Hornblower 06 - An Spaniens Küsten
stark krängte und sich dann wieder auf ebenen Kiel legte, als Bush sie vor den Wind brachte.
»Antwort negativ, Sir«, meldete der Fähnrich eine Minute später, während die Trommeln durchs Schiff rasselten.
Das entsprach Hornblowers Erwartung. Die vier französischen Schiffe waren im Schutze der Nacht aus Toulon ausgelaufen, während das Blockadegeschwader durch den Wind nach Lee zu abgedrängt worden war. Nur die dicht unter Land liegende Cassandra hatte sie gesichtet und lief nun vor ihnen her, um sie im Auge zu behalten.
»Anfrage:›Wo steht der Feind?‹« sagte Hornblower. Es war eine interessante Übung, die eine große Gewandtheit des Signalpersonals voraussetzte, denn es kam darauf an, bei jedem Signal möglichst wenig Flaggen zu verwenden.
»Sechs... Meilen... achteraus... Peilung... Nordost«, übersetzte Longley aus dem Signalbuch, nachdem Vincent ihm die Nummern genannt hatte.
Demnach segelten die Franzosen hart vor dem Winde. Es konnte das den Zweck haben, eine möglichst große Entfernung zwischen sich und das Blockadegeschwader von Toulon zu legen, doch war nicht anzunehmen, daß der drüben kommandierende Offizier den Kurs lange beibehielt, wenn er sich davon keine greifbaren Vorteile versprach! Derzeit steuerte er geradeswegs auf einen unweit von Barcelona gelegenen Punkt der spanischen Küste zu. Vielleicht war sein Ziel auch die Straße von Gibraltar.
Hornblower stand auf der Kampanje und suchte sich die Gedankengänge des in den Tuilerien weilenden Bonaparte zu vergegenwärtigen. Jenseits der Meerenge lag der Atlantik und damit die ganze Welt. Dennoch leuchtete es nicht recht ein, was vier französische Linienschiffe dort zu suchen hatten. Die westindischen Kolonien Frankreichs befanden sich fast ausnahmslos in den Händen der Engländer. Das gleiche galt vom Kap der Guten Hoffnung, und Mauritius stand dicht vor dem Fall. Es war daher denkbar, daß es die Aufgabe des französischen Geschwaders war, den Handel zu stören, aber für solchen Zweck wären einige Fregatten nicht nur billiger, sondern auch wirkungsvoller gewesen. Kraftvergeudung entsprach durchaus nicht der Art Napoleons. Andrerseits war gerade genug Zeit verstrichen, die Berichte vom Auftreten des Geschwaders Leightons nach Paris gelangen zu lassen und Gegenmaßnahmen ins Leben zu rufen. Diese Befehle mußten den geistigen Stempel Bonapartes tragen. Drei britische Schiffe standen vor der Küste Kataloniens? Gut, mochte man ihnen vier französische entgegenstellen, die man zuvor mit ausgesuchten Leuten der in Toulon verfaulenden Flotte bemannte und mit allen Dingen belud, unter deren Mangel die Garnison von Barcelona litt. In einer dunklen Nacht sollten die Schiffe auslaufen, nach Barcelona segeln, wenn irgend möglich unterwegs das britische Geschwader vernichten und dann danach trachten, zu ihrer Basis zurückzukehren. Binnen einer Woche konnten sie mit einigem Glück wieder in Toulon sein, und wenn nicht... nun, il faut écraser des oeufs pour faire une omelette.
Das mußte der französische Operationsplan sein. Hornblower hätte wetten mögen, daß er ihn erriet. Es blieb also nur zu erwägen, wie er sich vereiteln ließ, und dazu waren die einleitenden Bewegungen bereits vorgeschrieben. Zunächst einmal mußte sich Hornblower zwischen das feindliche Geschwader und dessen Marschziel schieben, und zweitens war es wünschenswert, solange wie möglich unter der Kimm zu bleiben. Die Franzosen würden große Augen machen, wenn sie bei ihrem Vormarsch ein kampfkräftiges Linienschiff und nicht nur eine Fregatte antrafen. Eine Überraschung aber sicherte schon fast den Erfolg. Demnach war Hornblowers erster Entschluß richtig gewesen, denn bei dem anliegenden Kurse durfte er darauf rechnen, den Gegner zu einem ihm verhängnisvollen Kampf zu stellen. Es war nur noch erforderlich, die Pluto und die Caligula herbeizurufen. Drei britische Linienschiffe und eine Fregatte konnten ohne weiteres vier Franzosen niederkämpfen, mochten sie ausgesuchte Besatzungen an Bord haben oder nicht.
Bush meldete das Schiff klar zum Gefecht, wobei er die Hand an den Hut legte. Seine Augen leuchteten. Hornblower sah in ihm einen Soldaten jener Art, zu der er selbst zu seinem Leidwesen nicht gehörte. Er war ein Mann, der den Kampf des Kampfes wegen liebte und Gefahren suchte, ohne sich über die Erfolgsaussichten den Kopf zu zerbrechen.
»Lassen Sie bitte die Freiwache wegtreten«, sagte Hornblower.
Es lag, da eine Gefechtshandlung nicht
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