Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Titel: Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
Vom Netzwerk:
gegen die sein lächerliches Gleichgewicht-Halten ein Kinderspiel war. Welcher Trapezkünstler arbeitete je in stockfinsterer Nacht und gar auf einem Flußpferd, das in einem Sturm wahrlich keinen sicheren Halt bot? Oder gab es einen Artisten, der einem einfachen Matrosen das Kunststück nachgemacht hätte, auf der Rahnock, fünfzig Fuß über der tobenden See, die Refftalje in die Reffkausch einzupicken? Selbst der Löwenbändiger, der seine tückischen Bestien mit wachsamem Auge in Schach hielt, brauchte nicht mit einer so wilden Feindseligkeit zu rechnen, wie sie von der toten Materie eines entfesselten Segels ausgehen konnte, das die Rahgäste von ihrem gefährlichen Standort herunterzuschlagen suchte. Eine kleine Drehung des Ruders bewirkte, daß die Segel wieder zogen, und die Hotspur legte sich von neuem auf die Seite und setzte ihr verbissenes Ringen mit dem Sturm fort. Es gab gewiß kein besseres Beispiel für die Überlegenheit des menschlichen Geistes über das blinde Wüten der entfesselten Natur, als daß ein Schiff sogar in der Lage war, die Gewalt eines Sturms für seine Zwecke zu nutzen, der es doch mit roher Kraft zu vernichten strebte. Hornblower krabbelte mühsam zum Kompaß und beobachtete eine Weile, was das Schiff anlag. Dann rechnete er im Kopf aus, wie sich Strom und Abtrift auf den Kurs auswirkten und verglich das Ergebnis dieser Rechnung mit seinem Vorstellungsbild vom Verlauf der französischen Küste. Prowse stand neben ihm und war offenbar mit dem gleichen Problem beschäftigt.
    »Ich - möchte - meinen, - wir - hätten - uns - weit - genug - freigesegelt, - Sir!« Er mußte Hornblower Silbe um Silbe ins Ohr schreien, dieser mußte ihm ebenso antworten: »Solange - es - geht - wollen - wir - noch - durchhalten!« Es war erstaunlich, wie rasch bei solchem Unwetter die Zeit verflog, der Tag konnte nicht mehr fern sein. Und der Sturm frischte immer noch auf.
    Seit Hornblower die ersten Anzeichen seines Nahens wahrgenommen hatte, waren schon fast vierundzwanzig Stunden vergangen, dennoch hatte der Wind noch nicht seine volle Stärke erreicht. Wahrscheinlich wehte es jetzt noch tagelang weiter, mit dreien war bestimmt zu rechnen, vielleicht mußte man sogar auf mehr gefaßt sein. Und wenn es dann abflaute, stand der Wind vielleicht noch sehr lange weiter aus Westen und hielt die von Plymouth kommenden Wasser- und Proviantfahrzeuge auf. Wenn es das Unglück wollte, trafen sie unter solchen Umständen gerade erst ein, wenn die Hotspur wieder auf ihrer Station vor dem Goulet lag.
    »Mr. Bush!« Hornblower mußte Bush an der Schulter fassen, um sich bei dem Höllenlärm bemerkbar zu machen: »Wir wollen ab heute die Wasserrationen kürzen. Zwei Rationen für drei Mann.«
    »Aye, aye, Sir. Es kann auf keinen Fall schaden.« Härten gab es für Bush nicht, sie machten ihm selbst so wenig aus, daß er sie ohne Bedenken auch der Mannschaft auferlegte. Hier ging es bestimmt nicht darum, Überfluß zu beschneiden; was den Männern bevorstand, bedeutete vielmehr, daß ihr ohnedies hartes Dasein noch um ein Erkleckliches härter werden sollte.
    Die normale Wasserration von einer Gallone (viereinhalb Liter) pro Mann und Tag war schon knapp genug bemessen, aber sie war die Menge, mit der ein Mann erfahrungsgemäß eben noch auskam. Zwei drittel Gallonen am Tag waren eine schauerliche Zumutung, schon nach wenigen Tagen begann da überall der Durst in den Gehirnen zu spuken. Wie zum Hohn gingen in diesem Augenblick gerade die Pumpen. Die federnde Elastizität der Verbände, die die Hotspur bei dieser gewaltigen Beanspruchung vor dem Aufbrechen schützte, hatte auch die Folge, daß sie bei schwerem Seegang recht erheblich Wasser machte, weil ihre Nähte über und unter der Wasserlinie beim Arbeiten undicht wurden. Das eingedrungene Wasser sammelte sich ein - zwei - drei Fuß hoch in der Bilge. Solange der Sturm anhielt, hatte der größte Teil der Besatzung sechs Stunden im Tag - nämlich eine Stunde auf jeder Wache - zu tun, um dieses Wasser wieder aus dem Schiff zu schaffen.
    Der Osthimmel färbte sich schon grau, der Wind frischte immer noch auf, die Hotspur konnte unmöglich noch weiter gegen ankreuzen. »Mr. Cargill!« - Cargill hatte die Wache -
    »wir wollen beidrehen - unter Großstengestagsegel.«
    Hornblower mußte aus Leibeskräften brüllen, bis Cargill durch Nicken kundgab, daß er verstanden hatte. »Alle Mann auf, klar zum Manöver!«
    Ein paar Minuten harter Arbeit brachten einen gründlichen

Weitere Kostenlose Bücher