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Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Titel: Hornblower 06 - An Spaniens Küsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Selbstgefühl.
    »Aus Ihrem so frühzeitigen Eintreffen schließe ich, daß Sie eine noch schnellere Reise hatten als wir«, sagte Bolton, worauf sich die Unterhaltung in technische Einzelheiten verlor, die selbst dann noch erörtert wurden, als das Essen aufgetragen war.
    Offenbar wußte Bolton auch nicht, welche Speisen der sengenden Hitze angemessen waren. Es gab eine vorzügliche, aber schwere Erbsensuppe, Meeräschen, die unmittelbar vor der Abfahrt von Port Mahon an Bord gebracht worden waren, einen Hammelrücken mit gedünstetem Kohl und schließlich einen etwas reichlich reif gewordenen Stiltonkäse. Der achso süße Portwein entsprach nicht sonderlich dem Geschmack des Gastes. Er vermißte den Salat und die Früchte, die unzweifelhaft auf Menorca zu haben gewesen wären.
    »Leider nur 'n spanischer Hammel«, meinte Bolton, der das Vorlegemesser schwang. »Mein letztes englisches Schaf starb, während wir in Gibraltar lagen, eines geheimnisvollen Todes und wurde in der Offiziersmesse verspeist. Aber, nicht wahr, ich darf Ihnen noch eine Scheibe anbieten?«
    »Danke, lieber nicht«, lehnte Hornblower ab. Mannhaft hatte er die ihm vorgelegte, mit Fett getränkte Portion bewältigt. Die stickig heiße Luft der Kajüte ließ ihn schwitzen. Bolton schob ihm den Wein hinüber, und Hornblower goß ein wenig in sein halbgeleertes Glas. Eine langjährige Erfahrung ermöglichte es ihm, scheinbar mit dem Gastgeber Schritt zu halten, während er in Wirklichkeit ganz erheblich weniger trank. Bolton leerte das eigene Glas und füllte es sofort wieder.
    »Na, nun können wir also in aller Gemütsruhe die Ankunft unseres Großmufti, des Konteradmirals der Roten Flagge, abwarten«, meinte Bolton.
    Hornblower erschrak geradezu. Ihm wäre es nie eingefallen, in so respektloser Weise von seinem Vorgesetzten zu sprechen.
    Überdies lag es nicht in seiner Art, Menschen abfällig zu kritisieren, deren Fähigkeiten er noch nicht hatte beurteilen können. Vielleicht wurde seine Zurückhaltung in diesem Falle auch dadurch bedingt, daß der Admiral Lady Barbaras Gatte war.
    Bolton hatte etwas viel getrunken, schenkte sich aber wieder ein. »Der Großmufti«, wiederholte er. »Wir dürfen uns den Hosenboden blankscheuern, während er die Pluto , diesen ollen Pott, von Lissabon hierher steuert. Wind südöstlich; so war's auch gestern. Wenn er nicht schon vorgestern die Straße von Gibraltar passierte, kann's noch acht Tage dauern, bis er hier erscheint; und das nur dann, wenn er die ganze Navigation dem guten Elliott überläßt. Andernfalls werden wir ihn wohl überhaupt nicht zu sehen kriegen.«
    Beunruhigt blickte Hornblower zum Skylight empor. Wenn derlei Äußerungen auf irgendeine Art an höherer Stelle bekannt wurden, konnte das Bolton schlecht bekommen. Der Kapitän durchschaute die Gedanken seines Gastes. »Keine Angst«, lächelte er. »Auf meine Offiziere kann ich mich verlassen. Die haben ebensowenig Achtung wie ich vor einem Admiral, der kein Seemann ist. Na, was schlagen Sie jetzt vor?«
    Hornblower hielt es für zweckmäßig, daß eins der beiden Schiffe nach Norden segelte, um schon jetzt die französischen und spanischen Küstengebiete zu beunruhigen, während das andere die Ankunft des Admirals erwartete. »Ausgezeichneter Gedanke«, nickte Bolton.
    Hornblower war es inzwischen gelungen, die Trägheit abzuschütteln, die sich seiner nach der überreichlichen Mahlzeit bemächtigt hatte. Er wünschte mit der zuerst genannten Aufgabe betraut zu werden. Die Aussicht, alsbald in Tätigkeit treten zu können, übte eine belebende Wirkung auf ihn aus. Er hatte durchaus keine Lust, tagelang an dem vereinbarten Treffpunkt herumzukreuzen. Natürlich fand er sich damit ab, wenn er es nicht vermeiden konnte - eine zwanzigjährige Marinedienstzeit hatte ihn warten gelehrt -, aber sofern es sich irgendwie einrichten ließ, wollte er sich davon drücken. »Wer soll's sein?« meine Bolton. »Sie oder ich?«
    Hornblower zügelte seine Erregung. »Sie sind der ältere von uns beiden. Sie haben zu entscheiden.«
    »Hm... allerdings.«
    Boltons prüfender Blick streifte den Kameraden. »Drei Finger Ihrer Rechten würden Sie dafür geben, wenn ich Ihnen den Vortritt lasse«, sagte er plötzlich. »Sie sind noch immer der unruhige Geist, der Sie an Bord der Indefatigable waren. Ich entsinne mich, daß Sie deswegen Prügel von mir bekamen; es muß Anno 93 oder 94 gewesen sein.«
    Die Erinnerung an den Vorfall trieb Hornblower das Blut in die

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