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Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Titel: Hornblower 06 - An Spaniens Küsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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mochte diese auch unvermeidbar sein.
    »Machen Sie den Leuten Beine, Mr. Bush!« schrie Hornblower.
    »Aye, aye, Sir«, erwiderte der Erste Offizier geduldig.
    Diese Geduld ärgerte den Kommandanten erst recht. Sie enthielt einen gelinden Vorwurf, den nur Bush und Hornblower als solchen erkannten. Hornblower wußte sehr wohl, daß sein Erster Offizier alles tat, was in seinen Kräften stand, und daß er die ihm unterstellten Leute zu Höchstleistungen antrieb. Die Bemerkung des Kommandanten war daher nur eine Äußerung seiner Nervosität, und das erkannte Bush. Hornblower ärgerte sich selbst darüber, daß er so unvorsichtig von seiner Regel abgewichen war, zu seinen Offizieren kein unnötiges Wort zu sagen, und um jetzt eine Entschuldigung dafür zu finden, begab er sich unter Deck in seine Kajüte, was er eigentlich nicht beabsichtigt hatte.
    Der Posten trat zur Seite, als er seine Kammer aufsuchte. Hier gab es reichlich Platz. Selbst die Anwesenheit eines Zwölfpfünders ließ genug Raum für seine Koje, den Schreibtisch und die Kommode. Polwheal hatte bereits alles eingerichtet. Auch die angrenzende Wohnkajüte war sehr geräumig. Die Holländer, von denen die Sutherland gebaut worden war, legten offenbar großen Wert auf die gute Unterbringung des Kommandanten. Die Kajüte erstreckte sich quer über die ganze Breite des Achterschiffs, und die großen Heckfenster machten sie freundlich und hell, wozu noch die lichte Tönung der Wände beitrug. Wirkungsvoll hob sich davon das Schwarz der beiden Zwölfpfünder ab. Ein paar Leute halfen dem platt an Deck liegenden Polwheal dabei, mehrere Weinkisten in der kleinen Vorratslast zu verstauen. Hornblower runzelte unwillkürlich die Stirn. Noch konnte er nicht die Einsamkeit der Heckgalerie genießen, denn durch die Fenster hindurch konnten die Matrosen ihn sehen. Er kehrte also in seine Kammer zurück und ließ sich seufzend auf die Koje sinken.
    Bald aber brachte ihn die ihn bewegende Unruhe wieder auf die Beine. Er setzte sich an seinen Schreibtisch, zog ein knisterndes Blatt Papier hervor und begann zu lesen.
    Es waren die Befehle, die der Konteradmiral der Roten Flagge, Sir Percy Gilbert Leighton, für das ihm unterstellte, im westlichen Mittelmeer operierende Geschwader ausgegeben hatte.
    Sie enthielten nichts Außergewöhnliches. Britische, spanische und portugiesische Nacht- und Erkennungssignale, Bestimmungen über einen Treffpunkt für den Fall zeitweiliger Trennung, einige Bemerkungen über die Taktik, die bei einem feindlichen Angriff auf den Geleitzug anzuwenden war. Das Flaggschiff sollte die für Lissabon bestimmten Schiffe in den Tajo bringen und dort vermutlich neue Befehle empfangen. Die Caligula erhielt den Auftrag, die Frachtschiffe Harnet und Nancy nach Port Mahon zu geleiten, und die Sutherland war dazu bestimmt, bis zum fünfunddreißigsten Breitengrad bei den Ostindienfahrern zu bleiben und erst dann durch die Straße von Gibraltar zu segeln und die Landzunge von Palamos anzusteuern, wo das Geschwader sammeln sollte. Die Kommandanten und Kapitäne wurden darauf hingewiesen, daß sich die Küste von Andalusien, mit Ausnahme von Cadiz und Tarifa, in den Händen der Franzosen befand. Das gleiche galt von der katalanischen Küste zwischen der Landesgrenze und Tarragona. Beim Einlaufen in einen spanischen Hafen war äußerste Vorsicht am Platze, da man nie mit Gewißheit sagen konnte, ob er vom Feinde frei war.
    Viel ließ sich zwischen den Zeilen der ausführlichen Anweisungen lesen. Hornblower ersah daraus, daß England fünf Jahre nach dem Sieg bei Trafalgar zwar die größte Flotte aller Zeiten besaß, dennoch aber die äußersten Anstrengungen machen mußte, die errungene Seeherrschaft zu sichern. In zahlreichen Häfen Europas, in Hamburg, Antwerpen, Brest, Toulon, Venedig, Triest und anderen, ließ der Korse nach wie vor Schiffe bauen, so daß diese Häfen unausgesetzt von sturmzerzausten englischen Geschwadern beobachtet werden mußten. Sofern sie verfügbar gewesen wären, hätte man einhundertundzwanzig Linienschiffe allein für die Durchführung der Blockade einsetzen können, ohne Rücksicht auf sonstige Aufgaben der Marine. Dazu kam noch, daß überall an den Küsten des Festlandes, in Fischerhäfen und anderen Schlupfwinkeln, Kaperschiffe auf der Lauer lagen, um in schnellem Vorstoß über britische Handelsschiffe herzufallen.
    Zuweilen handelte es sich dabei nur um große, stark bemannte Ruderboote. Dieser Gefahren wegen mußten die

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