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Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Titel: Hornblower 06 - An Spaniens Küsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Schläfen. Bis auf den heutigen Tag peinigte ihn zuweilen das Bewußtsein, damals über eine Kanone gezogen und vom Kadettenoffizier geschlagen worden zu sein.
    Er würgte indessen den aufquellenden Zorn hinunter. Gerade jetzt wünschte er keinen Streit mit Bolton, und zudem wußte er, daß er mit dem Gefühl, damals eine Schmach erlitten zu haben, allein stand.
    »1793 war's«, sagte er. »Ich war gerade eingetreten.«
    »Und jetzt sind Sie Kapitän z. S. und die beachtlichste Erscheinung in der unteren Hälfte der Rangliste der Kapitäne«, nickte Bolton. »Du lieber Himmel, wie die Zeit vergeht. Wenn ich nicht selbst so großen Wert darauf legte, würde ich Sie ziehen lassen, Hornblower; allein schon der alten Zeiten wegen.«
    Hornblowers Gesicht drückte eine derartige Enttäuschung aus, daß der andere lachen mußte.
    »Also gut, knobeln wir's aus; Kopf oder Krone.
    Einverstanden?«
    »Natürlich!«
    »Und Sie tragen es mir nicht nach, wenn ich gewinne?«
    »Nein, ganz gewiß nicht.«
    Mit nervenzermürbender Langsamkeit griff Bolton in die Tasche und zog seine Geldbörse hervor, der er eine Guinee entnahm. Er legte die Münze auf den Tisch, und während Hornblower sich alle Mühe geben mußte, seine Unruhe nicht merken zu lassen, steckte er den Beutel wieder ein. Dann hob er das Goldstück auf, das er mit Daumen und Zeigefinger ergriff.
    »König oder Krone?« fragte er, wobei er sein Gegenüber scharf ansah.
    »Krone...«
    Die Guinee klirrte auf die Tischplatte.
    »Krone«, sagte Bolton.
    In aller Umständlichkeit wiederholte sich der Vorgang. Die Börse wurde gezogen, die Guinee hineingesteckt, und der Geldbeutel verschwand in der Hosentasche, während es Hornblower nur mit Mühe fertigbrachte stillzusitzen.
    Bolton schmunzelte. »Potz Kuckuck, ich bin froh, daß Sie gewonnen haben, Hornblower; schon, weil Sie die Dagosprache beherrschen, was ich nicht von mir sagen kann. Sie haben die Kerle ja bereits in der Südsee kennengelernt. Die Sache ist 'ne richtige Aufgabe für Sie. Aber bleiben Sie nicht länger weg als drei Tage. Ich sollte das eigentlich für den Fall, daß inzwischen Seine Großmächtigkeit eintrifft, schriftlich niederlegen, doch will ich Ihnen keine Scherereien machen, Hornblower. Heil und Sieg! Schenken Sie sich aber erst noch mal ein.«
    Hornblower füllte sein Glas nur zu zwei Drittel. Wenn er einen Rest darin zurückließ, hatte er nur ganz wenig mehr getrunken, als er ursprünglich beabsichtigte. Er nippte und lehnte sich zurück, um seine Ungeduld so lange wie irgend möglich zu bemänteln. Schließlich aber hielt er den Zustand nicht mehr aus. Er stand auf.
    »Mensch, Sie wollen doch nicht schon aufbrechen?« wunderte sich Bolton. Er traute seinen Augen nicht.
    »Wenn Sie mich entschuldigen würden«, stammelte Hornblower. »Der günstige Wind...«
    Er brachte noch allerlei Gründe für sein Verhalten vor. Da ihm ohnehin nur eine knapp bemessene Zeit zur Verfügung stand, galt es, sich zu beeilen. Wenn die Sutherland während der Nacht unter Land blieb, konnte man vielleicht in der Frühdämmerung ein feindliches Schiff aufbringen. Im Grunde genommen aber war es die Ungeduld, die Hornblower nicht länger stillsitzen ließ.
    »Also meinetwegen«, brummte Bolton. »Tun Sie, was Sie nicht lassen können. Die Flasche ist noch halb voll. Mein Portwein schmeckt Ihnen wohl nicht?«
    »Ich finde ihn ausgezeichnet«, versicherte Hornblower hastig.
    »Na, dann trinken wir noch ein Gläschen, bis Ihr Boot soweit ist. Das Boot für Herrn Kapitän Hornblower soll klargemacht werden!«
    Die letzten herausgebrüllten Worte waren scheinbar an die Kajütentür gerichtet. Sie wurden sofort von dem draußenstehenden Posten wiederholt.
    Abermals trillerten die Bootsmannspfeifen, als Hornblower die Caligula verließ, und dann glitt die Gig schnell über die im verblassenden Abendlicht silbern schimmernde See. Brown, der Bootssteurer, schielte gespannt zu seinem Kommandanten hinüber. Er hätte gar zu gern erraten, was dieser eilige und verfrühte Aufbruch zu bedeuten hatte. Auch an Bord der Sutherland herrschte höchste Spannung. Bush, Gerard, Crystal und Rayner warteten bereits auf der Kampanje. Dem Ersten Offizier war es anzusehen, daß er auf die Meldung von der bevorstehenden Rückkehr seines Kommandanten aus der Koje gesprungen war.
    Hornblower schenkte den auf ihn gerichteten Blicken keine Beachtung. Längst hatte er es sich zur Regel gemacht, seinen Offizieren keinerlei vorzeitige Erklärungen zu

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