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Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Titel: Hornblower 06 - An Spaniens Küsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Admiral Leighton machen. Beide zusammen beanspruchten ein Drittel des Wertes, so daß Hornblower als Kommandant ungefähr zwei Neuntel erhielt. Gering gerechnet, waren das immerhin einige hundert Pfund.
    »Bringen Sie das Schiff vor den Wind«, befahl Hornblower.
    Um nichts in der Welt wollte er sich die Freude darüber anmerken lassen, daß er um eine nicht unerhebliche Summe reicher geworden war. »Wir haben keine Zeit zu verlieren.« Er ging nach unten, um sich zu rasieren. Während er sich den Seifenschaum aus dem Gesicht kratzte und dabei im Spiegelglas sein melancholisches Gesicht betrachtete, kam ihm abermals die Überlegenheit des Meeres über das Land zum Bewußtsein. Die Amelie war ein kleines, fast unbedeutendes Fahrzeug, aber sie trug zwischen zwei- bis dreihundert Tonnen wertvoller Güter.
    Wenn die Franzosen versucht hätten, diese Waren über Land nach Barcelona zu schaffen, so würde das eine umfangreiche militärische Kolonne bedingt haben; hundert oder mehr Wagen und Hunderte von Pferden, die sich über mindestens zwei Kilometer Weges ausgestreckt und zum Schutz gegen spanische Streifscharen einige tausend Soldaten benötigt hätten. Für die Pferde und die Bedeckungsmannschaften wäre Verpflegung mitzunehmen gewesen, was wiederum die Verlängerung der Wagenkolonne erforderlich gemacht haben würde, und das alles wäre mit einer Tagesgeschwindigkeit von fünfundzwanzig Kilometer über die spanischen Straßen gekrochen. Kein Wunder, daß die Franzosen lieber das mit einem Seetransport verbundene Wagnis auf sich nahmen. Welch ein Schlag würde es nun für die vielgeplagte französische Armee sein, daß ein britisches Geschwader in ihrer Flanke stand und die wertvollste Verbindungslinie unterbrochen war.
    Indessen Hornblower von Polwheal begleitet zum Vordeck schritt, um seine Dusche zu nehmen, kam ihm ein neuer Gedanke.
    »Der Segelmacher soll herkommen«, befahl er.
    Potter, der diese Stellung bekleidete, erschien und wartete respektvoll, während sich der Kommandant unter dem Pumpenstrahl drehte.
    »Ich brauche eine französische Flagge, Potter. Es wird sich wohl keine an Bord befinden, was?«
    »Eine französische Flagge? Nein, Sir.«
    »Dann fertigen Sie eine an. Ich gebe Ihnen zwanzig Minuten Zeit, Potter.«
    Hornblower fuhr fort, sich das kalte Wasser über den Körper gießen zu lassen, was ihm an diesem etwas schwülen Morgen besonders gut tat. Es bestand die Wahrscheinlichkeit, daß vom Kap Creus aus kein Franzose die Wegnahme der Amelie beobachtet hatte, und anderes Land war nicht in Sicht gewesen.
    Aber selbst wenn es der Fall gewesen wäre, so hätte die Benachrichtigung der gesamten Küstenstationen doch viele Stunden in Anspruch genommen. Da man nun einmal die Franzosen überrascht hatte, sollte man die sich daraus ergebenden Möglichkeiten auch bis aufs Letzte ausnutzen und alles tun, um den Hieb wirkungsvoll zu gestalten. Hornblower begab sich in seine Kajüte zurück und zog frische Wäsche an, wobei sich seine Gedanken bereits mit den Einzelheiten eines Planes beschäftigten, der immer festere Gestalt gewann.
    »Frühstück, Sir?« fragte Polwheal verführerisch.
    »Bring mir eine Tasse Kaffee auf die Kampanje«, befahl Hornblower. An Essen mochte er nicht denken; vielleicht der ihn beherrschenden Erregung wegen, vielleicht aber auch wegen der überreichlichen Mahlzeit des vergangenen Abends.
    Von der Kampanje aus waren voraus am Horizont schattenhaft bläuliche Massen zu erkennen, die Gipfel der Pyrenäen. Zwischen ihnen und dem Meer verlief die von Frankreich nach Spanien führende Straße. Der Segelmachersmaat kam eilends nach achtern. Er trug ein umfangreiches Bündel.
    »Mr. Vincent«, befahl Hornblower, »lassen Sie diese Flagge an Stelle der unsrigen heißen.«
    Verwundert blickten die auf dem Achterschiff weilenden Offiziere zu der seltsamen Trikolore empor, die langsam an der Gaffel emporstieg, und dann sahen sie untereinander tuschelnd zu ihrem Kommandanten hinüber. Auf der Leeseite stehend, wagte nicht einer von ihnen, den an der Luvreling lehnenden Hornblower anzureden. Hornblower freute sich über ihre Erregung und ihr Schweigen.
    »Schicken Sie die Leute sofort nach beendigtem Frühstück auf die Gefechtsstationen, Mr. Bush. Klarschiff, aber die Pforten bleiben geschlossen. Erste Barkaß und Pinnaß werden klargemacht, um jeden Augenblick gefiert werden zu können.«
    Gleich einem summenden Bienenschwarm erschienen die Mannschaften an Oberdeck. Der durchgegebene

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