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Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Titel: Hornblower 06 - An Spaniens Küsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Ankunft des Obersten zu melden.«
    Der Stabschef schien sich nicht viel aus der kaum verborgenen Geringschätzung zu machen, die Hornblowers Gesichtszüge ausdrückten. Der Kommandant der Sutherland bezwang sich mühsam, um nicht durch ein Zerwürfnis das Gelingen des Unternehmens in Frage zu stellen.
    »Wir befinden uns hier in höchst gefährlicher Lage«, sagte er.
    Abermals zuckte Claros die Achseln.
    »Meine Leute sind an den Gebirgskrieg gewöhnt. Wenn die Garnison einen Ausfall macht, können wir uns über die Ziegenpfade zurückziehen.« Er deutete zu den Steilhängen der Berge. »Sie werden nicht wagen, uns dorthin zu folgen, und uns jedenfalls niemals einholen.«
    »Und was wird aus meinen Geschützen, meinen Mannschaften?«
    »Ja nun, im Kriege muß man sich stets Gefahren aussetzen«, erwiderte Claros hochmütig.
    Mit einem Ruck drehte sich Hornblower zu dem Seekadetten Longley um.
    »Sie reiten sofort zurück«, befahl er. »Halten Sie die Artillerie an, die ganze Kolonne, jeden Mann, den Sie unterwegs antreffen. Ohne ausdrücklichen Befehl von mir wird kein Schritt mehr vorwärts getan.«
    »Aye, aye, Sir.«
    Longley warf seinen Gaul herum und klapperte davon. Ehe der Junge zur See ging, hatte er offenbar gut reiten gelernt.
    Claros, Hornblower und sämtliche zum Stabe gehörenden Reiter sahen ihm nach. Die Spanier mochten erraten, welche Anordnungen soeben getroffen worden waren.
    »Ich lasse halten, bis ich die Truppen des Obersten Rovira dort unten in der Ebene sehe«, erklärte Hornblower. »Vielleicht haben Sie jetzt die Güte, einen Offizier zu ihm zu schicken?«
    Claros zupfte an den Enden seines langen schwarzen Schnurrbarts und erteilte den entsprechenden Befehl. Es gab noch eine längere Auseinandersetzung unter den sichtlich mißgelaunten jüngeren Offizieren des Stabes, bis einer von ihnen die vom Chef niedergeschriebenen Zeilen an sich nahm.
    Niemand schien sich um den Auftrag zu bemühen, der darin bestand, vielleicht zwanzig Meilen weit unter glühender Sonne zurückzulegen, um die Kolonne Rovira zu suchen.
    »Es ist fast Essenszeit«, sagte Claros. »Wollen Sie so gut sein, die Verpflegungsrationen an meine Leute austeilen zu lassen?«
    Hornblower öffnete unwillkürlich den Mund. Wenn er bisher gedacht hatte, daß ihn nichts mehr in Erstaunen setzen konnte, so sah er sich getäuscht. Das tabakbraune Gesicht des Spaniers ließ erkennen, daß er die Forderung ganz selbstverständlich fand, seine tausend Guerilleros mit den mühsam an Land geschafften Lebensmitteln des Geschwaders zu füttern. Eine schroffe Weigerung lag Hornblower auf der Zunge, doch zögerte er, sie auszusprechen. Er argwöhnte, daß die Freischärler, falls man ihnen nichts zu essen gab, wie Schnee vor der Sonne zerfließen und auf eigene Faust auf Nahrungssuche gehen würden. Noch aber bestand eine schwache Möglichkeit dafür, daß Rovira dennoch erschien, so daß die Belagerung beginnen konnte. Dieser Möglichkeit wegen ging Hornblower auf die Forderung der Verbündeten ein.
    »Ich werde die nötigen Anweisungen geben«, sagte er. Der würdige Oberst schien durchaus nichts darin zu finden, Vergünstigungen von einem Mann zu empfangen, mit dem er beinahe Streit bekommen hätte.
    Alsbald sah man die Engländer und die Katalanen herzhaft kauen. Selbst die Kavalleristen schienen gleich Geiern etwas gewittert zu haben, denn sie kamen eilends herbeigeritten, um an dem Festmahl teilzunehmen, nachdem sie nur ein halbes Dutzend unglücklicher Kameraden zur Beobachtung von Rosas zurückgelassen hatten. Claros und sein Stab machten es sich bequem und ließen sich von den Ordonnanzen bedienen. Nach der Mahlzeit durfte natürlich die Siesta nicht fehlen. Jeder Spanier streckte sich im dürftigen Schatten des Gestrüpps aus und schnarchte, flach auf dem Rücken liegend, drauflos. Daß dabei die Fliegen in Scharen seinen offenen Mund umschwärmten, störte ihn offenbar nicht im geringsten.
    Hornblower aß nicht und schlief nicht. Er war abgesessen und hatte das Pferd seinem getreuen Brown zum Halten gegeben.
    Nun ging er auf der Hügelkuppe auf und ab. Er blickte auf Rosas nieder, und Bitterkeit erfüllte sein Herz. Er hatte dem Geschwaderchef schriftlich die Gründe seines Haltens gemeldet; er hatte es sehr vorsichtig getan, um nicht in den Verdacht zu kommen, ein Querulant zu sein, der überall Schwierigkeiten wittert; aber durch die Antwort war er geradezu in Wut geraten.
    Ob es nicht möglich sei - schrieb Leighton -, mit den

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