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Hornblower 02 - Leutnant Hornblower

Hornblower 02 - Leutnant Hornblower

Titel: Hornblower 02 - Leutnant Hornblower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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er kurz einem Fähnrich zu, der gerade aus der Tür des Fähnrichsraums lugte. Einem anderen befahl er: »Laufen Sie rasch zum Ersten Offizier, er möchte sofort hierher kommen! Aber schnell! Nehmen Sie die Beine in die Hand!«
    Jetzt entdeckte er Whiting und sah, wie die Seesoldaten weiter vorn ihre Musketen aus dem Rack nahmen.
    »Warum sind Ihre Leute geweckt worden, Hauptmann Whiting?«
    »Befehl des Kommandanten.«
    »Dann lassen Sie sie antreten. Ich glaube allerdings nicht, daß sie gebraucht werden.«
    Jetzt erst entdeckte Hornblower Bush.
    »Ah, Mr. Bush! Wollen Sie als ältester anwesender Offizier das Kommando übernehmen, Sir? Ich habe eben nach dem Ersten Offizier geschickt. Der Kommandant ist verletzt - wie ich befürchten muß, schwer.«
    »Wie kam das denn?« fragte Bush.
    »Er ist den Niedergang hinuntergefallen, Sir«, sagte Hornblower. Dabei starrte er Bush im trüben Licht des Decks gerade in die Augen, aber Bush vermochte nichts aus seinem Blick zu lesen. Hier, im achteren Teil des unteren Batteriedecks, wimmelte es jetzt plötzlich von Menschen, und Hornblowers erste Mitteilung über das Vorgefallene erweckte ein allgemeines aufgeregtes Stimmengewirr. Zuchtloses Gelärme dieser Art war Bush von jeher unausstehlich und erzeugte bei ihm auch diesmal sofort - und man kann sagen glücklicherweise - die übliche Wirkung:
    »Ruhe hier!« brüllte er los. »Wer hier nichts zu suchen hat, verschwindet!«
    Er funkelte die Menge drohend an, da wurde es sofort still.
    »Wenn Sie gestatten, gehe ich jetzt wieder nach unten, Sir«, sagte Hornblower, »ich muß mich um den Kommandanten kümmern.«
    »Gut, Mr. Hornblower«, sagte Bush. Diese stereotype Antwort war durch ständigen Gebrauch schon so abgegriffen, daß sie alles Steife verloren hatte.
    »Kommen Sie mit mir, Mr. Wellard«, sagte Hornblower und wandte sich zum Gehen.
    Inzwischen erschienen noch ein paar neue Gestalten auf der Szene: Buckland mit bleichen, zerquälten Zügen, neben ihm Roberts und endlich Clive, der in Hemd und Hose schläfrig aus seiner Kammer erschien. Alle fuhren im ersten Augenblick zusammen, als sie der Seesoldaten ansichtig wurden, die eben auf dem engen Raum des Batteriedecks antraten und deren Musketenläufe im schwachen Licht der Laterne schimmerten.
    Hornblower bemerkte Buckland und wandte sich noch einmal um. »Wollen Sie gleich mitkommen, Sir?« fragte er.
    »Ja, ich komme«, sagte Buckland.
    »Was ist denn, in Gottes Namen, los?« fragte Clive.
    »Der Kommandant ist verletzt«, sagte Hornblower kurz angebunden. »Ich bringe Sie zu ihm, Sie brauchen aber unbedingt eine Laterne.«
    »Was? Der Kommandant?« Clive rieb sich den Schlaf aus den Augen. »Wo ist er? He, Sie, holen Sie mir rasch die Laterne dort her. Wo sind meine Maate? Ach, Sie dort, laufen Sie rasch hin und wecken Sie meine Sanitätsmaate - sie schlafen im Krankenrevier.«
    So bewegte sich denn kurz darauf ein Zug von einem halben Dutzend Männern, jeder mit einer Laterne, nach dem Niedergang hin - zuerst die vier Leutnants, dann Clive und schließlich Wellard. Als sie oben an der steilen Treppe warten mußten, warf Bush einen Seitenblick auf Buckland und sah, wie dessen Kinnbacken vor Erregung ununterbrochen arbeiteten.
    Wahrscheinlich wäre er unendlich viel lieber im tollsten Kugelregen über ein aufgerissenes Deck gestürmt. Jetzt sah er auch Bush fragend an, aber der wagte kein Wort zu ihm zu sagen, da Clive in Hörweite war - ganz abgesehen davon, daß er ja um kein bißchen mehr wußte als Buckland selbst. Wer konnte ahnen, was sie am Fuß dieser Treppe erwartete? Gefängnis, Ruin, Schande oder gar der Tod.
    Das schwache Licht einer Laterne fiel auf den roten Waffenrock und das weiße Lederzeug eines Seesoldaten, der neben dem Niedergang stand. Er trug die Tressen eines Unteroffiziers.
    »Ist etwas vorgefallen?« fragte Hornblower.
    »Nein, Sir, nichts Neues.«
    »Der Kommandant liegt bewußtlos dort unten«, sagt Hornblower zu Clive und wies den Niedergang hinunter. »Zwei Seesoldaten sind als Wache bei ihm aufgezogen.«
    Clive vertraute sich mit seinem schweren Körper ächzend und stöhnend der steilen Leiter an und verschwand langsam in der Tiefe.
    »So, Korporal«, sagte Hornblower, »jetzt erzählen Sie dem Ersten Offizier alles, was Sie über den Vorfall wissen.«
    Der Unteroffizier stand in militärischer Haltung vor seinen Vorgesetzten. Daß ihn nicht weniger als vier Leutnants zu gleicher Zeit voll Spannung ansahen, machte ihn nervös,

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