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Hornblower 05 - Der Kapitän

Hornblower 05 - Der Kapitän

Titel: Hornblower 05 - Der Kapitän Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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der Natividad herüberdröhnenden Kanonenschuß unterbrochen, dem die Lydia sofort antwortete. Fast wäre er von seinem Sitz aufgesprungen, aber ein Blick über die Schulter beruhigte ihn.
    Von der Gaffel der bisher spanischen Fregatte wehte eine neue blaue Flagge, in deren Mitte sich ein gelber Stern befand.
    Langsam rollte das Echo der Salutschüsse rings um die Bucht, und noch immer krachten die Kanonen, als Hornblower die Fallreepstreppe hinaufstieg. Mr. Marsh, der Artillerieoffizier, ging murmelnd auf dem Vordeck auf und nieder.
    »Wenn ich nicht als gottverfluchter Narr geboren worden wäre, dann wäre ich jetzt nicht hier. Siebtes... Feuer! Meine Frau, mein Heim und alles, was mir teuer ist, habe ich verlassen.
    Achtes... Feuer!«
    Eine halbe Stunde später war Hornblower zum Empfang el Supremos am Strand. Begleitet von einem Dutzend zerlumpter Reiter, erschien der Tyrann auf die Minute. El Supremo hielt es nicht für nötig, sein Gefolge vorzustellen. Er verneigte sich und ging sofort an Bord der Barkasse, indessen sich seine Begleiter einer nach dem anderen dem britischen Kapitän vorstellten. Sie alle waren fast reinblütige Indianer. Mit Ausnahme von zwei oder drei Obersten bezeichneten sie sich samt und sonders als Generale, und offensichtlich waren sie ihrem Herrn und Gebieter rückhaltlos ergeben, wobei die Furcht allein nicht ausschlaggebend sein konnte; sie liebten ihn anscheinend.
    Am Fallreep stand alles zum feierlichen Empfang des Despoten bereit, aber el Supremo überraschte den Briten beim Anbordgehen mit den beiläufig hingeworfenen Worten:
    »Der mir zukommende Salut besteht aus dreiundzwanzig Schuß, Herr Kapitän.«
    Das waren zwei Schuß mehr, als Seine Majestät der König Georg selbst zu empfangen pflegte. Sekundenlang starrte Hornblower fassungslos vor sich hin, indessen er hastig erwog, wie er solches Ansinnen zurückweisen konnte, aber dann beruhigte er sein Gewissen mit der Feststellung, daß ein Salut dieser Art überhaupt bedeutungslos sein würde. Schnell sandte er dem Mr. Marsh einen entsprechenden Befehl, und dann vermochte er ein Lächeln kaum zu unterdrücken, als er sich Marshs Erstaunen beim Erhalt der Anweisung und seine kochende Wut am Schluß des Zeremoniells vor stellte: »Wenn ich nicht als gottverfluchter Narr geboren worden wäre, so wäre ich jetzt nicht hier. Dreiundzwanzig... Feuer!«
    Sich aufmerksam umsehend, bestieg el Supremo die Hütte, doch während Hornblower ihn noch beobachtete, schwand der interessierte Gesichtsausdruck und wich der zerstreuten Gleichgültigkeit, die er bereits an ihm kannte. Er schien zuzuhören, doch als Hornblower seine Offiziere Bush und Gerard vorstellte, sah er über sie hinweg. Die Einladung zur Besichtigung des Schiffes lehnte er wortlos mit einem Kopfschütteln ab. Es entstand eine kleine Verlegenheitspause, die von Bushs Meldung unterbrochen wurde.
    »Die Natividad heißt an der Großrah noch eine Flagge, Sir.
    Nein, das nicht... es ist vielmehr...«
    Es war ein menschlicher Körper, der sich da drüben schwarz vom blauen Himmel abhob. Langsam pendelnd und sich um seine Längsachse drehend, stieg er höher. Gleich darauf erschien an der anderen Rahnock ein zweiter Körper. Unwillkürlich wandten sich aller Augen el Supremo zu. Er starrte noch immer wie geistesabwesend in die Ferne, aber jedermann wußte, daß ihm der Vorfall nicht entgangen war. Die englischen Offiziere warfen ihrem Kommandanten einen hastigen, fragenden Blick zu und taten dann, seinem Beispiel folgend, so, als hätten sie nichts bemerkt. Die an Bord eines fremden Schiffes für notwendig befundenen Disziplinarmaßnahmen gingen sie nichts an.
    »Das Essen wird bald serviert werden, Supremo«, sagte Hornblower schluckend. »Würde es Ihnen belieben, unter Deck zu kommen?«
    Noch immer schweigend, schritt el Supremo zum Niedergang und stieg den anderen voran hinunter. Drunten trat seine geringe Körpergröße dadurch zutage, daß er aufrecht zu gehen vermochte. Tatsächlich streifte sein Scheitel kaum die Decksbalken, und er dachte auch gar nicht daran, sich zu bücken. Hornblower ertappte sich bei der lächerlichen Vorstellung, daß el Supremo es niemals nötig haben würde, den Nacken zu beugen, daß sich die Decksbalken eher heben würden, als das Sakrilegium zu begehen, gegen seinen Kopf zu stoßen; einen solchen Eindruck machte des Mannes ruhige, hoheitsvolle Haltung auf ihn.
    Polwheal und die ihm helfenden Stewards, die ihr bestes Zeug anhatten, hielten die

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