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Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Titel: Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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junger Mensch allerlei schlechte Behandlung erfahren. Dann aber hatte er es wahrscheinlich in diesem besonders schwierigen Beruf zu solcher Meisterschaft gebracht, daß er jetzt unentbehrlich war und seinen Mitmenschen endlich ungestraft alle Geringschätzung heimzahlen konnte, die ihm früher selbst zuteil geworden war. Wahrscheinlich wurde sein Benehmen um so barscher und ungehobelter, je mehr goldene Ärmelstreifen er vor sich hatte.
    »Schön, Mr. McCullum. Ich laufe sofort aus und würde es begrüßen, wenn Sie mit Ihren Tauchern ehestens an Bord kämen. Sagen wir in einer Stunde. Haben Sie eine Ausrüstung mit, die an Bord geschafft werden müßte?«
    »Abgesehen von meinen Kisten und den Bündeln der Taucher sehr wenig. Die drei Leute halten sich bereit, mit Verpflegung sind sie auch versehen.«
    »Verpflegung sagten Sie?«
    »Ja, die armen Teufel stecken nämlich noch im finstersten Heidentum. Sie sind Anhänger Buddhas. Auf der Reise hierher wären sie mir beinahe umgekommen, als sie zum erstenmal im Leben in die Lage kamen, sich den Bauch nach unserer Weise vollzuschlagen. Ein bißchen Gemüse, ein paar Tropfen Öl und als besonderen Leckerbissen hie und da ein Stückchen Fisch, daran sind sie gewöhnt und davon leben sie.«
    Öl, Gemüse? Solche Dinge gab es an Bord eines Kriegsschiffs nicht.
    »Ich habe ein Faß spanisches Olivenöl für sie besorgt«, erklärte McCullum, »das scheint ihnen ganz gut zu schmecken, obwohl es etwas ganz anderes ist als ihre heimische Büffelbutter. Außerdem einen Vorrat Linsen, Zwiebeln und Karotten. An Salzfleisch gehen sie unweigerlich ein, und das wäre doch eine dumme Sache, nachdem ich sie den ganzen weiten Weg ums Kap der Guten Hoffnung hergeschafft habe.«
    Diese Feststellung klang recht gefühllos, aber Hornblower vermutete, daß sich dahinter doch menschliches Mitgefühl für seine armen Untergebenen verbarg. Dieser McCullum gefiel ihm nun schon etwas besser.
    »Ich will dafür sorgen, daß sie gut verpflegt werden«, sagte er.
    »Besten Dank.«
    Das war das erste höfliche Wort, das sich in McCullums Äußerungen eingeschlichen hatte.
    »Die armen Kerle sind hier auf dem Felsen vor Kälte halb gestorben«, fuhr er fort. »Das macht sie krank vor Heimweh, und man kann ja wirklich sagen, daß sie recht weit von ihrer Heimat weg sind.«
    »Warum hat man sie überhaupt hierhergeholt?« erkundigte sich Hornblower. Diese Frage hatte ihm schon eine ganze Weile auf der Zunge gelegen, er hatte sie nur noch nicht gestellt, weil sie McCullum die beste Gelegenheit bot, ihn abfahren zu lassen.
    »Weil sie sechzehneinhalb Faden tauchen können«, sagte McCullum und starrte ihn dabei mit aufgerissenen Augen an.
    Die Abfuhr war ziemlich gnädig ausgefallen, und Hornblower sagte sich, daß er diese Mäßigung McCullums seinem Versprechen verdankte, die Männer anständig zu behandeln.
    Aber er konnte sich trotz seiner brennenden Neugier nicht dazu entschließen, noch eine weitere Frage zu stellen. Nach wie vor blieb es ihm völlig rätselhaft, wozu die Mittelmeerflotte ausgerechnet Taucher brauchte, die eine Tiefe von über hundert Fuß erreichen konnten. Dennoch gab er sich mit dem zufrieden, was er bis jetzt erfahren hatte, und beendete die Unterhaltung, indem er McCullum ein Boot in Aussicht stellte, das ihn und seine Leute an Bord bringen sollte.
    Die Ceylonesen boten einen bemitleidenswerten Anblick, als sie das Deck der Atropos betraten. Sie hatten sich ihre weißen Baumwollgewänder eng um den Leib geschlungen, um sich wenigstens einigermaßen gegen die Kälte zu schützen, aber der frische Wind, der von den schneebedeckten spanischen Bergen herabstieß, ließ sie dennoch immer wieder zusammenschauern.
    Alle drei waren unglaublich mager und von zartem, fast schwächlichem Körperbau. Als sie sich an Deck umsahen, verrieten ihre dunklen Augen keine Spur von Neugier, sondern nichts als dumpfe Ergebung in ein hartes Schicksal. Mit ihrer tiefdunklen Hautfarbe erregten sie sofort das lebhafte Interesse der Matrosen, die von allen Seiten zusammenströmten, um sie anzustarren. Sie selbst dagegen nahmen von den weißen Männern mit keinem Blick Notiz, sie beschränkten sich vielmehr darauf, einander mit hohen, angenehm flötenden Stimmen kurze Bemerkungen zuzuwerfen.
    »Weisen Sie ihnen die wärmste Ecke im Zwischendeck an, Mr. Jones«, sagte Hornblower, »und sorgen Sie dafür, daß sich die Leute behaglich fühlen. Mr. McCullum wird Ihnen über ihre Lebensweise und ihre

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