Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hornblower 07 - Unter wehender Flagge

Hornblower 07 - Unter wehender Flagge

Titel: Hornblower 07 - Unter wehender Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
Vom Netzwerk:
fuhr Gambier fort. »Die Regierung wird ihn bei seinem Eintreffen zurückkaufen müssen.«
    Daran hatte Hornblower noch gar nicht gedacht, doch bedeutete dieser Umstand für ihn einen Gewinn von mindestens tausend Pfund.
    »Ihr Bootsmann hat Dusel«, grinste Calendar. »Der bekommt den ganzen Anteil der Mannschaft.«
    Auch das stimmte. Brown würde ein Viertel des Gesamtwertes der Witch of Endor erhalten. Er konnte sich einen kleinen Bauernhof kaufen oder ein Geschäft anfangen, wenn ihm das mehr zusagte.
    »Die Witch of Endor wird warten, bis Ihr Bericht fertig ist«, erklärte Gambier. »Ich werde Ihnen meinen Sekretär schicken.
    Kapitän Calendar wird Ihnen eine Kammer zur Verfügung stellen und Sie mit allem Nötigen versehen. Ich hoffe, daß Sie weiterhin mein Gast bleiben werden, bis ich nächste Woche nach Portsmouth in See gehen werde. Es wird so am besten sein, denke ich.«
    Die letzten Worte stellten eine taktvolle Anspielung auf die Lage an, in der sich Hornblower befand. Die Tatsache, daß er sich des Verlustes der Sutherland wegen vor einem Kriegsgericht verantworten musste, bedingte vorläufigen Arrest.
    Nach altem Brauch wurde dieser dadurch gekennzeichnet, daß der Betreffende unter Aufsicht eines mindestens ebenso dienstalten Offiziers verblieb. Demnach kam eine Heimreise mit der Witch of Endor gar nicht in Frage.
    »Jawohl, Mylord«, sagte Hornblower.
    Ungeachtet der höflichen Rücksichtnahme des Admirals und der offenkundigen Bewunderung Calendars behielt Hornblower doch das Gefühl, als zöge sich ihm die Kehle zusammen, und der Gedanke an jenes kriegsgerichtliche Verfahren bedrückte ihn. Seine Lippen waren trocken, und diese Empfindungen schwanden auch dann nicht, als er versuchte, sich zu beruhigen und den Bericht mit Hilfe eines geschickten jungen Geistlichen abzufassen, der ihn in der ihm zugewiesenen Kammer aufsuchte.
    »Arma virumque cano«, meinte der Sekretär des Admirals nach den ersten einleitenden Sätzen, nach denen Hornblower sofort mit der Schilderung des Seegefechtes bei Rosas begann.
    »Sie gelangen gleich in medias res, Sir, wie es jeder gute Epiker tun sollte.«
    »Hier handelt es sich um einen dienstlichen Bericht!« sagte Hornblower kurz. »Ich fahre da fort, wo mein letztes, an den Admiral Leighton gerichtetes Schreiben endete.«
    Die winzige Kammer gestattete ihm, nur drei Schritte nach jeder Seite zu machen, und dabei musste er sich obendrein tief bücken. Irgendein unglücklicher›Sub‹, ein junger Leutnant, war seinetwegen hinausgeworfen worden. An Bord eines Flaggschiffs, mochte es auch ein so großer Dreidecker wie die Victory sein, überstieg die Nachfrage nach Kammern stets bei weitem die Zahl der verfügbaren Räume. Der Stab des Admirals brauchte sehr viel Platz. Hornblower ließ sich auf dem Bodenstück des neben der Koje stehenden Zwölfpfünders nieder.
    »Bitte fortfahren«, befahl er. »Diese Umstände in Rechnung stellend, beschloss ich...«
    Endlich gelangte er zum Schluss. Zum drittenmal bereits hatte er an diesem Vormittag seine Erlebnisse geschildert, und für ihn hatten sie somit allen Reiz verloren. Schrecklich müde war er.
    Der Kopf sank ihm auf die Brust, während er dort auf der Kanone saß, und er erwachte von seinem eigenen Schnarchen.
    »Sie sind müde, Sir«, meinte der Sekretär teilnahmsvoll.
    »Ja.«
    Er musste sich zum Wachbleiben zwingen. Die Augen des Sekretärs leuchteten vor Bewunderung. Diese offensichtliche Heldenverehrung machte Hornblower befangen.
    »Wenn Sie dieses eben unterschreiben wollen, Sir. Siegel und Gegenzeichnung können noch warten.«
    Er erhob sich vom Stuhl. Hornblower ergriff die Feder und warf seine Unterschrift unter die Urkunde, auf Grund derer er sich bald auf Tod und Leben würde verantworten müssen.
    »Danke verbindlichst, Sir«, sagte der Sekretär und raffte die Papiere zusammen.
    Hornblower schenkte ihm keine Beachtung mehr. So wie er war, warf er sich auf die Koje. Ihm kam es vor, als versinke er mit rasender Geschwindigkeit in einem schwarzen Abgrund. Er schnarchte bereits, ehe der Sekretär die Tür erreicht hatte, und nichts merkte er davon, daß er fünf Minuten später mit einer Decke zurückkehrte und auf Zehenspitzen zur Koje schritt, um sie über ihn zu breiten.

17. Kapitel
    Etwas unsagbar Peinvolles rief Hornblower ins Leben zurück.
    Sein Inneres sträubte sich dagegen. Eine Qual war dieses Erwachen, dieses Schwinden der Bewusstlosigkeit. Vergebens suchte er sich an den wohltuenden bisherigen

Weitere Kostenlose Bücher