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Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Titel: Hornblower 06 - An Spaniens Küsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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zurückziehen werde. Möglicherweise handelte es sich überhaupt um ein englisches Schiff.
    »Savage, nehmen Sie Ihr Glas, und melden Sie mir, was Sie sehen können.«
    Sofort enterte der Angerufene in den Großtopp.
    »Jawohl, Sir. Sie liegt mit Steuerbordhalsen dicht beim Winde. Bei den derzeitigen Kursen passieren wir sie in Lee. Sie führt die französische Flagge, Sir... und jetzt signalisiert sie. Ich kann das Signal nicht ausmachen, Sir...«
    Was, zum Henker, beabsichtigte die Brigg? Dadurch, daß sie wieder vom Lande abhielt, hatte sie ihr Geschick besiegelt, während sie, wenn sie sofort beim Insichtkommen der Sutherland auf die Küste zugehalten hätte, möglicherweise entkommen wäre. Nun mußte sie dem Briten zur Beute fallen, aber weshalb signalisierte sie dem englischen Linienschiff?
    Hornblower sprang auf das Schanzkleid. Von dort aus konnte er die Marssegel der Brigg über der Kimm erkennen.
    »Jetzt weht das Signal aus, Sir«, rief Savage von droben.
    »MV.«
    »Was, in drei Teufels Namen, bedeutet MV?« fuhr Hornblower den Signalfähnrich an und bedauerte sogleich, daß er sich hatte fortreißen lassen. Ein Blick würde genügt haben.
    Aufgeregt blätterte Vincent im Signalbuch. »Ich weiß nicht, Sir.
    Es ist nicht vermerkt.«
    »Wir werden's bald sehen«, meinte Bush. »Wir kommen schnell näher. Nanu, jetzt wendet sie abermals, aber das hat gar keinen Zweck mehr, Moßjöh... Du bist unser. Donnerwetter, Kerls, das gibtn hübsches Prisengeld für uns!«
    Die erregten Stimmen der auf dem Achterdeck Stehenden drangen nicht bis zu Hornblowers Bewußtsein durch. Der letzte Fluchtversuch des Franzosen bot gleichzeitig die Erklärung für seine bisherigen Bewegungen. Bush, Gerard, Vincent und Crystal waren infolge der Aussicht auf Prisengeld viel zu aufgeregt, um daran zu denken, aber Hornblower erriet, was sich ereignet hatte. Als die Sutherland in Sicht kam, versuchte die Brigg zu fliehen. Dann hatte man die rote Toppsflagge der Sutherland gesehen und sie mit den französischen Farben verwechselt, welcher Irrtum schon verschiedentlich hüben und drüben gemacht worden war.
    Diesmal erwies sich die Tatsache, daß Leighton Admiral der Roten Flagge war, als günstiger Umstand. Dazu kam noch, daß die Sutherland ihrer holländischen Herkunft wegen sehr stark dem französischen Linienschiffstyp ähnelte, während nur drei oder vier Linienschiffe der englischen Flotte einen so breit ausladenden Bug besaßen. Die Brigg hatte die Sutherland demnach für einen Landsmann gehalten, und sowie sie zu dieser Überzeugung gelangte, war sie wieder auf den ursprünglichen Kurs gegangen, um luvwärts von Kap Creus herumzukommen.
    Demnach war das Signal MV das französische Erkennungszeichen; dies zu wissen, lohnte sich immerhin. Erst als die Sutherland nicht wie erwartet das entsprechende Gegensignal setzte, erkannte der französische Kapitän seinen Irrtum und suchte noch in letzter Minute zu entkommen.
    Der Versuch war vom ersten Augenblick an zum Mißlingen verdammt, denn die Sutherland hatte dem anderen bereits die Leeposition abgewonnen, und die Schiffe näherten sich einander auf konvergierenden Kursen. Nochmals wendete die Brigg in der schwachen Hoffnung, sich nach Luv zu freikreuzen zu können. Dafür aber war die Sutherland bereits zu nahe herangekommen.
    »Feuern Sie ihr einen Schuß vor den Bug«, befahl Hornblower.
    Die Drohung genügte, den französischen Kapitän zum Nachgeben zu bewegen. Die Brigg drehte bei, und langsam sank die Trikolore von der Gaffel. Vom Oberdeck des Engländers brausten Jubelrufe empor.
    »Ruhe!« brüllte Hornblower. »Mr. Bush, nehmen Sie ein Boot, und pullen Sie hinüber. Mr. Clarke, Sie sind Prisenoffizier. Nehmen Sie sechs Leute mit, und bringen Sie die Prise nach Port Mahon.«
    Bei seiner Rückkehr strahlte Bush.
    »Brigg Amelie , Sir. Hat vor sechs Tagen Marseille verlassen und wollte nach Barcelona. Nachschub für die Armee.
    Fünfundzwanzig Tonnen Pulver. Hundertfünfundzwanzig Tonnen Hartbrot. Eingepökeltes Rind- und Schweinefleisch.
    Branntwein. Todsicher kauft der Agent der Admiralität in Port Mahon das Schiff mit allem Drum und Dran.« Vergnügt rieb sich Bush die Hände. »Und wir sind das einzige Schiff in Sicht!«
    Falls irgendein anderes britisches Kriegsschiff in der Nähe gewesen wäre, hätte man das Prisengeld teilen müssen. So wie die Dinge lagen, mußte man lediglich Abgaben an den Kommandierenden Admiral der Mittelmeerstation und an den Geschwaderchef

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