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Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Titel: Hornblower 06 - An Spaniens Küsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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beizudrehen.
    Die Sutherland mochte daher einen Vorsprung von zwanzig Meilen gewonnen haben. Wenn man auf Gegenkurs ging, stieß man vermutlich auf den Feind. Hornblowers Verstand mahnte ihn also zur Ruhe, aber das Herz ließ sich so leicht nicht beschwichtigen. Immerhin vermochte er dadurch Haltung zu bewahren, daß er das Gesicht zur Maske erstarren ließ und sich dazu zwang, stehenzubleiben, obwohl es ihn drängte, schnellen Schrittes auf und ab zu gehen. Plötzlich fiel ihm eine Möglichkeit der Ablenkung ein.
    »Mein Steward soll herkommen«, rief er.
    Seine Hände waren zum Rasieren gerade noch ruhig genug, und eine kalte Dusche unter der Deckspumpe verlieh ihm neue Spannkraft. Er zog sich saubere Wäsche an und glättete sein spärlicher werdendes Haar mit großer Sorgfalt; denn unter der Dusche hatte er sich fest eingebildet, die Franzosen würden noch vor Beendigung seiner Toilette wieder gemeldet werden.
    Daher legte er jetzt den Kamm enttäuscht nieder, als wirklich keinerlei Grund für eine Weiterverwendung vorlag. Auch während er den Rock anzog, erfolgte nichts. Und dann - er hatte bereits den Fuß auf die unterste Stufe der zur Kampanje führenden Treppe gestellt, ertönte aus dem Vortopp ein gellender Ruf des Fähnrichs Parker.
    »Segel in Sicht! Zwei... drei, Sir. Vier! Es ist der Feind!«
    Ohne auch nur zu stutzen, stieg Hornblower vollends zur Kampanje empor, und er hoffte, daß sein Verhalten nicht unbeachtet blieb. Bush befand sich bereits droben in den Wanten des Kreuztopps, und Gerard ging vor freudiger Erregung beinahe tanzend auf dem Achterdeck hin und her.
    Hornblower, der die Offiziere heimlich beobachtete, freute sich, daß er keine kindischen Zweifel hinsichtlich der Richtigkeit seiner Handlungsweise gehegt hatte.
    »Mr. Gerard, bitte, legen Sie das Schiff über Steuerbordbug.«
    Ein mitteilsamer Kommandant hätte den Befehl vielleicht durch den kurzen Hinweis auf die Notwendigkeit ergänzt, zwischen den Franzosen und der spanischen Küste zu bleiben, aber Hornblower unterdrückte die Erklärung, die ihm bereits auf der Zunge lag. Kein unnützes Wort sollte ihm entschlüpfen.
    »Der Wind geht noch weiter auf Süd herum, Sir«, meinte Gerard.
    »Ja.«
    Im stillen erwartete er, daß es auch noch weiter abflauen werde. Die Sonne brach immer häufiger durch die Wolken. Es versprach bei steigendem Barometer ein warmer und beinahe windstiller Herbsttag zu werden, wie man ihn im Mittelmeer so oft erleben kann. Die Hängematten waren in den Finkennetzen verstaut worden, und ein Teil der Leute war mit Deckscheuern beschäftigt. Die Arbeitsroutine durfte nicht gestört werden, selbst wenn zu erwarten stand, daß die jetzt mit Schwabbern behandelten Decks noch vor Sonnenuntergang blutbesudelt sein würden. Die Leute lachten und scherzten. Hornblower entsann sich der mißmutigen Bande, mit der er in See gegangen war, und empfand einen gewissen Stolz. Das Bewußtsein, tüchtige Arbeit getan zu haben, entschädigte ein wenig für den undankbaren Dienst, den man leistete. Auch half es ihm, das peinliche Gefühl zu vergessen, daß er heute oder morgen, jedenfalls aber sehr bald, inmitten des Gefechtslärms jene physische Furcht empfinden würde, deren er sich so sehr schämte.
    Während die Sonne am Himmel emporstieg, flaute es fühlbar ab. Der Wind schralte noch mehr auf Süd, und die spanischen Gebirge kamen näher. Solange wie möglich steuerte Hornblower den anliegenden Kurs weiter, wobei er scharf anbrassen ließ. Schließlich aber mußte er beidrehen, während das französische Geschwader langsam über die Kimm emporkroch. Das Umspringen des Windes hatte es der Überlegenheit der Luvposition beraubt. Wenn ihn der Feind jetzt angriff, so konnte Hornblower nach Nord ausweichen und seine Verfolger möglicherweise auf die Pluto und die Caligula ziehen.
    Er wagte indessen nicht recht, auf eine solche Entwicklung der Dinge zu hoffen. Französische Linienschiffe, denen es gelungen war, dem Blockadegeschwader zu entwischen, würden zunächst schleunigst ihren Auftrag durchführen und erst später kämpfen, mochte der Köder auch noch so verführerisch vor ihrer Nase hängen. Falls der Wind nicht noch weiter herumging, konnten sie gerade noch ihren Kurs auf Barcelona durchhalten, und Hornblower hegte nicht den geringsten Zweifel, daß sie es tun würden. Falls Leighton nicht erschien, gedachte er dem Feind auf den Fersen zu bleiben und während der folgenden Nacht ein einzelnes nachhängendes Schiff

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