower war nun schon zwei Jahre in Gefangenschaft, sein ganzer aufgestauter Tatendrang wollte sich jetzt plötzlich entladen. Die lange elende Kerkerhaft hatte ihn so weit gebracht, daß er bereit war, sein kümmerliches Dasein bedingungslos in die Schanze zu schlagen. Er trat entschlossen an den Kommandanten heran und fiel ihm kurzerhand ins Wort.
    »Sir«, sagte er, »lassen Sie mich versuchen, die Leute zu retten. Vielleicht von dieser kleinen Bucht aus... wenn ein paar Fischer mitmachen wollen...«
    Der Kommandant blickte den Offizier fragend an, und dieser zuckte die Achseln.
    »Was schlagen Sie vor, Herr?« fragte der Kommandant Hornblower.
    »Wir könnten ein Boot aus der Werft holen und über die Landzunge schaffen, auf der wir stehen«, stammelte Hornblower mühsam auf spanisch. »Aber wir müssen uns beeilen - sehr beeilen!«
    Dabei wies er auf das Wrack, und seine Mahnung wurde dadurch unterstrichen, daß gerade wieder ein mächtiger Roller über die Teufelszähne hinwegbrauste.
    »Wie wollen Sie ein Boot so weit über Land schaffen?« fragte der Kommandant.
    Es wäre bei diesem Wind schon mühsam genug gewesen, dem anderen seinen Plan auf englisch ins Ohr zu schreien, auf spanisch war es ihm ganz und gar unmöglich.
    »Ich kann Ihnen das in der Werft zeigen, Sir«, schrie er, »hier kann ich es nicht erklären. Aber wir müssen vor allem schnell sein.«
    »Sie wollen also zur Werft?«
    »Ja! Ja!«
    »Dann sitzen Sie hinter mir auf«, sagte der Kommandant.
    Hornblower kletterte linkisch in den Reitsitz auf der Kruppe des Gauls und hielt sich am Koppel des Kommandanten fest. Er wurde bei jedem Schritt übel gestaucht, als das Pferd kehrtmachte und den Hang hinuntertrabte. Alle müßigen Gaffer aus der Stadt und aus den Kasernen rannten neben ihnen her.
    Die Werft von Ferrol bestand fast nur noch dem Namen nach.
    Sie war unter dem Druck der englischen Blockade verkümmert wie ein Baum, den man seiner Wurzeln beraubt hat. Da sie im äußersten Winkel Spaniens lag und das Innere des Landes nur über weite, unglaublich schlechte Straßen zu erreichen war, mußte der ganze Nachschub an Vorräten und Ausrüstungsstücken über See herangeschafft werden. Diese einzige Verbindung war aber durch die vor der Küste kreuzenden englischen Fregatten ernstlich gestört. Spanische Kriegsschiffe hatten bei ihrem letzten Aufenthalt die Lager noch vollends geleert und überdies eine Menge Werftarbeiter zum Borddienst gepreßt. Dennoch mußte alles vorhanden sein, was Hornblower brauchte, so viel war ihm dank seiner sorgfältigen Beobachtung aller Vorgänge längst bekannt. Er rutschte von der Kruppe des Pferdes herunter und entging dabei wie durch ein Wunder dem Huf des aufgeregt

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