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Hornblower 07 - Unter wehender Flagge

Hornblower 07 - Unter wehender Flagge

Titel: Hornblower 07 - Unter wehender Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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sich auf den Namen des französischen Grenzstädtchens. Die Kutsche hielt. Er vernahm Schritte und dann Caillards metallische Stimme: »Im Namen des Kaisers!«, worauf jemand antwortete: «Passez, passez, monsieur!« Weiter rumpelte der Wagen. Die Pferdehufe klapperten auf dem Steinpflaster. In den Häusern waren einige Lichter zu sehen. Auf der Strasse bewegten sich Männer in den verschiedensten Uniformen und auch ein paar hübsch gekleidete Frauen mit Hauben.
    Hornblower hörte Gelächter. Plötzlich bog die Kutsche scharf nach rechts ab und kam dann im Hof eines Wirtshauses zum Halten. Laternen schwankten durchs Zwielicht. Irgend jemand öffnete den Schlag und klappte die Treppe herunter, damit die Gefangenen aussteigen konnten.

4. Kapitel
    Hornblower sah sich in dem Zimmer um, in das er von dem Wirt und dem Sergeanten der Gendarmerie geführt worden war.
    Er war froh, daß ein Feuer im Kamin brannte, denn das lange Sitzen in der Enge des Wagens hatte ihn durchgekühlt und steif gemacht. An der einen Wand stand ein Rollbett und in der Mitte ein bereits weißgedeckter Tisch. Schweren und langsamen Schrittes erschien im Rahmen der Tür ein Gendarm. Er trug mit einem Kameraden die Bahre herein. Er sah sich um, weil er nicht recht wusste, wo man sie niederstellen sollte, und stieß dadurch mit ihr gegen die Wand.
    »Vorsicht!« rief Hornblower scharf. Im gleichen Augenblick jedoch besann er sich darauf, daß er Französisch sprechen musste. »Attention! Mettez le brancard la! Doucement!«
    Brown erschien und kniete neben der Bahre nieder.
    »Wie heißt der Ort?« wandte sich Hornblower an den Wirt.
    »Cerbere;›Hotel Jena‹, monsieur«, antwortete der Mann, wobei er an seiner Lederschürze herumfingerte.
    »Monsieur sind nicht berechtigt, mit irgend jemandem zu sprechen«, mischte sich der Sergeant ein. »Man wird Sie bedienen, doch dürfen Sie das Wort nicht an das Personal des Gasthauses richten. Etwaige Wünsche sind dem vor der Tür stehenden Posten mitzuteilen. Ein anderer steht übrigens draußen vor dem Fenster.«
    Eine Handbewegung lenkte Hornblowers Aufmerksamkeit auf den Dreispitz und den Karabiner eines Gendarmen, der nur undeutlich zu erkennen war.
    »Sie sind zu liebenswürdig, Monsieur«, sagte Hornblower.
    »Ich handle nach Befehl. Das Abendessen wird binnen einer halben Stunde aufgetragen werden.«
    »Ich wäre sehr befriedigt, wenn der Herr Oberst Caillard einen Wundarzt kommen ließe, der sich sofort des Kapitänleutnants Bush annehmen müsste.«
    »Ich werde es ihm melden«, versprach der Sergeant und verließ mit dem Wirt zusammen das Zimmer.
    Als Hornblower sich über ihn beugte, schien es dem Kranken etwas besser zu gehen als in der Frühe. Seine Wangen zeigten ein wenig mehr Farbe, und seine Bewegungen waren kräftiger.
    »Kann ich etwas für Sie tun, Bush?«
    »Ja...«
    Bush erklärte, ein dringendes Bedürfnis zu empfinden.
    Einigermaßen hilflos sah Hornblower seinen Bootsmann an.
    »Ich fürchte, daß ich Sie beide bemühen muss, Sir, denn ich bin ein schwerer Mann«, sagte Bush, als müsse er sich entschuldigen. Und gerade dieser Ton war es, der Hornblower sofort der Lage Herr werden ließ.
    »Aber gewiss«, nickte er mit aller Heiterkeit, die er in seine Stimme zu legen vermochte. »Los, Brown, packen Sie drüben an.«
    Nachdem diese Angelegenheit erledigt worden war - Bush hatte dabei nur ein einziges Mal ein unterdrücktes Stöhnen hören lassen -, entfaltete Brown noch mehr der den Seeleuten eigenen Vielseitigkeit.
    »Soll ich Sie nicht etwas waschen, Sir? Auch sind Sie heute noch nicht rasiert worden, Sir.«
    Bewundernd und sich der eigenen Unzulänglichkeit in diesen Dingen bewusst, beobachtete Hornblower staunend die gewandten Handreichungen des stämmigen Seemannes, der da seinen Ersten Offizier wusch und rasierte. Die Handtücher waren so sachgemäß ausgebreitet worden, daß kein Tropfen Wasser aufs Bettzeug fiel.
    »Danke, Brown.. danke«, murmelte Bush zurücksinkend.
    Die Tür ging auf, und ein kleiner bärtiger Mann in einer halb militärischen Uniform betrat das Zimmer.
    »Guten Abend, meine Herren«, grüßte er. Er sprach die Konsonanten in einer Weise aus, die, wie Hornblower später erkannte, eine Eigenart des Südfranzosen ist. »Wenn ich mich vorstellen darf, ich bin nämlich der Wundarzt. Und dies ist der verletzte Offizier, nicht wahr? Ah, und hier haben wir auch die schriftlichen Anweisungen meines Kollegen aus Rosas.
    Ausgezeichnet!... Sehr

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