Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Titel: Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
Vom Netzwerk:
Herrlichkeiten kam jetzt noch junger Spinat und frische Möhren, nach denen er förmlich gierte. Das Ganze ergab einen Teller voll unausdenkbarer Genüsse. Alsbald ertappte er sich dabei, daß er wie ein Wolf in sich hineinschlang, darum riß er sich mit aller Willenskraft zusammen, aber ein verstohlener Blick nach rechts und links verriet ihm schon im nächsten Augenblick, daß auch die anderen wie die Wölfe schlangen. Die Unterhaltung kam dabei natürlich zu kurz, zwischen dem allgemeinen Geklapper der Messer und Gabeln hörte man nur dann und wann ein paar halblaut gesprochene Worte. »Darf ich einschenken, Sir?« - »Auf Ihr Wohl, Exzellenz!« - »Ach, Grindall, reichen Sie mir doch bitte die Zwiebeln«, und dergleichen mehr.
    »Lord Henry«, fragte Pellew, »wollen Sie nicht auch die Gelatine versuchen? Steward, einen frischen Teller für Lord Henry.« So lernte Hornblower, wie die Sülze hieß, die er grade verzehrte. Jetzt gelangte das Schweineragout in seine Reichweite. Der Steward wechselte blitzschnell seinen Teller, und er nahm sich reichlich davon heraus. Wie köstlich dufteten und schmeckten die zarten gekochten Zwiebeln, die in dieser wunderbaren Sauce schwammen. Nach einer Weile wurde die Tafel wie durch Zauberei abgeräumt, und schon tauchten wieder neue Schüsseln auf. Da war ein Pudding, üppig mit Rosinen und Korinthen bespickt, dazu gab es Gelee in zwei Farben. Welche Arbeit mußte es gekostet haben, die Rinderknochen erst zu zerkochen und dann durch ein Sieb zu pressen, um diese köstliche Gelatine zu gewinnen.
    »Leider ist an dem Pudding kein Mehl«, entschuldigte sich Pellew. »Die Kombüse hat sich bemüht, aus Hartbrotkrümeln etwas Genießbares zu produzieren.«
    Dieses »Genießbare« war wieder so vollendet, wie man sich nur denken konnte, es gab dazu eine süße, nach Ingwer schmeckende Sauce, in der die ganze Würze dieser Frucht zur Geltung kam. Hornblower sah sich im Geist als frischgebackenen Fregattenkapitän, der in Prisengeldern schwamm. Was galt es in solcher Stellung zu überlegen und zu bedenken, bis man seine Kajüte mit allem Nötigen versehen hatte! Maria, sagte er sich in einem Anflug von Kleinmut, konnte ihm dabei wenig helfen. Er war in Gedanken noch immer bei seiner Maria, als der Tisch ein zweites Mal abgeräumt wurde.
    »Caerphilly? Sir?« flüsterte ihm ein Steward ins Ohr.
    »Wensleydale? Oder Roter Cheshire?«
    Das waren die Käsesorten, die man ihm anbot. Er nahm sich aufs Geratewohl - ein Name sagte ihm ja soviel oder sowenig wie der andere - aber alsbald fiel ihm eine epochemachende Entdeckung in den Schoß: Wensleydale-Käse und alter Portwein waren ein himmlisches Zwillingspaar, Kastor und Pollux in Person. Höhepunkt einer unvergleichlichen Folge von Genüssen. Satt von köstlichen Speisen und nach dem Genuß von zwei Gläsern Wein - denn mehr hatte er sich nicht erlaubt - machte ihm seine Entdeckung mindestens ebensoviel Freude, wie sie Kolumbus oder Cook empfunden haben mochte. Im selben Augenblick entdeckte er schon wieder etwas, das ihm höchst spaßig vorkam. Die getriebenen Fingerschalen, die jetzt auf dem Tisch erschienen, waren besonders elegant, er hatte ähnliche nur einmal als Fähnrich in Gibraltar beim Dinner im Haus der Regierung zu Gesicht bekommen. In jeder dieser Schalen schwamm ein Stück Zitrone, aber das Wasser, in dem es schwamm, war - Hornblower stellte es fest, indem er sich heimlich die Lippen netzte - ganz gewöhnliches Seewasser.
    Diese Entdeckung hatte für ihn irgendwie etwas Tröstliches.
    Jetzt traf ihn ein Blick aus Cornwallis' blauen Augen. »Dem Jüngsten obliegt der Toast auf den König«, sagte Cornwallis.
    Hornblower fand aus seiner weinseligen Stimmung wieder in die harte Wirklichkeit zurück. Er mußte sich wieder einmal zusammenreißen, genau wie vor kurzem, als er, verfolgt von der Loire , mit der Hotspur gewendet hatte. Hier galt es zunächst abzuwarten, bis ihm ein ruhigerer Augenblick ermöglichte, bei der Tafelrunde Gehör zu finden. Dann stand er auf, hob sein Glas und sprach nach uraltem Brauch als jüngster Offizier die Worte: »Gentlemen, es lebe der König!«
    »Es lebe der König!« wiederholte jeder der Anwesenden.
    Einige fügten hinzu: »Gott segne ihn«, oder »Lange soll er herrschen«, ehe sie wieder Platz nahmen.
    »Seine Königliche Hoheit, der Herzog von Clarence«, ließ sich jetzt Lord Henry vernehmen, »erzählte mir einmal, bei seiner Größe, die Sie ja kennen, hätte jeder Trinkspruch auf seinen

Weitere Kostenlose Bücher