Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Titel: Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
Vom Netzwerk:
jeder, was er zu erwarten hatte, noch ehe er lange Erklärungen abgab und ehe er vor allem Zeit fand, seine Ablehnung in wohlgesetzte Worte zu kleiden.
    »Nein«, sagte er nur, um seine Gebärden zu unterstreichen.
    Hier wimmelte es von Menschen. Wenn die alle hörten, was er zu berichten hatte, dann blieb nichts davon geheim. Er dachte an die Sardinenfischer und die Leute mit den Hummerkörben, mit denen er heimlich zusammengetroffen war, und denen er so viel britisches - nein, genaugenommen französisches Gold hatte zukommen lassen. Mit allen diesen Männern würde kurzer Prozeß gemacht, wenn die französischen Behörden erfuhren, was sie in den letzten Wochen getrieben hatten. Sie büßten dafür mit ihrem Leben, und für ihn fielen sie als wichtige Nachrichtenquellen aus. Darum war er so ängstlich darauf erpicht, sein Geheimnis zu wahren. Wenn ihn nur alle diese hohen Herren, von denen jeder seine fernere Laufbahn beeinflussen konnte, nicht so erwartungsvoll angeschaut hätten.
    Ein Glück, daß er sich im ersten Augenblick der Überraschung mit seinem kategorischen »Nein« bereits festgelegt hatte, denn nun gab es für ihn kein Zurück, und das hatte er im Grund seiner Maria zu verdanken. Aber an sie durfte er jetzt nicht denken, er mußte wenigstens versuchen, jenes starre »Nein« ein wenig zu mildern.
    »Das läßt sich leider nicht so leicht preisgeben wie ein Rezept zum Mästen von Hühnern, Sir«, sagte er, dann spielte er, einer plötzlichen Eingebung folgend, die Verantwortung seinem Vorgesetzten zu: »Jedenfalls möchte ich über mein Vorgehen nicht ohne ausdrücklichen Befehl Auskunft geben.«
    Seine aufs äußerste gespannten Nerven verrieten ihm sofort, daß er bei Cornwallis auf Verständnis rechnen durfte.
    »Lassen Sie nur, Hornblower, Sie brauchen uns nichts zu erzählen«, sagte er und wandte sich dann wieder den anderen zu.
    Hatte er bei seinen Worten nicht mit dem linken, ihm zugewandten Auge ein bißchen gezwinkert? Oder irrte er sich?
    Hornblower war nicht ganz sicher, ob er richtig gesehen hatte.
    Während sich das allgemeine Gespräch jetzt wieder der Planung künftiger Operationen zuwandte, machte sich Hornblower noch einmal Gedanken über das eben Erlebte.
    Seiner fast telepathisch anmutenden Empfindsamkeit tat sich dabei eine Erkenntnis auf, die ihm die Zornesröte ins Gesicht trieb. Diese hohen Offiziere, diese Herren Linienschiffskommandanten überließen das Sammeln der Nachrichten vom Feind, die schmutzige Kleinarbeit der Spionage immer kurzerhand dem Jüngsten, dem kleinen Mann, von dem sie für gewöhnlich in ihrem Hochmut kaum Notiz nahmen. Sie selbst dachten nicht daran, sich mit solchen Geschäften ihre zarten, weißen Hände zu beschmutzen. Wenn sich so ein junger Dachs als Kommandant einer unbedeutenden kleinen Korvette dazu bereit fand, ließen sie ihn gnädig, aber ohne jede Achtung vor seinem Wirken gewähren.
    Diese Geringschätzung beruhte durchaus auf Gegenseitigkeit.
    Jeder Kommandant eines Schiffes der Flotte hatte seinen Platz im Verband und spielte dort eine recht unbedeutende Rolle. So ein Kommandant war also gar nichts Besonderes, jeder konnte es werden, auch wenn er lernen mußte, sein klopfendes Herz zu beruhigen und seine Nerven zu meistern, wenn ihm die Glieder zu fliegen begannen. Hornblower bekam in diesem Augenblick ganz ähnliche Symptome zu kosten, obwohl von Gefahr keine Rede war. Der edle Portwein, das gute Essen, seine immer wiederkehrenden Gedanken an Maria und dazu sein Zorn auf die Kommandanten, das alles verquirlte sich in ihm zu einem wahren Höllenbrei, der nachgerade überzukochen drohte. Es war ein Glück, daß sich aus dieser brodelnden Mischung am Ende eine Reihe von Einfällen herausdestillierte, einer nach dem anderen, sämtlich Glieder einer einzigen logischen Kette.
    Hornblower fühlte bei aller Aufregung deutlich, wie ihm das pulsende Blut unter der Haut verriet, daß der Plan feste Form gewinnen wollte, so wie die Hexe in Macbeth der Daumen juckte, wenn ein »Sündensohn nahte«. Bald war denn auch der Plan fix und fertig ausgereift, da klang die Erregung ab, Hornblower fand seine innere Ruhe wieder und gewann den klaren Kopf zurück, es war ein Klarwerden des Bewußtseins, vergleichbar jenem, das man nach dem Abklingen eines Fieberanfalls genießt - und um Fieber mochte es sich in der Tat auch bei Hornblower gehandelt haben. Sein Vorhaben setzte eine dunkle Nacht voraus, ferner mußte eine Stunde vor der Morgendämmerung halbe Flut

Weitere Kostenlose Bücher