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Hornblower 07 - Unter wehender Flagge

Hornblower 07 - Unter wehender Flagge

Titel: Hornblower 07 - Unter wehender Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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auf Hardys Fragen zu antworten. Zu übervoll war sein Herz, zu müde und abgespannt sein Hirn.
    »Kommen Sie mit in meine Kajüte«, sagte Hardy freundlich.
    So phlegmatisch er auch im allgemeinen zu sein pflegte, so hatte er doch einiges Verständnis für des anderen Lage.
    Hier drunten war es gemütlicher. Man saß auf dem mit Kissen belegten Sofa unter dem an der Wand hängenden Bild Nelsons.
    Überall knackte es leise im Gebälk, und durch das große Heckfenster schimmerte das blaue Meer herein. Hornblower berichtete ein wenig von seinen Erlebnissen, vermied aber alle Einzelheiten und begnügte sich mit einem Dutzend kurzer Sätze, denn er wusste, daß Sir Thomas kein Freund von vielen Worten war. Der Kommandant der Triumph hörte indessen aufmerksam zu. Er strich sich über den Backenbart und nickte zuweilen.
    »Die Gazette brachte einen ellenlangen Bericht über den Angriff auf die in der Rosas-Bay liegenden Franzosen«, bemerkte er. »Leightons Leiche wurde zur Bestattung in die St. Pauls-Kathedrale übergeführt.« - Die Kajüte begann sich um Hornblower zu drehen. Hardys gutmütiges Gesicht verschwand samt dem imponierenden Bart im Nebel.
    »Er ist also gefallen?«
    »In Gibraltar erlag er seinen Wunden.« Barbara war Witwe; war es bereits seit einem halben Jahr.
    »Haben Sie irgend etwas von meiner Frau gehört?« fragte Hornblower. Hardy fand die Frage durchaus begreiflich, wenn er sich selbst auch sehr wenig aus Frauen machte. Auch sah er keine Gedankenverbindung zwischen diesen Worten und der vorangegangenen Unterhaltung.
    »Ich entsinne mich, gelesen zu haben, daß die Regierung ihr eine Rente gewährte, nachdem die Nachricht von... von Ihrem Tode eingetroffen war.«
    »Sonst nichts? Sie erwartete ein Kind.«
    »Nicht, daß ich wüsste, aber ich bin schließlich seit vier Monaten hier an Bord.«
    Hornblower ließ das Haupt auf die Brust sinken. daß Leighton tot war, verwickelte seine Angelegenheiten nur noch mehr. Er wusste nicht, ob er sich darüber freuen sollte oder nicht. Barbara würde für ihn so unerreichbar sein wie zuvor, und vielleicht musste er, wenn sie sich wieder vermählte, alle Qualen der Eifersucht von neuem durchmachen.
    »Nun, wie wär's jetzt mit einem Frühstück?« fragte Hardy.
    »Drüben an Bord des Kutters sind Bush und mein Bootssteurer«, antwortete Hornblower. »Erst muss ich für sie sorgen.«

16. Kapitel
    Während sie in der Kajüte beim Frühstück saßen, erschien ein Midshipman.
    »W. O. meldet das Insichtkommen der Flotte, Sir«, wandte er sich an Hardy.
    »Sehr schön.« Und als der Fähnrich wieder verschwunden war, sagte er zu Hornblower: »Ich muss Ihr Eintreffen Seiner Lordschaft melden.«
    »Führt er noch immer das Kommando?« wunderte sich Hornblower. Für ihn war es eine Überraschung, daß die Regierang dem Admiral Lord Gambier drei Jahre lang die Führung der Kanalflotte überlassen hatte, obwohl er in katastrophaler Art eine sich ihm vor der baskischen Küste darbietende Gelegenheit zum Angriff versäumt hatte.
    »Nächsten Monat holt er seine Flagge nieder«, antwortete Hardy mürrisch. Die meisten Offiziere verloren ihre gute Laune, wenn sie auf›Diesmal Jimmy‹zu sprechen kamen, den›Traurigen Jimmy‹. »Vor dem Kriegsgericht haben sie erfolgreich eine Mohrenwäsche an ihm vorgenommen. Er wurde freigesprochen, und deshalb musste man ihn drei Jahre im Kommando belassen.«
    Ein Schatten der Verlegenheit huschte über Hardys Züge.
    Einem Mann gegenüber, der sich bald selbst würde verantworten müssen, hatte er von Kriegsgerichten gesprochen.
    »Wahrscheinlich blieb ihnen nichts anderes übrig«, meinte Hornblower, der sich im stillen fragte, ob man sich auch seinetwegen so viel Mühe geben werde.
    Hardy brach das etwas peinliche Schweigen, das diesen Worten folgte. »Wollen Sie mich nicht an Deck begleiten?« fragte er.
    In Lee erschien über der Kimm eine lange Reihe dicht beim Wind segelnder Schiffe. Tadellos hielten sie die Abstände der Kiellinie inne, und während Hornblower sie beobachtete, wendeten sie mit einer Genauigkeit, als würden sie alle an einer einzigen Kette bewegt. Die Kanalflotte führte formal taktische Übungen aus; achtzehn Kriegsjahre hatten sie unzweifelhaft zu der am besten ausgebildeten Flotte der ganzen Welt gemacht.
    Während Kapitän Hardy den Spruch diktierte, beobachtete Hornblower das Geschwader. Der die Admiralsflagge im Topp führende Dreidecker stand an der Spitze der langen Linie. Die breiten Streifen der

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