Hornblower 02 - Leutnant Hornblower
erscheint hier um zwei Glasen am Vormittag (also um 9 Uhr). Wenn er sieht, daß wir keine Minute Zeit verloren haben, wenn ich ihm sagen kann, daß Sie seine Bedingungen von Anfang bis zu Ende zurückweisen, Sir, wenn wir ihm vor allem aufgefahrene Geschütze zeigen können und ihm sagen, daß wir in einer Stunde das Feuer auf seine Schiffe eröffnen, sofern er nicht bedingungslos kapituliert, dann macht das einen viel größeren Eindruck auf den Mann.«
»Das ist wohl richtig, Sir«, sagte Bush.
»Verzichten wir auf diesen Vorteil, dann werden sich die weiteren Verhandlungen als bedeutend schwieriger erweisen, Sir. Sie müssen dann entweder von neuem auf Zeitgewinn bedacht sein, bis das Geschütz in Stellung ist, oder Sie müssen mit Drohungen operieren. Ich werde ihm also dann sagen müssen: Wenn Sie nicht ja sagen, dann werden wir ein Geschütz dort oben hinaufbringen, und so weiter. In jedem Fall geben Sie ihm gerade das, was er am dringendsten braucht, nämlich Zeit.
Vielleicht genügt sie ihm, auf einen anderen Ausweg aus seiner Lage zu sinnen, vielleicht verschlechtert sich inzwischen das Wetter, es ist nicht einmal ausgeschlossen, daß ein Zyklo heranzieht. Aber wenn er gleich von vornherein sieht, daß wir nicht mit uns spaßen lassen, Sir...«
»Das ist sicher die beste Art, diese Kerle zu behandeln«, sagte Bush.
»Auch wenn wir schon mit Tagesanbruch beginnen...«, sagte Buckland. Erst als er mit seinem Satz so weit gekommen war, fiel ihm ein, daß es ja noch eine andere Möglichkeit gab. »Oder meinen Sie etwa, wir könnten gleich damit anfangen?«
»Wir haben die ganze Nacht vor uns, Sir. Sie könnten schon die Barkassen aussetzen und eine davon mit der Kanone beladen. Stroppen, Trossen und eine Art Transportgestell wären vorzubereiten. Und dann wäre noch die Bedienungsmannschaft abzuteilen...«
»So daß das Manöver bei Hellwerden beginnen könnte, nicht wahr?«
»Bei Hellwerden könnten die Boote schon drüben auf der anderen Seite unter Land liegen, so daß sie bei Tagesanbruch landen können, Sir. Sie könnten gleich ein paar Mann mit hundert Faden Leine von Bord hierher schicken. Die können dann noch vor Tagesanbruch den Pfad entlanggehen, bis sie über die Landungsstelle kommen. Dadurch könnten wir eine Menge Zeit sparen.«
»Ja, ja, das stimmt!« sagte Bush, dem es nicht schwerfiel, sich ein Bild von den seemännischen Problemen zu machen, mit denen man sich auseinandersetzen mußte, wenn es hieß, eine Kanone über einen Steilhang hochzuheißen.
»Wir sind an Bord schon recht knapp an Leuten«, meinte Buckland. »Da werde ich zu dem Manöver beide Wachen brauchen.«
»Das wird den Brüdern nicht weh tun, Sir«, sagte Bush. Er hatte nun schon zwei Nächte keinen Schlaf bekommen und sah bereits voraus, daß noch eine dritte folgen würde.
»Noch eins. Ich möchte, daß ein Offizier das Manöver verantwortlich leitet. Wen könnte ich da schicken? Der Betreffende soll vor allem ein guter Seemann sein.«
»Ich will gern gehen, wenn Sie mich haben wollen, Sir«, sagte Hornblower.
»Nein, das geht nicht. Sie müssen hierbleiben und mit Ortega verhandeln. Wenn ich aber Smith schicke, dann bleibt mir an Bord kein einziger Leutnant mehr.«
»Vielleicht könnten Sie mir die Aufgabe übertragen«, sagte Bush. »In diesem Fall müßte allerdings Mr. Hornblower hier im Fort das Kommando übernehmen.«
»Hm«, machte Buckland. »Mir fällt für den Augenblick auch keine andere Lösung ein. Kann ich Ihnen das zutrauen, Mr. Hornblower?«
»Ich werde mir alle Mühe geben, Sir.«
»Nun, wir werden ja sehen«, sagte Buckland.
»Ich könnte gleich mit Ihnen in Ihrer Gig an Bord fahren, Sir«, sagte Bush. »Dann ginge keine Zeit verloren.«
Es war für Bush etwas Neues, einen Vorgesetzten durch solche Listen zum Handeln anzustacheln, aber er machte in dieser Kunst rasche Fortschritte. Die Tatsache, daß sie sich noch vor kurzem alle drei gegen ihren Kommandanten verschworen hatten, machte es jetzt leichter, den richtigen Ton zu finden, und als das Eis einmal gebrochen war, als Buckland sich zum erstenmal bereitgefunden hatte, den Rat seiner jüngeren Kameraden anzunehmen, da stellten sich diesem freien Gedankenaustausch bald keine Hemmungen mehr entgegen.
»Ja, ich glaube, das ist wirklich das beste«, sagte Buckland und konnte kaum umhin, es Bush nachzutun, als dieser daraufhin sofort auf die Füße sprang.
Bush warf noch einen Blick auf Hornblowers zusammengesunkene Gestalt.
»Und Sie,
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