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Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Titel: Hornblower 06 - An Spaniens Küsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Bereitstellung ausreichender Mengen von Zug- und Packtieren zugesichert. Da diese offenbar nicht vorhanden sind, müssen die Menschen aushelfen. Wenn es Ihnen recht ist, lassen wir die Kolonne jetzt antreten.«
    Vor jedes Geschütz waren zehn Pferde oder Maultiere gespannt worden, während hundert Mann an den Langtauen halfen. Hundert gingen dem Transport voraus, um durch Hinwegräumen größerer Felsbrocken und Ausfüllen allzu tiefer Löcher den Weg einigermaßen gangbar zu machen. Vierhundert Spanier mußten Kanonenkugeln schleppen, und einige von ihnen führten gleichzeitig mit Pulverfässern beladene Maultiere am Halfter. Claros blickte noch unzufriedener drein, als er sah, daß jeder einzelne Mann seines Tercios zur Arbeit eingeteilt worden war, während zweihundert Seesoldaten von jeder Traglast befreit blieben.
    »Ich wünsche das, Herr Oberst«, sagte Hornblower, als Claros vorstellig werden wollte. »Wenn Ihnen das nicht paßt, dann schaffen Sie bitte einen spanischen Belagerungstrain herbei.«
    Er gedachte wenigstens eine kleine Abteilung disziplinierter Truppen für alle etwaigen Möglichkeiten bereitzuhalten, und seine Entschlossenheit war sichtbar genug, um Claros schweigen zu lassen.
    Von dorther, wo die Muli beladen wurden, ertönte Lärm.
    Zusammen mit Claros eilte Hornblower hinüber. Ein spanischer Offizier bedrohte den Steuermann Gray mit gezogenem Säbel.
    Die zerlumpten Guerilleros schwangen die Flinten.
    »Was soll das heißen? Was geschieht hier?« fragte Hornblower, erst auf englisch und dann auf spanisch, worauf sich ihm alle Gesichter zuwandten. Sämtliche Anwesenden sprachen zu gleicher Zeit wie Schuljungen, unter die der Lehrer tritt. Das hervorgesprudelte Katalanisch des Offiziers war kaum verständlich, weshalb sich Hornblower an Gray wandte.
    »Die Sache ist die, Sir«, sagte der Steuermannsmaat. »Dieser Dago-Leutnant hier, der rauchte nämlich, wie wir die Maultiere beluden. Ich sage zu ihm sehr respektvoll:›Rauchen im Pulvermagazin verboten, Sir‹, aber er achtete nicht darauf; verstand mich vielleicht auch nicht. Darum sagte ich nochmals:›Nix Tabakko rauchen im Magazino, Senor‹, und da pafft er mir doch vierkant ins Gesicht und dreht mir den Rücken zu, Sir. Darum habe ich ihm die Zigarre weggenommen, Sir, und da zog er gleich blank.«
    Inzwischen hatte Claros die Beschwerde seines Untergebenen entgegengenommen. Oberst und Kapitän standen einander gegenüber.
    »Ihr Matrose hat meinen Offizier beleidigt«, sagte Claros.
    »Der Offizier hat sich sehr töricht benommen«, erwiderte Hornblower. Beide Teile glaubten offenbar im Recht zu sein.
    »Sehen Sie bloß, Sir«, ließ sich Gray wieder vernehmen. Er deutete auf ein gegen die Rippen eines Tragtiers pendelndes Pulverfäßchen. Es war etwas undicht, und schwärzliches Pulver rieselte daraus hervor. Pulver lag auf den Flanken des Maultiers und auch am Boden. Selbst dem Führer der Freischärler mußte die damit verbundene Gefahr zum Bewußtsein kommen. Claros konnte bei dem Anblick kaum ein Lächeln unterdrücken.
    »Mein Seemann handelte etwas vorschnell«, meinte Hornblower, »aber Sie werden zugeben, Herr Oberst, daß seine Handlungsweise nicht ganz unbegründet war. Natürlich wird er sich entschuldigen, und dann werden Sie vielleicht Ihrerseits ein strenges Verbot erlassen, in der Nähe des Schießpulvers zu rauchen.«
    »Einverstanden«, nickt Claros.
    Hornblower wandte sich an Gray. »Sagen Sie zu dem Offizier:›Gott segne unsern allergnädigsten König.‹Sprechen Sie die Worte in demütiger Weise.«
    Gray machte ein erstauntes Gesicht.
    »Los!« drängte Hornblower. »Tun Sie gefälligst, was ich Ihnen sage.«
    »Gott segne unsern allergnädigsten König, Senior«, murmelte der Steuermannsmaat. Wenn der Tonfall vielleicht auch nicht demütig klang, so war er doch zum mindesten unnatürlich.
    »Der Mann möchte Ihnen sein tiefstes Bedauern wegen seiner Respektlosigkeit ausdrücken«, erläuterte Hornblower dem Offizier, worauf Claros beifällig nickte, ein paar Befehle hervorstieß und sich abwandte. Die Krisis war überwunden und hatte auf keiner Seite Gefühle des Grolles hinterlassen. Die Seeleute grinsten, während die Katalanen hoheitsvoll auf diese leichtherzigen Barbaren niedersahen.

18. Kapitel
    Auf dem Kamm der letzten felsigen Bodenwelle parierte Hornblower sein Pferd durch. Heiß brannte die Augustsonne hernieder. Zahllose Fliegen peinigten ihn, den Gaul und die Begleiter. An seiner Seite ritt Claros.

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