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Hornblower 07 - Unter wehender Flagge

Hornblower 07 - Unter wehender Flagge

Titel: Hornblower 07 - Unter wehender Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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im wesentlichen um Spuren der Vergangenheit, denn Nantes war eine sterbende Stadt. Langsam, aber sicher wurde sie von der britischen Blockade erdrosselt. Die Arbeitslosen, die man auf den Kais herumlungern sah, die verödeten Lagerhäuser, alles kennzeichnete den Schaden, den Frankreichs Handel durch den Krieg erlitt.
    Von der Ebbe mitgerissen, schwamm das Boot unter mehreren Brücken hindurch. An Steuerbord blieb die riesige Masse des herzoglichen Schlosses zurück. Hornblower zwang sich dazu, in lässiger Haltung zu verbleiben, als sei ihm die Umgebung gänzlich gleichgültig. Leise klirrte der Orden auf seiner Brust, wenn er sich bewegte. Ein Seitenblick auf Bush bereitete ihm lebhafteste Genugtuung, denn der ehemalige Erste Offizier der Sutherland saß maskenhaft unbeweglich da und verriet Hornblower gerade dadurch, daß auch er nervös war.
    Bush konnte im Gefecht eine feindliche Breitseite mit prachtvoller Nichtachtung der Gefahr erwarten, aber die derzeitige Lage ging ihm ernstlich auf die Nerven. Er wusste sich von tausend französischen Augen beobachtet, und nur die Untätigkeit vermochte ihn vor Gefangenschaft und Tod zu bewahren. Auf Hornblower wirkte der Anblick wie ein Belebungsmittel. Seine Hemmungen schwanden, und abermals empfand er die Freude und den Kitzel rücksichtslosen Einsatzes der eigenen Persönlichkeit.
    Jenseits der nächsten Brücke begann der Seehafen. Hier lagen zunächst einmal die Fischerboote. Prüfend ließ Hornblower den Blick darüber hingleiten, denn er beabsichtigte, sich eines dieser Fahrzeuge zu bemächtigen. Jetzt sollten ihm die Erfahrungen zugute kommen, die er seinerzeit im Blockadegeschwader des Admirals Pellew gemacht hatte. Er verstand es, mit Fischerbooten umzugehen. Sie waren hauptsächlich zwischen den der bretonischen Küste vorgelagerten Inseln anzutreffen, wo sie den Sardinenfang betrieben, um ihre Beute danach auf den Markt von Nantes zu bringen.
    Er selbst, Bush und Brown konnten ein solches Boot mit Leichtigkeit bedienen, das seetüchtig genug war, sie zu dem Blockadegeschwader und nötigenfalls sogar bis England zu bringen. Im Grunde genommen hatte er sich bereits zu einem solchen Handstreich entschlossen. Scharf befahl er Brown, langsamer zu rudern, während er seine gesammelte Aufmerksamkeit ihnen zuwandte.
    Neben den Fischerbooten lagen zwei amerikanische Schiffe am Kai. Lebhaft flatterte das Sternenbanner im leichten Wind.
    Plötzlich wurde er von einem melancholischen Kettenrasseln abgelenkt. Eine Abteilung Strafgefangener war mit dem Löschen der Ladung beschäftigt. Jeder einzelne der Männer ging tiefgebeugt unter der Last eines Kornsackes. Das war interessant. Nochmals spähte Hornblower hinüber. Die Leute arbeiteten unter militärischer Aufsicht - Hornblower bemerkte die Tschakos und das Blitzen der Gewehrläufe. Demnach handelte es sich offenbar um Deserteure, um Leute, die auf Posten geschlafen hatten, um solche, die den Gehorsam verweigert hatten. In allen Winkeln Europas standen Truppen Bonapartes. Das kriegsgerichtliche Urteil verwies sie›auf die Galeeren‹, und da diese Schiffsgattung innerhalb der französischen Marine keine Verwendung mehr fand, beschäftigte man sie jetzt bei allen schweren, in den Häfen zu verrichtenden Arbeiten. Als Hornblower noch als Leutnant an Bord der Indefatigable Dienst tat, hatte er zweimal kleine Abteilungen dieser Verzweifelten aufgelesen, die in gleicher Weise aus Nantes entflohen waren, wie er es jetzt vorhatte.
    Und dann fiel der Blick der drei auf etwas, das sie bewog, sich straff aufzurichten. Da lag ein Schiff, über dessen zerfetzter blauer Flagge die französische Trikolore wehte.
    »Die Witch of endor ist's, die›Hexe von Endor‹, stieß Bush heiser hervor. »Letztes Jahr wurde sie von einer französischen Fregatte in der Höhe von Noirmoutier unter einer Leeküste gestellt. Ein Kutter von zehn Geschützen! Bei Gott, das sieht den Franzosen ähnlich, daß sie noch elf Monate später die französischen Farben über den britischen wehen lassen.«
    Ein schnittiges Schiffchen war die Hexe. Selbst vom Fluss aus fielen ihnen die eleganten Linien auf, die sämtlich auf Schnelligkeit und Seetüchtigkeit deuteten.
    »Die Froschfresser haben sie nicht einmal übertakelt, wie es sonst ihre Art ist«, bemerkte Bush.
    Der Kutter war seeklar. Ihre sachverständigen Augen konnten die Segelfläche des festgemachten Großsegels und des Klüvers abschätzen. Der hohe schlanke Mast schien ihnen fast unmerklich

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