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Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Titel: Hornblower 06 - An Spaniens Küsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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es monatelang in Fässer aufbewahrt wurde, so faulte es und wimmelte schließlich von allerlei Lebewesen. Daher war es zweckmäßig, es erst im letzten Augenblick einzufüllen, wobei schon die Verzögerung von wenigen Tagen bedeutungsvoll sein konnte. Daß die zwölf Tonnen Hartbrot ebenfalls verspätet eintrafen, war auf die übliche Unfähigkeit des Proviantamtes zurückzuführen, dessen Beamte anscheinend nicht lesen und schreiben konnten. Es gab übrigens dadurch einige Reibungen, daß gleichzeitig ein Boot entladen werden mußte, das die persönlichen Vorräte des Kommandanten brachte. Die kostbaren Dinge, die behutsam den achteren Niedergang hinuntergeschafft wurden, würden schon eher eingetroffen sein, wenn der Ehrensäbel im Werte von hundert Guineen schneller übersandt worden wäre. Keinem Kaufmann durfte man zumuten, einem Kommandanten Kredit zu geben, dessen Schiff im Begriff stand, zu einer längeren Reise in See zu gehen. Wie die Dinge lagen, war der Säbel gerade noch rechtzeitig eingetroffen, ihn von dem Händler Duddingstone beleihen zu lassen. Übrigens hatte Duddingstone nur widerwillig Kredit eingeräumt, sich aber das Versprechen geben lassen, daß die Summe zum erstmöglichen Zeitpunkt zurückerstattet werde. »Etwas zu viel Geschriebenes«, meinte Duddingstone und deutete mit seinem derben Finger auf die feierliche Inschrift, die die Vaterländische Vereinigung für teueres Geld auf die Klinge hatte gravieren lassen.
    Nur das Gold des Griffes und der Scheide sowie die am Knauf eingelassenen kleinen Perlen besaßen einen wirklichen Handelswert. Im Grunde genommen hatte Duddingstone recht, als er erklärte, daß er kaum mehr als vierzig Guineen Kredit auf den Säbel geben könne, aber er hatte dann Wort gehalten, und die Waren waren am anderen Morgen geliefert worden, um mit ihrem Eintreffen die Vorbereitungen zum Inseegehen zu stören.
    Oben beim Fallreep tanzte Wood, der Zahlmeister, in heller Wut und Verzweiflung von einem Bein aufs andere.
    »Hol euch alle zusammen der Satan, ihr gottverfluchten Trottel!« schrie er. »Und du da unten, wisch dir bloß den schmierigen Grientje aus dem Gesicht und paß gefälligst auf, sonst laß ich dich unter Deck bringen und mitnehmen. Sachte, da drüben, sachte! Allmächtiger Strohsack, ein Faß Rum schmeißt man nicht hin wie ein Stück Eisen!«
    Wood überwachte das Verstauen des Rums. Die gedienten Leute gaben sich alle Mühe, damit die Ungeschicklichkeit der Neuen irgendein Faß ausrutschen ließ, und die grinsenden, außenbords tätigen Leichterführer halfen ihnen dabei. An den geröteten Gesichtern und der Ausgelassenheit erkannte Hornblower, daß es einigen der Leute trotz der Adleraugen des Zahlmeisters und der Wachsamkeit des Seesoldatenpostens gelungen war, an den Alkohol heranzukommen, doch beabsichtigte er nicht einzugreifen. Er würde sich nur seiner Würde etwas vergeben haben, wenn er versucht hätte, Seeleute daran zu hindern, bei der geringsten sich ihnen darbietenden Gelegenheit Rum auf die Seite zu schaffen. Bisher hatte das noch kein Vorgesetzter zustande gebracht.
    Von seinem Beobachtungsposten an der Reling des Achterdecks aus blickte Hornblower auf einen seltsamen Vorgang nieder, der sich auf dem Hauptdeck abspielte. Ein außer Rand und Band geratener junger Riese - seiner Muskeln wegen hielt ihn Hornblower für einen Bergmann aus den Zinngruben - griff Harrison an, der ihn offenbar mit seiner Sintflut von Befehlen und Flüchen tollgemacht hatte. Aber der fünfundvierzigjährige Harrison hatte sich durch hundert solcher Zusammenstöße zum Range eines Bootsmanns emporgekämpft, und in seinen jungen Jahren hätte er vermutlich im Ring Aufsehen erregt. Er wich der plumpen Faust des Cornishmannes aus und fällte ihn mit einem schmetternden Kinnhaken. Dann packte er ihn ohne Umstände beim Kragen und brachte ihn mit Fußtritten zu dem Takel, das auf ihn wartete. Ganz benommen packte der Kerl mit den andern zu und holte das Ende durch, während Hornblower anerkennend nickte.
    Den Kriegsartikeln zufolge hatte sich der Täter des Todes schuldig gemacht, als er die Hand gegen einen Vorgesetzten erhob, aber es war nicht angezeigt, die Kriegsartikel zur Anwendung zu bringen, obwohl sie dem Cornishmann am Abend zuvor gelegentlich der zwangsmäßigen Einstellung vorgelesen worden waren. Gerard hatte mit der Pinnaß der Reihe nach Redruth, Camborne und St. Ives aufgesucht, und da jede Ortschaften ohne Warnung überfallen wurde, gelang es ihm, im

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