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Hornblower 07 - Unter wehender Flagge

Hornblower 07 - Unter wehender Flagge

Titel: Hornblower 07 - Unter wehender Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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Festungskommandanten gestattete ihm zehn Minuten Frist für jeden Besuch, ehe er selbst wieder in seine Zelle gesperrt wurde, in der er traurig den Versuch machte, zum soundsovielten Male das halbe Dutzend Bücher zu lesen, die alles darstellten, was sich in Rosas hatte auftreiben lassen, oder drei Schritte in jeder Richtung auf und niederzugehen, sofern er sich nicht lieber aufs Bett warf, um an Maria und an das Kind zu denken, das im neuen Jahre geboren werden sollte. Qualvoll schweiften seine Gedanken dann immer wieder zu Lady Barbara ab.

2. Kapitel
    In der folgenden Nacht schreckte Hornblower jählings aus dem Schlaf auf, ohne sich vorerst darüber klar zu sein, was ihn geweckt hatte. Dann aber, als sich der Lärm wiederholte, begriff er. Der dumpfe Donner einer über ihm abgefeuerten Kanone war es. Klopfenden Herzens sprang er aus dem Bett, und noch ehe er auf seinen Füssen stand, erhob sich ein Höllenspektakel. Droben feuerten die Geschütze, und irgendwo außerhalb der Zitadelle musste ein heftiger Artilleriekampf stattfinden. Schwacher, von den Wolken zurückzuckender Widerschein des Mündungsfeuers flackerte durch die vergitterten Fenster. Gleich darauf rasselten draußen vor Hornblowers Tür die Trommeln. Hornsignale riefen die Garnison zu den Waffen. Vom gepflasterten Hof hallte das Klappern vieler genagelter Stiefel herauf.
    Das mächtige Pulsieren der Artillerie konnte nur eine bestimmte Bedeutung haben. Im Schutze der Dunkelheit war das britische Geschwader in die Bucht eingelaufen, und nun schmetterten die rollenden Breitseiten in die Flanken der vor Anker liegenden Schiffe. Kaum tausend Meter von dem Gefangenen entfernt, fand eine Seeschlacht statt, von der er nichts sehen konnte. Es war zum Verrücktwerden. Er versuchte, die Kerze anzuzünden, aber seine bebenden Finger kamen nicht mit Stahl und Schwamm zurecht. Zornig warf er die Zunderbüchse zu Boden. Im Finstern zog er sich an, und dann donnerten seine Fäuste gegen die Tür. Er wusste, daß der Posten Italiener war, und er sprach nicht Italienisch, während er fließend Spanisch und schlecht Französisch zu sprechen vermochte.
    »Offizier! Offizier!« brüllte er, und dann hörte er, wie der Wachtposten nach dem Sergeanten der Wache rief, dessen Schritte sich gleich darauf näherten. Das Hinundherlaufen der alarmierten Soldaten war bereits verstummt.
    »Was wünschen Sie?« fragte der Italiener. Hornblower erriet es jedenfalls, obwohl er die Worte nicht verstand.
    »Offizier! Offizier!« tobte er, gegen die schwere Tür polternd.
    Noch immer erbebte die Luft von dem rollenden Artilleriefeuer.
    Endlich drehte sich der Schlüssel im Schloss. Die Tür flog auf, und er blinzelte in das Licht einer Fackel. Zwischen dem Wachtposten und dem Sergeanten stand ein junger Leutnant in sauberer weißer Uniform.
    »Qu'estce que monsieur desire?« fragte er. Er also verstand wenigstens Französisch, wenn er es auch schlecht aussprach.
    Hornblower bemühte sich, seinen Gedanken in der ihm fremden Art Ausdruck zu geben.
    »Ich wünsche zu sehen!« stotterte er. »Ich wünsche die Schlacht zu sehen! Lassen Sie mich auf die Wälle gehen.«
    Der junge Offizier schüttelte unschlüssig den Kopf. Wie die meisten seiner Kameraden hegte auch er freundliche Gefühle für den englischen Kommandanten, der, wie es hieß, binnen kurzem nach Paris befördert und dort erschossen werden sollte.
    »Es ist verboten«, murmelte er.
    »Ich werde nicht fliehen«, versprach Hornblower. Die Erregung löste ihm die Zunge. »Ich schwöre es! Kommen Sie mit, aber lassen Sie mich sehen! Ich will es sehen!«
    Noch immer zögerte der Leutnant.
    »Ich darf meinen Posten nicht verlassen.«
    »Dann lassen Sie mich allein gehen. Ich schwöre Ihnen, daß ich den Wall nicht verlassen, daß ich keinen Fluchtversuch unternehmen werde.«
    »Ehrenwort?«
    »Ehrenwort. Ich danke Ihnen, Herr.«
    Der Leutnant trat beiseite, und Hornblower stürzte aus der Zelle. Über den kurzen Gang erreichte er den Hof, und dann rannte er die Rampe hinauf, die zur seewärts gelegenen Bastion führte. Gerade als er sie erreichte, feuerten die dort stehenden beiden Zweiundvierzigpfünder mit ohrenbetäubendem Krachen, und die langen gelbroten Flammen des Mündungsfeuers blendeten ihn fast. Bitterer, stechender Pulverqualm hüllte ihn ein. Die Bedienungsmannschaften beachteten ihn nicht. Er hastete die steile Treppe zur Kurtine empor, von wo aus er unbehelligt durch das Feuer der schweren Batterie dem Gefecht folgen

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