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Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Titel: Hornblower 06 - An Spaniens Küsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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drüben gleich im Bilde ist, daß ich keine Dummheiten dulde. Von jedem der Schiffe da drüben benötige ich zwanzig Mann.«
    »Zwanzig!« wiederholte Bush bewundernd. Wenigstens ging sein Kommandant aufs Ganze!
    »Zwanzig von jedem. Und vergessen Sie nicht, daß ich ausschließlich Weiße haben will. Keine Laskaren. Und jeder muß ein erfahrener Seemann sein. Vor allem ist es mir um Richtkanoniere zu tun. Sie haben doch Verwendung für ein paar brauchbare Artilleristen, Gerard?«
    »Donnerwetter, jawohl, Sir!«
    »Schön. Ich danke den Herren.«
    Hornblower wandte sich ab. Selbständig war er zu seinem Entschluß gelangt, den er nicht mehr zu erörtern wünschte. Die Sutherland hatte sich inzwischen dem Geleitzug genähert. Erst wurde die Barkaß und gleich darauf die Pinnaß zu Wasser gebracht. Die Boote hielten auf die in geringem Abstand voreinander liegenden Schiffe zu, während die Sutherland etwas nach Lee abfiel, um ihre Rückkehr zu erwarten. Mit backgebraßtem Großmarssegel blieb sie beigedreht liegen.
    Durchs Glas sah Hornblower blanke Waffen glitzern, als Gerard mit seinen Leuten an Deck der Lord Mornington enterte. Gerard trat sofort sehr nachdrücklich auf, um den Gedanken an Widerstand erst gar nicht aufkommen zu lassen. Hornblower fiel es schwer, seine fieberhafte Erregung zu unterdrücken. Mit einem Ruck schob er sein Fernrohr zusammen und begann, schnellen Schrittes an Deck hin und her zu gehen.
    »Boot von der Lord Mornington , Sir«, meldete Rayner nach einem Weilchen. Er war ebenso erregt wie sein Kommandant, doch verbarg er es viel weniger.
    »Danke«, sagte Hornblower gewollt gleichgültig.
    In Wirklichkeit fühlte er sich wesentlich erleichtert. Wenn Osborn Gerards Ansinnen scharf zurückgewiesen und seine Leute zu den Waffen gerufen hätte, so wäre die Lage sehr kritisch geworden. Ein Kriegsgericht wäre imstande gewesen, von Mord zu sprechen, falls jemand bei der Durchführung einer ungesetzlichen Handlung das Leben eingebüßt hätte. Andrerseits hatte er damit gerechnet, daß sich Osborn vollkommen überrumpeln und es auf einen bewaffneten Widerstand nicht ankommen ließ. Hornblowers Voraussetzungen erwiesen sich als richtig. Osborn erhob Protest, und Protest mochten sie immerhin dutzendweise erheben, zumal der Rest der Kapitäne dem Beispiel ihres Kommodore folgen würde, und während sie protestierten, wurden sie ihre Leute los.
    Osborn erschien persönlich. Blauroten Gesichts, ein Bild gekränkter Würde, durchschritt er die Fallreepspforte.
    »Herr Kapitän Hornblower!« schrie er, als er den Fuß an Deck setzte. »Das ist eine Vergewaltigung! Ich erhebe energischsten Einspruch. In diesem Augenblick mustert Ihr Leutnant meine Mannschaft, um mehrere von ihnen zum Dienst zu pressen.«
    »Er handelt auf meinen Befehl.«
    »Ich wollte meinen Ohren nicht trauen, als er das behauptete.
    Sind Sie sich dessen bewußt, Sir, daß Sie damit in unerhörter Weise gegen die Gesetze verstoßen? Es ist eine unglaubliche Übertretung der von der Admiralität herausgegebenen Bestimmungen; eine Vergewaltigung, Sir! Die Fahrzeuge der Ehrenwerten Ostindischen Kompanie dürfen nicht von Preßkommandos behelligt werden. Als dienstältester Kapitän erhebe ich flammenden Protest gegen Ihre Handlungsweise!«
    »Ich werde diesen Protest gern zur Kenntnis nehmen, wenn Sie ihn erheben, Sir.«
    »Ja... aber...«, stotterte Osborn. »Ich habe ihn ja soeben schon erhoben, Sir.«
    »Ach so«, meinte Hornblower. »Ich dachte, dies wären erst einleitende Bemerkungen.«
    »Durchaus nicht!« tobte Osborn, der ungeachtet seiner schwerfälligen Gestalt fast auf dem Deck umherzutanzen begann. »Ich habe protestiert, Sir, und ich werde fortfahren zu protestieren. Die Aufmerksamkeit der Höchsten des Landes werde ich auf diese Vergewaltigung lenken. Von den Enden der Erde werde ich freudig herbeieilen, Sir, um vor dem Kriegsgericht als Zeuge gegen Sie aufzutreten. Ich werde nicht ruhen und nicht rasten... keinen Stein werde ich auf dem anderen lassen... Ich werde meinen ganzen Einfluß aufbieten, um dieses Verbrechen entsprechend geahndet zu sehen. Zugrunde richten werde ich Sie!«
    »Aber Herr Kapitän...«, begann Hornblower versöhnlich.
    Osborn, der bereits in dramatischer Weise seinen Rückzug antreten wollte, stutzte. Ein flüchtiger Seitenblick hatte dem Kommandanten der Sutherland verraten, daß die Boote bereits auf zwei andere Opfer zuhielten, nachdem sie offenbar die ersten beiden aller als Rekruten in Frage

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