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Hornblower 02 - Leutnant Hornblower

Hornblower 02 - Leutnant Hornblower

Titel: Hornblower 02 - Leutnant Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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diese Frage zu rechten, allerdings war er über die Bemerkung Hornblowers einigermaßen überrascht. Aber Hornblower grinste ihn an und löste die entstandene Spannung, indem er bemerkte:
    »Meinetwegen soll sich Boney Kaiser nennen. Für mich is die Hauptsache, daß ich jetzt in Long Rooms meinen halben Sovereign verdienen muß.«
    Bush wollte Hornblower bei dieser Gelegenheit fragen, ob er in der letzten Zeit gut abgeschnitten habe, als er auf der Treppe draußen ein Gepolter hörte. Gleich darauf klopfte es an der Tür.
    »Aha, da kommt Ihr Bett«, sagte Hornblower und trat zur Tür, um zu öffnen.
    Maria wuchtete das Ding ins Zimmer und sah die beiden lächelnd an.
    »Hierhin oder dorthin?« fragte sie.
    Hornblower warf einen fragenden Blick auf Bush.
    »Das ist mir ganz gleich«, sagte Bush.
    »Dann stellen Sie es dort an die Wand.«
    »Lassen Sie mich helfen«, sagte Hornblower.
    »Nein, nein, Sir, Gott bewahre, Sir, ich schaffe das leicht allein.«
    Hornblowers Aufmerksamkeit schmeichelte ihr, Bush konnte sehen, daß sie wirklich kräftig genug war und keine Hilfe brauchte. Um ihre Verlegenheit zu verbergen, begann sie auf das Bettzeug loszuklopfen und die Kissen in ihre Bezüge zu stopfen.
    »Ich hoffe, Sie haben den Mumps schon gehabt, Maria«, sagte Hornblower.
    »0 ja, Sir, schon als Kind, auf beiden Seiten.«
    Die körperliche Anstrengung und die aufregende Nähe der beiden Männer hatten ihre Wangen gerötet. Mit kräftigen, aber geschickten Händen breitete sie das Leinentuch aus, hielt aber mittendrin plötzlich inne, weil ihr einfiel, was Hornblower mit seiner Frage gemeint haben konnte.
    »Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, Sir, ich stecke Sie nicht an, wenn Sie den Mumps noch nicht gehabt haben sollten.«
    »Daran hatte ich wirklich nicht gedacht«, sagte Hornblower.
    »Ach, Sir«, sagte Maria und zog das Leinentuch faltenlos glatt. Sie breitete noch die Decken darüber und blickte erst auf, als sie fertig war.
    »Gehen Sie jetzt gleich aus, Sir?«
    »Ja, eigentlich sollte ich schon weg sein.«
    »Geben Sie mir nur noch auf eine Minute Ihren Rock, Sir. Ich könnte ihn ein bißchen anfeuchten und auffrischen.«
    »Ich möchte aber nicht, daß Sie sich solche Mühe machen, Maria.«
    »Es macht mir keine Mühe, nicht die Spur. Bitte, lassen Sie mich machen, Sir. Der Rock sieht ja aus...«
    »Er sieht eben aus, wie ein abgetragener Rock aussieht«, sagte Hornblower und sah an sich hinunter. »Gegen Altersschwäche ist noch kein Mittel erfunden.«
    »Bitte, lassen Sie mich machen, Sir. Unten haben wir Hirschhorngeist, Sie werden sehen, wie der wirkt, glauben Sie mir, Sir.«
    »Aber...«
    »Wenn ich Sie darum bitte, Sir.«
    Hornblower hob zögernd die Hand und öffnete den obersten Knopf.
    »In einer Minute bin ich wieder da«, sagte Maria und sprang mit ausgestreckten Händen herbei, um auch die anderen Knöpfe zu lösen, aber Hornblower kam ihr mit seinen beweglichen Fingern zuvor. Er schlüpfte aus dem Rock, und sie nahm ihn gleich in Empfang. »Dieses Hemd haben Sie natürlich selbst genäht«, sagte sie vorwurfsvoll.
    »Ja, das habe ich allerdings.«
    Hornblower war es peinlich, sein verschlissenes, fadenscheiniges Hemd zur Schau stellen zu müssen. Mari musterte den aufgesetzten Flicken.
    »Das hätte ich doch gern gemacht, Sir, wenn Sie es mir nur gesagt hätten.«
    »Dann wäre die Arbeit gewiß erheblich besser ausgefallen.«
    »Das wollte ich nicht damit sagen, Sir. Aber ich finde es nicht richtig, daß Sie Ihre eigenen Hemden flicken.«
    »Für wen sollte ich sie denn sonst flicken?«
    »Sie wissen immer gleich eine Antwort, da kommt unsereins nicht mit«, sagte sie. »Aber jetzt unterhalten Sie sich einen Augenblick mit dem Leutnant hier, ich will nur eben den Rock ein bißchen auffrischen.«
    Sie eilte aus dem Zimmer, und man hörte, wie sie die Treppe hinunterlief. Hornblower sah Bush etwas wehmütig an.
    »Aus irgendeinem Grunde tut es einem wohl, zu wissen«, sagte er, »daß es wenigstens einem Menschen auf der Welt nicht gleichgültig ist, ob man lebt oder nicht. Warum einem das wohl tut, das ist eine Frage, deren Beantwortung wir am besten der philosophischen Spekulation überlassen.«
    »Ja, das leuchtet uns nicht so ohne weiteres ein«, sagte Bush.
    Er hatte selbst zwei Schwestern, die ihn mit aller denkbaren Liebe umhegten, wenn immer es möglich war, und er war von jeher so an diese Fürsorge gewöhnt, daß er zu Hause ihre Dienste wie etwas Selbstverständliches

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