Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Titel: Hornblower 06 - An Spaniens Küsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
Vom Netzwerk:
ganzen etwa fünfzig kräftige Männer einzufangen, von denen man allerdings nicht erwarten durfte, daß sie sich ohne weiteres gutwillig der Verwaltungsmaschine des neuen Dienstes anpaßten. Binnen Monatsfrist vielleicht, wenn allen die Ungeheuerlichkeit eines solchen tätlichen Angriffs zum Bewußtsein gekommen war, hätte in diesem Fall das Kriegsgericht in Erscheinung treten können, dessen Spruch auf Auspeitschen und möglicherweise auch auf Tod gelautet hätte, aber vorläufig war es besser, Harrisons Methode anzuwenden, den Mann niederzuschlagen und ihn wieder zur Arbeit zu schicken. Hornblower dankte Gott dafür, daß er als Kommandant nicht mehr in derartige Lagen geraten konnte, denn der Versuch, sich mit der Faust Gehorsam zu verschaffen, würde zweifellos mit einem beklagenswerten Mißerfolg geendet haben.
    Er verlegte sein Körpergewicht von einem Bein aufs andere, und dabei stellte er fest, daß er schrecklich müde war. Nacht für Nacht hatte er keinen Schlaf gefunden, und die Tage waren mit unzähligen Aufgaben ausgefüllt gewesen, wie sie das Seeklarmachen eines Linienschiffes mit sich brachten. Seine nervöse Spannung, die von den Gedanken an Lady Barbara und Maria, den Geldsorgen und allerlei Mißhelligkeiten bedingt wurde, hatte ihn davon abgehalten, die Einzelheiten Bush und Gerard zu überlassen, obwohl er wußte, daß die beiden durchaus befähigt waren, jeder Schwierigkeit Herr zu werden. Die Sorgen gestatteten ihm keine Entspannung. Immer wieder hatten sie ihn zur Tätigkeit angespornt. Nun fühlte er sich elend und matt. Seit vielen Tagen sehnte er den Augenblick herbei, da er in See gehen und sich in die behagliche Einsamkeit zurückziehen konnte, die den Kommandanten eines Kriegsschiffes umgab.
    Dann sollten alle Sorgen und selbst die Gedanken an Lady Barbara weit hinter ihm zurückbleiben.
    Er war vernünftig genug zuzugeben, daß ihn die neuerliche Begegnung mit Lady Barbara stark beeindruckt hatte. Als unlösbar hatte er das Rätsel aufgegeben, ob er ihr das Kommando der Sutherland verdankte oder nicht. Die allergrößte Mühe hatte er sich gegeben, kein Gefühl der Eifersucht gegen ihren Gatten aufkommen zu lassen. Schließlich war es ihm gelungen, sich einzureden, daß es sein sehnlichster Wunsch sei, sowohl ihr als auch Marias übertriebener Anhänglichkeit und liebevoller Torheit, kurzum, dem ganzen Elend des Landaufenthalts zu entkommen. Nach der See hatte er sich gesehnt, wie sich ein armer Schacher nach einem Trunk Wasser sehnt. Noch vor zwei Tagen war ihm die Aussicht, inmitten des geschäftigen Getriebes der letzten Vorbereitungen an Deck zu stehen, sehr verlockend erschienen. Heute war er sich dessen nicht mehr so unbedingt sicher. Lady Barbara in solcher Weise verlassen zu müssen, empfand er wie einen körperlichen Schmerz, und - es war seltsam - auch der Abschied von Maria fiel ihm schwer. Ehe er wieder heimkehrte, würde ein Kind geboren werden, und das Kind würde über ein Jahr alt sein, wenn er es zum erstenmal zu sehen bekam. Es würde umherlaufen und vielleicht sogar ein paar Worte sprechen können. Die Zeit ihrer Schwangerschaft mußte Maria ohne seine Gegenwart, ohne seine moralische Unterstützung überstehen.
    Und er wußte, wie sehr sie ihn ungeachtet der tapferen Art, mit der sie das Thema hatte fallenlassen, ungeachtet ihres beherrschten Verhaltens während des Abschieds entbehren würde. Gerade dieser Umstand machte ihm das Herz schwer.
    Obwohl sie sich zusammennahm, hatten ihre Lippen gezittert, und ihre Augen waren feucht geworden, als sie vor dem Auseinandergehen den Blick zu ihm erhoben hatte. In der Wohnung hatten sie einander Lebewohl gesagt, denn seit langem waren sie übereingekommen, daß es töricht sei, die schmerzvollen Augenblicke des Abschiednehmens dadurch zu verlängern, daß sie ihn an Bord begleitete. Immerhin war bisher der Freiheitsdrang Hornblowers stark genug gewesen, sich ohne Schmerzempfindung ihren Armen zu entreißen, aber diesmal war es anders. Heimlich nannte er sich einen gefühlvollen Narren, während er ungeduldig zum Verklicker hinaufsah.
    Zweifellos drehte der Wind auf Nord. Wenn er aus Norden oder Nordosten wehte, würde der Admiral darauf drängen, in See zu gehen. Der Geleitzug hatte sich samt den Geleitschiffen Pluto und Caligula in der Cawsand-Bucht versammelt. Falls Sir Percy Leighton darauf verzichtete, auf die Nachzügler zu warten, würde er sich heftig über die durch die Sutherland verursachte Verzögerung ärgern,

Weitere Kostenlose Bücher