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Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Titel: Hornblower 06 - An Spaniens Küsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Franzosen würden die englische Fregatte unter der Kimm verschwinden sehen. Es bestand einige Aussicht dafür, daß die Sutherland Fühlung mit dem feindlichen Geschwader halten konnte, ohne bemerkt zu werden. Hornblower schob sein Fernrohr zusammen und enterte bedächtig - fast etwas mühevoll - in den Kreuztopp. Da jeder Matrose schneller entern konnte als er, gefährdete er damit einigermaßen seine Würde, doch mußte er unbedingt selbst den Feind in Augenschein nehmen. Infolge der von achtern auflaufenden See stampfte das Schiff heftig, und der Wind pfiff Hornblower um die Ohren. Es bedurfte einiger Willenskraft, um das Entern ohne Einfügung auffallender Pausen fortzuführen und die einem Kommandanten zukommende Gelassenheit zu betonen. Furcht oder Unsicherheit aber durfte er sich unter keinen Umständen anmerken lassen. In der Dwarssaling der Marsstenge fand er endlich eine gute Beobachtungsmöglichkeit. Er konnte das Glas auf den schwankenden Horizont richten. Durch das Bergen des Großmarssegels war die Geschwindigkeit der Sutherland wesentlich verringert worden, so daß bald mit dem Erscheinen der Franzosen gerechnet werden konnte. Kurz danach sah Hornblower dicht über der Kimm ein winziges helles Viereck.
    Unweit davon tauchte ein zweites auf, ein drittes, ein viertes.
    »Mr. Bush!« brüllte der Kommandant. »Bitte, lassen Sie wieder das Großmarssegel setzen. Und schicken Sie Mr. Savage zu mir.«
    Die vier feindlichen Linienschiffe fuhren nach Art der Franzosen in einer ungeordneten Formation. Sie bildeten eine weit auseinandergezogene Dwarslinie mit fast tausend Meter Zwischenraum - offenbar fürchteten sich die Kommandanten davor, dichter zusammenzuschließen -, und es war hundert gegen eins zu wetten, daß die Ausguckposten den winzigen Fleck nicht bemerken würden, der alles darstellte, was sich von der Sutherland erkennen ließ. Savage erschien neben Hornblower auf der Saling. Obwohl er blitzschnell aufgeentert war, atmete er kaum schneller als gewöhnlich.
    »Nehmen Sie mal das Glas«, sagte Hornblower. »Sie sehen das französische Geschwader, nicht wahr? Ich wünsche, von jeder Kursänderung und von jeder Änderung des Abstandes verständigt zu werden.«
    »Aye, aye, Sir.«
    Als Hornblower wieder das Deck betrat, sagte er sich, daß er alles getan hatte, was sich im Augenblick tun ließ. Jetzt mußte man geduldig bis morgen warten. Der morgige Tag brachte ein Gefecht; ob es gegen eine überwältigende Mehrheit oder mit Aussicht auf Erfolg durchgekämpft wurde, ließ sich noch nicht beurteilen. Unterblieb das Gefecht, so bedeutete das, daß die Sutherland die Fühlung verloren und Hornblower sich vor dem Kriegsgericht zu verantworten hatte. Er vermied es sorgfältig, sich etwas von der ihn beseelenden Unruhe anmerken zu lassen, und suchte, möglichst ruhig zu erscheinen. Der Überlieferung würde es entsprechen, wenn er seine Offiziere heute abend zum Essen und daran anschließendem Whist einlud.

20. Kapitel
    Die Lage war danach angetan, die Nachtruhe jedes Kapitäns zu stören. Vier feindliche Linienschiffe, mit denen er Fühlung halten mußte, standen auf Hornblowers Luvseite. Alles hing davon ab, daß es der Cassandra gelang, den Admiral Leighton schnell genug herbeizurufen und dadurch das feindliche Geschwader von seiner Operationsbasis abzudrängen. Auch die Wetterverhältnisse waren beunruhigend. Gegen Abend frischte der Wind fast bis zur Sturmstärke auf, um bis Mitternacht wieder abzuflauen und danach abermals zuzunehmen, worauf er mit der Unstetigkeit des Mittelmeerwindes in den ersten Frühstunden ganz einzuschlafen begann.
    Natürlich hatte Hornblower überhaupt nicht erwartet, wirkliche Ruhe zu finden. Dazu war er viel zu erregt und sein Geist zu beschäftigt. Nach dem abendlichen Wachwechsel warf er sich auf seine Koje, und gerade, weil er davon überzeugt war, daß an Entspannung nicht zu denken war, verfiel er in einen derart tiefen und traumlosen Schlaf, daß ihn Polwheal um Mitternacht an den Schultern schütteln mußte, um ihn zu wecken. Droben an Deck stand Bush am Nachthaus.
    »Zu dunkel, um irgend etwas ausmachen zu können, Sir«, meldete er, um dann, von seiner inneren Erregung übermannt, grollend hinzuzusetzen: »Schwarz wie im Kohlenbergwerk ist's.«
    »Vom Feinde haben Sie nichts bemerkt?«
    »Vor einer halben Stunde bildete ich mir's ein, Sir, aber ich bin meiner Sache nicht gewiß. Es scheint wieder abflauen zu wollen.«
    »Ja«, nickte Hornblower.
    Wie es auf See so

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