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Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Hornblower 06 - An Spaniens Küsten

Titel: Hornblower 06 - An Spaniens Küsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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verfügbaren fünfzehnhundert Mann etwas gegen die Festung zu unternehmen? Wo denn der Oberst Rovira stehe? Die Frage verriet, daß man Hornblower in gewisser Hinsicht für das Nichteintreffen des Genannten verantwortlich machte. Er möge sich die Notwendigkeit einer engen und kameradschaftlichen Zusammenarbeit mit den Verbündeten Großbritanniens stets vor Augen halten. Lange könne das Geschwader übrigens nicht die Truppen Roviras aus eigenen Vorräten verpflegen. Hornblower müsse in taktvoller Weise die Aufmerksamkeit des Obersten Rovira auf die Notwendigkeit lenken, selbst für den Unterhalt seiner Truppen zu sorgen. Es sei natürlich äußerst wichtig, das Eintreffen des englischen Geschwaders durch einen sichtbaren Erfolg zu kennzeichnen, doch dürfe unter keinen Umständen etwas unternommen werden, was den Bestand des Landungskorps gefährde. Leightons Schreiben stellte eine gänzlich überflüssige Stilübung dar, soweit es sich um die gegenwärtige Lage handelte, aber jede Untersuchungskommission würde die Stellungnahme des Admirals außerordentlich klug und vernünftig finden.
    »Verzeihung, Sir«, sagte Brown plötzlich. »Die Froschfresser da unten rühren sich.«
    Erschrocken richtete Hornblower den Blick auf Rosas. Drei Schlangen krochen aus der Festung hervor; drei lange Kolonnen marschierender Truppen.
    Ein heiserer Ruf der spanischen Vedette verriet, daß auch sie die Erscheinung erkannt hatte. Die wenigen Reiter verließen ihren Posten und ritten in gestrecktem Galopp auf die auseinandergezogenen spanischen Freischaren zu. Hornblower beobachtete zunächst weiter. Die Kolonnen schienen kein Ende zu nehmen. Zwei davon wandten sich einem Standpunkt zu, aber die dritte - sie war aus der Zitadelle hervorgekommen - drehte nach Norden ab. Offensichtlich wollte sie den Spaniern den Rückzug ins Innere verlegen. Das Sonnenlicht ließ die Gewehrläufe des Feindes glitzern. Jede der Kolonnen mußte mindestens tausend Mann stark sein. Die spanischen Meldungen, die die Höchststärke der Garnison auf nicht mehr als zweitausend beziffert hatten, waren offenbar so falsch gewesen wie sämtliche anderen Unterlagen.
    Im Galopp kam Claros mit seinem Stabe herbei, um auf die Ebene hinabzuspähen. Sofort erkannte er den Ernst der Lage.
    Wie auf Kommando machten er und seine Begleiter die gleiche Handbewegung; sie deuteten auf die Umgehungskolonne, rissen die Pferde herum und jagten zurück. Sekundenlang hatten die beiden Führer einander Auge in Auge geblickt. Jene des Spaniers waren ausdruckslos, wie immer, aber dennoch durchschaute Hornblower seine Absicht. Wenn Claros, die Verbündeten im Stich lassend, Hals über Kopf nach rechts abmarschierte, so konnte er gerade noch entkommen, und nur danach trachtete er. Hornblower wußte, daß es nur Zeitvergeudung bedeutet haben würde, wenn er den Obersten hätte überreden wollen, den Rückzug des Landungskorps zu decken, selbst wenn die Katalanen befähigt gewesen wären, ein Rückzugsgefecht gegen einen überlegenen Feind durchzukämpfen.
    Die Sicherheit der Landungstruppen beruhte also lediglich auf Selbsthilfe, und es galt, keine Minute zu verlieren. Hornblower bestieg sein Pferd - die Spitzen der feindlichen Kolonnen mußten bald den Fuß der zur Ebene abfallenden Hänge erreichen - und galoppierte hinter Claros her. Doch als er sich der Stelle näherte, wo der Major Laird seine Seesoldaten bereits in Linie aufmarschieren ließ, parierte er sein ohnehin müdes Tier zum Trabe durch. Er durfte sich keine Hast und keine zu große Besorgnis anmerken lassen, da er andernfalls seine eigenen Leute nur nervös gemacht haben würde.
    Auch galt es, schwerwiegende Entschlüsse zu fassen. Am einfachsten schien es zu sein, die Geschütze und das gesamte Gepäck im Stich lassend, so schnell wie möglich zur Landungsstelle abzurücken. Das Leben gedienter Seeleute war zu wertvoll, um leichtherzig geopfert zu werden, und wenn man ohne Zeitverlust handelte, so würden sich alle an Bord und damit in Sicherheit befinden, ehe die Franzosen es verhindern konnten. Andrerseits stand zu erwarten, daß die Preisgabe der Artillerie und ein fluchtartiger Rückzug den kämpferischen Geist der Mannschaften in schwerster Weise beeinträchtigen würde. Ein schrittweises Zurückgehen schloß solche Nachteile aus, zumal wenn die Verluste gering blieben. Hornblowers Entschluß stand fest, als er neben dem Major Laird hielt.
    »Binnen einer Stunde haben wir dreitausend Franzosen auf dem Hals«, sagte

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