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Hornblower 02 - Leutnant Hornblower

Hornblower 02 - Leutnant Hornblower

Titel: Hornblower 02 - Leutnant Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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wahrscheinlich war ihm bei der Geschichte nicht ganz wohl, weil er aus Erfahrung wußte, daß es einem armen Korporal meistens schlecht bekam, wenn er sich, und sei es auch ganz ohne seine Schuld, in eine unangenehme Geschichte verwickelt sah, die nur die Offiziere etwas anging. »So reden Sie endlich, Mann«, sagte Buckland gereizt. Er war offenkundig nervös, aber das war schließlich auch kein Wunder, wenn man als Erster Offizier erfuhr, daß dem Kommandanten ein ernster Unfall zugestoßen sei.
    »Ich war Unteroffizier der Kommandantenwache, Sir. Um zwei Glasen ließ ich den Posten Kajüte ablösen.«
    »Ja, und?«
    »Und - und - dann legte ich mich wieder schlafen.«
    »Verflucht noch mal«, sagte Roberts, »machen Sie endlich eine vernünftige Meldung.«
    »Einer der Herren weckte mich dann wieder, Sir«, fuhr der Unteroffizier fort. »Ich glaube, er ist Feuerwerker.«
    »Mr. Hobbs?«
    »Ja, so heißt er wohl, Sir. Er sagte:›Befehl vom Kommandanten, die Wache soll aufziehen.‹Ich hole also die Wache heraus. Wie ich achtern ankomme, steht der Kommandant bei Wade, dem Posten Kajüte, den ich eben hatt aufziehen lassen. Er hatte Pistolen in den Händen, Sir.«
    »Wer, Wade?«
    »Nein, Sir, der Kommandant, Sir.«
    »Wie benahm er sich denn?« fragte Hornblower. »Was sagte er, was tat er?«
    »Nun, Sir...« Dem Unteroffizier wollte keine kritische Äußerung über seinen Kommandanten über die Lippen, nicht einmal einem Leutnant gegenüber.
    »Schon gut, lassen wir das - fahren Sie fort.«
    »Also der Kommandant sagte, Sir, er sagte:›Folgen Sie mir!‹, und dann sagte er zu dem anderen Herrn:›Tun Sie Ihre Pflicht, Mr. Hobbs.‹Da ging Mr. Hobbs weg, und wir kamen mit dem Kommandanten hier herunter.›Auf diesem Schiff liegt Meuterei in der Luft‹, sagte der Kommandant,›schwarze, blutige Meuterei. Wir müssen den Meuterern das Handwerk legen.
    Fangt sie‹, sagte der Kommandant,›fangt sie auf frischer Tat.‹«
    Der Kopf des Arztes erschien im Niedergang.
    »Noch eine Laterne, bitte!« sagte er.
    »Wie geht es dem Kommandanten?« fragte Buckland.
    »Gehirnerschütterung und einige Knochenbrüche, soweit ich bis jetzt feststellen kann.«
    »Ist sein Zustand ernst?«
    »Kann ich noch nicht sagen. Wo bleiben nur meine Maate?
    Endlich, Coleman. Holen Sie Schienen und Binden, aber so schnell wie möglich. Außerdem brauche ich eine Transportplanke, eine Persenning und Leinen. Laufen Sie, Mann! Pierce, Sie kommen herunter und helfen mir.«
    Kaum hatten sich die beiden Sanitätsmaate gezeigt, da waren sie schon wieder verschwunden.
    »Fahren Sie fort, Korporal«, sagte Buckland.
    »Ich weiß nicht mehr genau, wo ich stehengeblieben war.«
    »Der Kommandant hatte Sie hier heruntergeführt.«
    »Jawohl, Sir. Er hatte in jeder Hand eine Pistole, Sir, wie ich schon sagte, Sir. Zwei Mann schickte er nach vorn.›Daß mir kein Loch offen bleibt‹, sagte er zu ihnen. Dann sagte er:›Und Sie, Korporal, nehmen die beiden anderen Leute mit hinunter in den Raum und suchen ihn ab!‹Dabei schrie er immer lauter, Sir, und in jeder Hand hielt er eine Pistole.«
    Der Unteroffizier sah Buckland ängstlich an, als er das sagte.
    »Schon gut, schon gut«, sagte Buckland, »halten Sie sich nur genau an die Wahrheit.«
    Buckland war wesentlich ruhiger und sicherer geworden, seit er wußte, daß der Kommandant bewußtlos und vielleicht schwer verletzt war. Genauso war es übrigens Bush ergangen.
    »Ich nahm also die anderen zwei Mann mit den Niedergang hinunter, Sir«, fuhr der Korporal fort. »Da ich kein Gewehr mit hatte, nahm ich die Laterne. Unten stiegen wir erst zwischen den Kisten herum, die dort gestapelt sind. Da schrie der Kommandant den Niedergang herunter:›Los, beeilt euch, laßt sie nicht entkommen, macht schnell!‹Da begannen wir, über die Ladung weg nach vorn zu klettern.«
    Der Unteroffizier stockte ein bißchen, als er zum Höhepunkt seines Berichtes kam. Vielleicht suchte er nach einem dramatischen Knalleffekt, aber es war viel eher anzunehmen, daß er immer noch fürchtete, sich womöglich in eine dumme Geschichte zu verstricken, die ihm trotz seiner Unschuld üble Folgen eintrug.
    »Was geschah dann weiter?« fragte Buckland.
    »Nun, Sir...«
    In diesem Augenblick tauchte Coleman auf. Er war mit allerhand Gerät bepackt, zu dem auch eine leichte, sechs Fuß lange Planke gehörte, die er auf der Schulter trug. Mit einem fragenden Blick erbat er sich von Buckland die Erlaubnis weitergehen zu dürfen, und

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