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Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Titel: Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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die Fahrzeuge mit den Invasionstruppen überquert hätten.
    Erst als der Sommer schon ziemlich weit vorgeschritten war, begann Hornblower die schwierige Lage zu durchschauen, in der sich Bonaparte befand. Er mußte sein lächerliches Unterfangen weiter vorantreiben und alle Hilfsquellen seines Reiches mobilisieren, um Schiffe und Landungsfahrzeuge zu beschaffen, obwohl jeder vernünftige Mensch diesen Plan längst abgeschrieben und mit den verfügbaren Mitteln lieber andere Aufgaben in Angriff genommen hätte, die ihm mehr Erfolg versprachen. Aber damit hätte er weithin sichtbar zugegeben, daß England eine uneinnehmbare Festung war, die er nicht erobern konnte. Ein solches Eingeständnis hätte nicht nur die kontinentalen Mächte, die ihm ohnehin nicht gewogen waren, zu neuen Feindseligkeiten aufgestachelt, sondern auch das französische Volk in seinem Glauben an ihn irregemacht. So war er denn einfach gezwungen, weiterzumachen wie er begonnen hatte, Schiffe und Landungsboote zu bauen, um die Welt glauben zu machen, daß auch Englands Stunde bald schlagen werde, und daß es dann auf diesem Erdenrund nur einen Herrn noch gebe, dem alle Menschheit zu Füßen lag.
    Eine Möglichkeit des Gelingens gab es natürlich für ihn immer. Standen seine Aussichten auch nicht eins zu zehn oder eins zu hundert, so doch auf alle Fälle eins zu einer Million.
    Irgendein außerordentliches, unerwartetes Zusammentreffen von Glücksumständen, wie etwa Fehler der britischen Führung, besonderen Wetterbedingungen oder politischen Ereignissen, mochte ihm die Frist von einer Woche schenken, die er brauchte, um seine Armee über den Kanal zu werfen. Zur Zeit sprach so gut wie alles dagegen, daß ihm ein solcher Erfolg beschieden war; wenn aber das Wagnis dennoch gelang, dann war auch der Siegespreis von unermeßlichem Wert. Eine Spielernatur wie Bonaparte mochte es reizen, sein Glück bei einem solchen Unternehmen auf die Probe zu stellen, auch ohne daß er sich durch die Übermacht der Verhältnisse zum Handeln getrieben fühlte.
    So wurden denn in jedem Fischernest an der französischen Küste jene flachbodigen Fahrzeuge gebaut, die dann von ihrem Ursprungsort im Schneckentempo dem großen Militärlager von Boulogne zustrebten. Sie hielten sich immer im flachen Wasser, bewegten sich mehr mit Riemen als unter Segel und suchten notfalls Schutz im Feuerbereich der Küstenbatterien. Jedes Boot hatte eine Besatzung von fünfzig Soldaten und einigen Seeleuten. Weil alle diese Boote einer Weisung Bonapartes folgten, fühlte sich die Royal Navy verpflichtet, ihre Bewegungen nach besten Kräften zu stören.
    So kam es, daß die Hotspur zur Zeit von der Kanalflotte detachiert war und einem kleinen Verband angehörte, der unter Chambers von der Najade nördlich von Ouessant operierte.
    Dieser Verband versuchte mit allen Mitteln zu verhindern, daß ein halbes Dutzend Landungsfahrzeuge entlang der wild zerklüftetesten Küste der nördlichen Bretagne ungeschoren nach Osten gelangte. »Signal vom Kommodore, Sir«, meldete Foreman. Chambers traktierte seinen kleinen Verband ausgiebig mit Signalen. »Ja?« fragte Hornblower. Foreman blätterte im Signalbuch. »›In Sicht halten in ostnordöstlicher Peilung.‹«
    »Danke, Mr. Foreman, zeigen Sie verstanden. Mr. Bush, wir wollen abfallen.«
    Das Wetter war wunderschön, es wehte leichter Wind aus südöstlicher Richtung, über den blauen Himmel schwammen einzelne weiße Wolken. Die See war grün und klar, querab, zwei Meilen entfernt, lag die Küste mit ihren weißen Brechern.
    Die Karte wies seltsame Namen auf: da gab es etwa ein Aber Wrack und ein Aber Benoit, die beide die enge Verwandtschaft der bretonischen und walisischen Sprache verrieten. Hornblower teilte seine Aufmerksamkeit zwischen der Najade und der Küste, während die Hotspur vor dem Wind weglief, und fühlte sich dabei ein bißchen wie ein Geizhals, der etwas von seinem behüteten Gold opfern muß. Schön, es mochte nötig sein, daß er so nach Lee weglief, aber jede Stunde, die er damit zubrachte, erforderte womöglich einen ganzen langen Tag, um die zurückgelegte Strecke wieder aufzukreuzen. Der entscheidende strategische Punkt war nach seiner Meinung vor Brest, wo die französischen Linienschiffe lagen, nicht hier, wo diese kleinen mit Kanonen bestückten Landungsboote auf ihrer gefährlichen Reise vorüberkamen. »Sie können jetzt wieder beidrehen, Mr. Bush.«
    »Aye, aye, Sir.«
    Sie waren jetzt so weit von der Najade entfernt,

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