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Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Titel: Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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dir nicht?« sagte Mrs. Mason mit einem argwöhnischen Blick auf seinen Teller. »Ich bin nicht besonders hungrig.«
    »Ach so, dieser Doughty hat dich natürlich wieder zu gut versorgt«, sagte Mrs. Mason.
    Auch ohne daß ein Wort darüber gefallen war, hatte Hornblower längst gemerkt, wie eifersüchtig diese Frauen auf seinen Doughty waren und wie unsicher sie sich in seiner Gegenwart fühlten. Doughty hatte den Reichen und den Großen der Erde gedient, Doughty verstand sich auf die raffinierteste Kochkunst, Doughty verlangte nach Geld, um die Kajüte der Hotspur so ausstatten und versorgen zu können, wie es seine Vorstellung von einem »Herrendasein« verlangte.
    Wahrscheinlich rümpfte der Kerl (so dachten die beiden) hochmütig die Nase über die Wohnung hier in Drivers Alley und erst recht natürlich über das Kind kleiner Leute, das sich sein Kommandant zur Frau erwählt hatte. »Ich kann diesen Doughty nicht ausstehen«, sagte Maria. Nun war endlich heraus, was schon lange in der Luft lag. »Aber warum denn, Liebling?
    Er ist doch ein harmloser Bursche.«
    »Harmlos!?« Mrs. Mason sagte nur dieses eine Wort. Aber sie brachte damit so viel Haß und Ablehnung zum Ausdruck wie der alte Demosthenes in einer ganzen langen Philippika. Als in diesem Augenblick die Wirtin erschien, um den Tisch abzudecken, nahm sie blitzschnell einen ganz anderen Ausdruck an und war mit einem Mal wieder ganz Dame.
    Die Wirtin war kaum wieder verschwunden, da sah sich Hornblower durch seinen Instinkt plötzlich zu einer Handlung hingerissen, deren er sich gar nicht recht bewußt war. Er schob das Fenster hoch und sog die eiskalte Nachtluft in seine Lungen.
    »Das kann sein Tod sein!« rief hinter ihm Maria, so daß er bestürzt herumfuhr. Sie hatte den kleinen Horatio aus der Wiege gerissen und drückte ihn an die Brust wie eine Löwin, die ihr Junges vor den offenkundigen und wohlbekannten Gefahren der Nachtluft in Schutz nimmt. »Verzeih mir, Liebling«, sagte Hornblower, »das war gedankenlos von mir.«
    Ja, er wußte sehr wohl, daß stickige, überheizte Räume nach allgemeiner Ansicht für kleine Kinder das Richtige waren, und war darum über diesen ungewollten Anschlag auf seinen kleinen Horatio ehrlich zerknirscht. Aber als er sich nun wieder umwandte, nachdem er das Fenster geschlossen hatte, segelte er im Geiste wieder in den Gewässern um die Pierres Noires und das Plateau des Fillettes, immer, ob an kalten, frostklirrenden Tagen oder in dunklen, gefährlichen Nächten, auf einem Deck, das er sein eigenes nennen durfte... Hornblower brannte darauf, wieder in See zu gehen.

18. Kapitel
    Mit dem Frühling kam neues Leben in die Blockade von Brest. In allen französischen Häfen hatte man den Winter über eine Menge Fahrzeuge mit flachem Boden gebaut. Die französische Armee lagerte, zweihunderttausend Mann stark, immer noch an der Kanalküste und wartete auf die Gunst der Umstände, die ihr erlaubte, in England zu landen. Wenn sich diese Aussicht bot, mußten Tausende von kleinen Schiffen bereit sein, um die Truppen überzusetzen. Die Invasionsküste selbst, von Boulogne bis Ostende, konnte kein Zehntel, ja kein Hundertstel der Fahrzeuge stellen, die dazu nötig waren. Also mußte man sie bauen, wo immer das möglich war, und die fertigen Fahrzeuge längs der Küste in die Sammelzonen der Invasionsarmee bringen.
    Nach Hornblowers Meinung hatte Bonaparte - Kaiser Napoleon, wie er sich neuerdings nannte - anscheinend nicht gründlich genug nachgedacht. Seeleute und Schiffbaumaterial waren in Frankreich bekanntlich schwer zu haben, darum war es völlig sinnlos, beides mit dem Bau einer Unzahl von Landungsfahrzeugen zu vertun, obwohl an eine Invasion nicht zu denken war, solange der Schutz einer Flotte fehlte. Der Schiffsbestand der französischen Marine war viel zu klein und konnte darum diese Abschirmung nicht mit Aussicht auf Erfolg übernehmen. Die ganze Navy hatte geschmunzelt, als Lord St.
    Vincent im Oberhaus das Invasionsgerede mit folgenden Worten abtat: »Ich behaupte nicht, daß sie nicht kommen können, ich sage nur: Sie kommen bestimmt nicht über See.«
    Auf diesen Scherz hin meinten lose Mäuler, Bonaparte werde dann wohl versuchen, seine Invasionstruppen mit Montgolfieren durch die Luft herüberzuschicken. Das wäre gewiß absurd, meinten sie, aber mindestens ebenso abwegig sei die Vermutung, die Franzosen könnten je eine Flotte bauen, die stark genug wäre, den Kanal auch nur so lange zu beherrschen, bis ihn

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