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Hornblower 08 - Der Kommodore

Hornblower 08 - Der Kommodore

Titel: Hornblower 08 - Der Kommodore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. S. Forester
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überdies die Wahrheit seiner Behauptungen bezeugen - Hornblower war froh, ihn freigelassen zu haben.
    »Ich will Diebitsch einen Ausfall machen lassen, um die drüben etwas in Bewegung zu bringen«, sagte Essen. »Ich muß unbedingt sehen, wie sie diese Nachricht aufgenommen haben.
    Haben Sie Lust, mich zu begleiten, Sir?«
    »Natürlich«, sagte Hornblower und fand im Augenblick aus seinen Träumen zur Wirklichkeit zurück. Er war immer noch etwas ›mazy‹ oder durcheinander, wie man früher, als er noch ein Junge war, in seinem Dorf die angetrunkenen Leute zu nennen pflegte. Das kam von der Müdigkeit, die ihn jetzt nie verließ, vom vielen Nachdenken und von der ewigen Aufregung. Er teilte Bush mit, daß er beabsichtige, von Bord zu gehen.
    »Sie sind doch völlig von Kräften, Sir«, erlaubte sich Bush einzuwenden. »Sie sind nur ein Schatten Ihrer selbst. Schicken Sie jemand anderen, Sir, schicken Sie mich oder Duncan. Sie haben wirklich alles Notwendige getan, Sir.«
    »Nein, noch nicht alles«, sagte Hornblower. Trotz seiner Ungeduld nahm er der Höflichkeit zuliebe eine Verzögerung in Kauf, indem er Essen eine Erfrischung anbot und vorschlug, die herrliche Nachricht durch einen Umtrunk zu feiern.
    »Sehr liebenswürdig von Ihnen, aber ich muß leider danken«, sagte Essen zu Hornblowers größter Erleichterung. »Diebitsch greift in der Abenddämmerung an, und die Tage sind schon sehr kurz.«
    »Sie nehmen doch Ihr Chefboot, Sir, nicht wahr?« beharrte Bush. »Nehmen Sie Brown mit!«
    Bush sorgte sich um ihn wie eine Mutter um ihren waghalsigen Jungen, wie eine Henne um ihr einziges Küken. Es machte ihn immer unruhig, sein ein und alles, seinen Hornblower, in der Obhut dieser Russen zu wissen, bei denen man nie wußte, wie man dran war. Hornblower mußte über Bushs besorgte Miene lächeln. »Also ja, Ihnen zuliebe«, sagte er.
    Das Chefboot folgte dem Ruderboot des Gouverneurs durch die freie Rinne im Eis. Hornblower saß jedoch mit Essen in der Plicht des russischen Bootes. Der Himmel war winterlich grau, und es blies ein kalter Wind. »Es gibt bald mehr Schnee«, sagte Essen mit einem Blick auf die dunklen Wolkenbänke. »Gnade Gott den Franzosen.«
    Bei dem sonnenlosen Wetter fühlte man die Kälte wie einen Hauch des Todes. Hornblower dachte an die französischen Soldaten, die jetzt über die einsamen russischen Ebenen marschierten, und empfand tiefes Mitleid mit ihnen.
    Nachmittags begann es dann wirklich zu schneien, die Flocken hüllten Strom und Dorf in ihrem Schleier, die zerwühlten Brustwehren, die zerstörten Geschütze und die vielen Soldatengräber überall im Dorf wurden zu unschuldigen, weißen Hügeln. Als die stets willigen russischen Grenadiere in ihre Gräben einrückten und von dort aus gegen die feindlichen Linien vorgingen, senkte sich schon vorzeitige Dunkelheit auf das Land herab. Sie konnten das Niemandsland zwischen den beiden Fronten zur Hälfte durchmessen, ehe drüben die Geschütze zu sprechen begannen und ihre roten Mündungsflammen seltsam aus dem weißen Schnee hervorstachen.
    »Sieht nicht nach Rückzug aus«, bemerkte Clausewitz, der mit Essen und Hornblower auf der Galerie der Kirche stand und das erbitterte Ringen beobachtete. Wenn es noch einer Bestätigung dieser Annahme bedurfte, dann wurde diese alsbald von der Abteilung selbst geliefert, die den Ausfall unternommen hatte und nun nach großen Verlusten im Dunkel der Nacht zu ihren Stellungen zurückströmte. Die Angreifer hatten sich ihrem Ausfallversuch mit Schwung entgegengeworfen, schon das Niemandsland war durch Patrouillen gesichert gewesen, und die Gräben waren in ausreichender Stärke besetzt. Zur Vergeltung begann der Gegner nun mit seiner Belagerungsartillerie zu feuern, daß die Erde im Donner der Geschütze bebte und die Blitze des Mündungsfeuers wieder und wieder die Nacht erhellten. Natürlich war es bei der herrschenden Finsternis nicht möglich, genau gezielt und mit richtiger Erhöhung zu schießen.
    Deshalb streuten die Geschosse bald über das ganze Dorf und zwangen seine Besatzung, auch in dessen rückwärtigen Teilen bis zum Ufer der Düna in ihren Graben sichere Deckung zu nehmen. Da kamen in hohem Bogen auch die Granaten der Mörserbatterien angeflogen, die der Gegner unlängst in seinem zweiten Parallelgraben eingebaut hatte. Hier, dort, überall schlugen sie ein, alle zwei, alle drei Minuten eine, und jedesmal spritzten Feuer und Sprengstücke nach allen Richtungen auseinander, es sei

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