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Hornblower 07 - Unter wehender Flagge

Hornblower 07 - Unter wehender Flagge

Titel: Hornblower 07 - Unter wehender Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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werden. Man konnte sich in dieser Hinsicht nur auf das Glück verlassen. Überdies lagen diese Gefahren noch im weiten Felde, und Hornblower, der erst vor kurzem sein seelisches Gleichgewicht wiedergefunden hatte, war im Grunde genommen zu faul dazu, sich jetzt schon darüber den Kopf zu zerbrechen. Auch fiel ihm das Pläneschmieden in dem Masse schwerer, als seine Zuneigung für Marie sich vertiefte. Der Abschied von ihr würde ihm nicht leichtfallen.
    Und dann kam der Graf auf einen genialen Gedanken.
    »Wenn Sie es mir gestatten«, begann er eines Abends, »möchte ich Ihnen auseinandersetzen, wie ich mir eine Vereinfachung Ihrer Durchfahrt durch Nantes vorstelle.«
    »Es wird mir ein Vergnügen sein, Ihnen zuhören zu dürfen«, erwiderte Hornblower. Die französische Höflichkeit wirkte ansteckend.
    »Bitte glauben Sie nicht, daß ich mich irgendwie in Ihre Entscheidungen mischen möchte, aber ich dachte, daß Ihnen der Aufenthalt an der Küste wesentlich erleichtert werden könnte, wenn Sie dort als hoher Zollbeamter auftreten.«
    »Das leuchtet mir ein, Herr Graf, doch begreife ich nicht, wie ich das fertigbringen könnte.«
    »Sie müssten sich als Holländer ausgeben, falls die Notwendigkeit eintreten sollte. Da Holland annektiert wurde und König Louis Bonaparte flüchtete, wird man seine Beamten zweifellos in den kaiserlichen Dienst übernehmen. Dem würde es durchaus entsprechen, daß ein Oberst der holländischen Zollwächter nach Nantes entsandt wird, um dort in seine Pflichten eingeweiht zu werden; zumal es Meinungsverschiedenheiten hinsichtlich der Ausübung des Zolldienstes waren, die einen Bruch zwischen den Brüdern Bonaparte herbeiführten. Ihr sehr gutes Französisch ist gerade das, was man von einem höheren holländischen Beamten erwarten würde, obwohl Sie - verübeln Sie mir bitte nicht meine Offenheit - nicht ganz so sprechen wie ein geborener Franzose.«
    »Ja, aber...«, stammelte Hornblower. Ihm wollte es fast so vorkommen, als habe der Graf seinen gesunden Menschenverstand eingebüsst, »es würde schwierig sein und...«
    »Schwierig?« lächelte de Gracey. »Es könnte sogar gefährlich sein, aber - wenn Sie mir gestatten, Ihnen zu widersprechen - Schwierigkeiten sind eigentlich kaum zu erwarten. Sie als Engländer können nicht wissen, welches Gewicht in einem Land wie dem unserigen eine Uniform und ein selbstbewusstes Auftreten haben können. In überraschend kurzer Zeit wurde Frankreich zu einem bürokratischen Staat. Ein Oberst der Küstenwachen kann sich überall frei bewegen und befehlen, was er will. Eines Ausweises bedarf er nicht. Die Uniform ist sein Ausweis.«
    »Aber die besitze ich nicht«, meinte Hornblower, und noch während er sprach, ahnte er, was der Graf sagen sollte.
    »Wir haben hier doch ein halbes Dutzend Frauen, die mit Nadel und Faden umzugehen wissen«, schmunzelte der Hausherr. »Von Marie bis zur kleinen Christine, der Tochter meiner Köchin. Es müsste seltsam sein, wenn es ihren vereinten Bemühungen nicht gelänge, Uniformen für Sie und Ihre Begleiter anzufertigen. Ich darf sogar hinzufügen, daß die an sich so beklagenswerte Verwundung des Monsieur Bush unseren Plänen tatsächlich zugute kommen wird, denn es entspricht durchaus den Gepflogenheiten Bonapartes, invalide Offiziere im Zolldienst zu verwenden. Die Anwesenheit des Herrn Kapitänleutnants würde demnach den durch Ihre Erscheinung hervorgerufenen Eindruck noch verstärken.«
    Durch eine leichte Verneigung vor Bush bat der Graf gewissermaßen um Entschuldigung dafür, daß er auf seines Gastes Verkrüppelung anspielte, aber Bush wurde tödlich verlegen, weil er mindestens zwei Drittel von dem, was gesprochen wurde, nicht verstand. Hornblower jedoch erkannte sofort die Brauchbarkeit des Vorschlags, und während der nächsten Tage machten sich die weiblichen Hausbewohner eifrig mit Schneiderarbeiten zu schaffen, bis jener Abend kam, an dem sich die drei Engländer dem Grafen in ihren hübschen, weiß und rot passepailierten blauen Röcken vorstellten. Die Anfertigung der flotten›Kepis‹hatte Marie die größte Schwierigkeit bereitet, denn diese Art Kopfbedeckung bekam man innerhalb des französischen Staatsdienstes noch wenig zu sehen. Auf Hornblowers Kragen glitzerte der achtzackige Stern, der ihn als Oberst kennzeichnete, und vorn am Kepi trug er die goldene Rosette. Nachdem die drei einige Zeit ernsthaft vor dem Hausherrn paradiert hatten, nickte dieser anerkennend.
    »Ausgezeichnet«,

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