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Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Titel: Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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bestimmt schon Mutter. »Hol die Schoten!« Die Hotspur nahm Fahrt auf und hielt ab, um Berry Head raumschots zu runden. Hornblower ließ sich alles mögliche durch den Kopf gehen, um seiner düsteren Stimmung Herr zu werden. Dabei fiel ihm der kurze leise Meinungsaustausch ein, den Cornwallis mit seinem Steward gepflogen hatte. Es gab für ihn keinen Zweifel, daß dieser seinem Admiral von dem Paket berichtet hatte, das für die Hotspur bestimmt war. Doughty war offenbar längst nicht der gerissene »Besorger«, für den er sich hielt. Diese Entdeckung entlockte ihm ein leises Lächeln. Die Hotspur pflügte unterdessen bereits die Wogen des Kanals, schwarz und drohend ragte Berry Head an Steuerbord querab aus den Fluten.

15. Kapitel
    Jetzt war es kalt, bitter kalt, die Tage waren kurz und die Nächte sehr, sehr lang. Mit der Kälte kamen östliche Winde - das eine hing ja mit dem anderen eng zusammen -, und daraus ergab sich eine Umkehrung der taktischen Lage. Bei Ostwind war die Hotspur zwar die Sorge los, auf Legerwall zu geraten, aber dafür war die Last der Verantwortung entsprechend größer, die jetzt auf den Schultern des Kommandanten ruhte. Von nun war es mehr als überflüssiger Zopf oder bloß nautische Routine, daß Windrichtung und stärke allstündlich aufgeschrieben wurden. Wenn nämlich dieser Wind aus zehn von den insgesamt zweiunddreißig Strichen der Kompaßrose kam, dann war es für die Franzosen bei all ihrer Schwerfälligkeit ein leichtes, durch den Goulet auszulaufen und den Atlantik zu erreichen. Wenn sie einen solchen Ausbruchversuch unternahmen, war es die Aufgabe der Hotspur , die Kanalflotte schnellstens davon zu unterrichten, damit sie den Franzosen in Gefechtsformation entgegentreten konnte, wenn sie tollkühn den Kampf suchten, damit sie aber auch alle Wege nach draußen - durch den Raz du Sein, den Chenal de l'Iroise oder den Chenal du Four - abriegeln konnte, wenn der Gegner, was wohl eher zu erwarten war, versuchte, den Ring der Blockade zu brechen und zu fliehen.
    Heute lief die Flut bis gegen zwei Uhr nachmittags. Das war ganz besonders ungünstig, weil die Hotspur so lange warten mußte, ehe sie sich bei ihrer täglichen Aufklärungsfahrt auf nächste Entfernung heranwagen konnte. Ging sie dennoch eher heran, dann lief sie Gefahr, daß sie als hilfloser Spielball der Strömung in den Goulet hineingetrieben wurde, wenn der Wind sie einmal im Stich ließ, und daß sie dabei in den Schußbereich der Batterien auf Petit Minou und den Capuchins - das war die Toulinguet-Batterie - geriet. Viel gefährlicher aber als alle Batterien zusammen waren die mitten im Goulet liegenden Riffe: Pollux und das Plateau des Fillettes.
    Hornblower kam beim ersten Tagesgrauen an Deck - heute, am kürzesten Tag des Jahres, war das nicht zu besonders früher Stunde -, um sich über den Schiffsort zu unterrichten, während Prowse Peilungen des Petit Minou und des Grand Gouin nahm.
    »Fröhliche Weihnachten, Sir«, sagte Bush. Der militärische Brauch verlangte, daß er bei diesen Worten die Hand an den Hut legte. »Vielen Dank. Auch Ihnen alles Gute zum Fest.«
    Bezeichnenderweise hatte Hornblower ganz vergessen, daß heute Weihnachten war, obwohl er sehr genau wußte, daß man den 25. Dezember schrieb. Die Gezeitentafeln nahmen eben von den Kirchenfesten keine Notiz.
    »Haben Sie Nachricht von Ihrer verehrten Gattin?« fragte Bush. »Noch nicht«, antwortete Hornblower mit einem Lächeln, das nur halbwegs gekünstelt war. »Der Brief, den ich gestern bekam, datierte vom achtzehnten. Bis dahin war noch alles beim alten.«
    Auch hier hatte das Umspringen des Windes seine Wirkung getan: Der Brief von Maria war nur sechs Tage unterwegs gewesen, ein Proviantschiff hatte ihn mitgebracht. Das hatte aber auch zur Folge, daß seine Antwort sechs Wochen brauchte, bis sie Maria erreichte; in diesen sechs Wochen - nein, schon in einer Woche - war bestimmt alles vorüber und das Kind auf der Welt. Ein Seeoffizier, der seiner Frau schrieb, mußte genauso auf den Verklicker achten, wie die Lords der Admiralität, wenn sie die Operationsbefehle für ihre Flotten entwarfen. Der Neujahrstag war das Datum, das sich Maria und ihre Hebamme für die Geburt ausgerechnet hatten, dann bekam Maria also die Briefe zu lesen, die er etwa vor Monatsfrist geschrieben hatte.
    Er wünschte, er hätte damals wärmere Worte gefunden, aber was half's, jene Briefe waren durch keine Macht der Welt mehr zurückzuholen, zu ändern oder zu

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